Kapitel 14

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Danach schlenderten wir mit vollen Magen auf die Couch im Wohnzimmer. Ich plumpste mich hin und Tyler genau neben mich. Besser gesagt, ganz, ganz, ganz nah bei mir. Aber trotzdem störte es mich nicht besonders. Er schaltete den Fernseher ein. Die Weichbirne rückte noch näher an mich heran, als er es schon war. Blitzschnell durchforstete er das Fernsehprogramm. „Halt Stopp!", schrie ich auf. „Was hast du denn auf einmal?" „Geh zurück! Da war grad New Girl!" Er sah mich mit großen Augen an und fragte, ob ich das ernst meinte. „Na klar und jetzt geh sofort wieder zurück!". Ich tätschelte so lange seinen Arm, bis er zurück auf den Sender ging. Schlussendlich tat er das auch. Ich war total happy. Vor lauter Freude lehnte ich mich an seine Schulter und hatte ein riesiges Lächeln im Gesicht. Ich spürte, wie Tyler vorsichtig und etwas unsicher seinen Arm um mich schlang. Er wartete anscheinend auf meinen Protest. Doch der kam nicht. Mir gefiel es so. In den Pausen unterhielten wir uns ein bisschen und wenn die Serie weiter ging, zwang ich ihn still zu sein. Während der zweiten Folge versuchte er sogar mit der anderen Hand meine zu nehmen. Und auch das machte mir nichts aus. Ich erwiderte seinen Händedruck. Und so lagen wir eine dreiviertel Stunde da. Er neigte seinen Kopf zu meinem und sah mir tief in die Augen. Wollte er mich küssen? Ich glaubte ich wollte das auch. Ich streckte meine Lippen zu seinen.

Auf einmal ging die Wohnungstür auf und ein kleines Mädchen kam rein gelaufen. Ich löste mich wie auf Knopfdruck von Tyler, als ich seine Mutter rein kommen sah. Das kleine Mädchen rannte blitzschnell zu der Weichbirne und sprang auf seinen Schoß. „Hey meine kleine Prinzessin! Wie war's heute in der Schule?", fragte er sie liebevoll. Das war wohl seine kleine Schwester. „Total toll. Außer das der doofe Fabian mir heute meine Stifte weggenommen hat. Der ist voll doof!", beschwerte sich die Kleine. Ich fand das sehr amüsant. „Und wer ist das hübsche Mädchen da? Ist das deine Freundin? Bist du seine Freundin? Habt ihr euch schon Bussis gegeben?" Sie war ganz schon neugierig. „Ja haben wir. Ganz, ganz viele Bussis", log er frech. „Das stimmt doch gar nicht! Er erzählt nur Blödsinn!", protestierte ich. Die Kleine musste lächeln. „Ich bin Kelly. Schön dich kennen zu lernen." Sie streckte mir die Hand aus und ich erwiderte es. „Hi, ich bin Cessy. Freut mich auch dich kennen zu lernen." Plötzlich strahlten die Augen von Kelly wie zwei kleine Sterne. „Du bist also Cessy! Mein Bruder plappert die ganze Zeit über dich! Der hat sogar ein Foto von dir in seinem Zimmer!" Diesmal war es Tyler, der rot wie eine Tomate anlief. Seine Augen wurden größer und er hielt seiner Schwester den Mund zu. „Pff, das hat sie sich nur gerade ausgedacht. Wenn der Tag lang war, redet sie oft Blödsinn. Ich hab ihr hundertmal gesagt, dass sie nicht so viel lügen soll!" Hmm, daran sollte er sich mal selber halten, dachte ich mir nur. Dann schrie er auf. Kelly hatte ihn in seine Hand gebissen und rannte dann zu ihrer Mutter. Einige Sekunden später kam es aus der Küche: „Tyler, sei gefälligst netter zu deiner Schwester!" Ich musste los lachen. Die ganze Situation erinnerte mich an meine Familie. „Hast du wirklich ein Foto von mir im Zimmer?", ärgerte ich ihn. „Was? Nein natürlich nicht!" „Echt? Soll ich mal nach sehen gehen?" „Nein!" Und wieder musste ich lauthals lachen. „Willst du zum Abendessen bleiben, Cessy?", fragte mich seine Mutter. „Ja klar! Liebend gern." Fröhlich verschwand seine Mum in der Küche. Schnell zog ich mein Handy raus und schrieb meinen Vater, dass ich noch etwas länger weg blieb. Danach steckte ich es wieder ein und schenkte Tyler erneut meine volle Aufmerksamkeit. „Also was willst du machen, bis das Essen fertig ist?" „Hmm keine Ahnung. Du kannst mir ja dein Zimmer zeigen." „Davon träum mal schön weiter Kleines!" „Hast du etwa Angst, dass ich das Foto von mir finde?", zog ich ihn wieder auf. Er schnappte sich einen Polster von der Couch und schmiss ihn mir ins Gesicht. Voller Erstaunen nahm ich mir ebenfalls einen und tat das gleiche. Es begann eine rasante Kissenschlacht. Wir merkten nicht, wie schnell die Zeit verging, denn seine Mutter rief uns gerade zum Abendessen. Ich stand geschwind auf und wollte zum Tisch, doch Tyler fasste mich an der Hüfte, zog mich zurück und gab mir einen Kuss auf die Wange. Dann stand er auf und ging zu seiner Familie. Ich hingegen stand erst nach ein paar Sekunden auf. Ich war etwas geschockt. Aber nicht auf die schlechte Weise.

Ausgerechnet er!Where stories live. Discover now