Kapitel 11

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„Na gut, ich bleib still, wenn du mir etwas über dich erzählst!". Er zog eine Augenbraue hoch und überlegte, ob ich das wirklich ernst meinte. Ich starrte ihn mit meinem breitesten Grinsen an und wartete auf seine Antwort. Er ließ einen tiefen Seufzer aus und fragte mich: „Ok. Und wenn ich das mache, bist du dann auch wirklich mal ruhig?" Ich nickte ihm, mit strahlenden Augen, zu. „Was willst du denn genau wissen?" „Naja, wo und wie du aufgewachsen bist. Ob du Geschwister hast. Wie deine Eltern so sind. Wieso du so oft die Schule schwänzt und ... Oh! Aja und wieso du als Kellner in „Nanas Kaffee" arbeitest!" Ich weiß, ich weiß. Das waren ganz schön viele Fragen aufeinmal, aber ich war einfach total neugierig. Er grinste erst blöd, ließ sich auf den Boden neben der Liege fallen und dann fing er endlich an zu erzählen: „Ich bin in Berlin geboren und lebte mit meiner Mutter Evelyn und meinem Vater John dort. Am Anfang war eigentlich alles echt toll. Doch dann, zu meinem achten Geburtstag, erfuhr meine Mum zufällig, dass Dad nicht länger im Büro bleiben musste, sondern was mit seiner Sekretärin hatte. Sie wurde total wütend und schrie erst John an, dann seine Geliebte und dann wieder John. Sie packte ihre Sachen und verließ den Betrüger hochschwanger und mit dem kleinen, erst acht jährigen gewordenen, Tyler. Ich konnte das damals noch nicht so gut verstehen und wusste deshalb nicht, wieso wir meinen Dad verließen. Ein paar Monate war ich echt sauer auf meine Mutter und gab ihr die ganze Schuld. Wie gesagt, ich wusste es damals nicht besser. Irgendwann dachte sie, ich könnte es endlich verstehen. Meine Mum erzählte mir alles und mir wurde klar, wer der wirklich Schuldige war. Es tat mir alles so leid, wie ich Evelyn behandelte. Seit dem schwor ich mir, dass ich immer auf ihrer Seite sein würde, egal was kommt.". Plötzlich wurde er ganz still und versteckte seinen Kopf in seinen eingeschränkten Armen. Wie ferngesteuert, ging ich zu ihm und setzte mich neben ihn hin. Ich schlang meinem Arm um ihn und sagte vorsichtig: „Es tut mir leid. Du musst nicht weiter erzählen wenn du nicht willst." „Ich war so ein Idiot. Anstatt meinen Mund zu halten, ließ ich alles an meiner armen Mutte raus. Ich war so blöd!" „Das stimmt doch gar nicht! Wenn jemand hier der blöde Idiot war, dann war es ja wohl eindeutig dein Vater. Er hatte anscheinend, nicht mitbekommen, was für ein Glück er hatte, mit einer so hübschen Frau verheiratet zu sein und einen so wundervollen Sohn zu haben. Also wenn hier jemand dumm war, dann er!", versuchte ich ihm klarzumachen. Er sah mit seinen haselnussbraunen Augen in meine und fing an zu grinsen. „So so. Wundervoll, hmm?" Oh mein Gott! Hatte ich das ernsthaft gesagt? Ich spürte wie mein ganzer Kopf rot wie eine Tomate wurde. „Also, ähm, was ich eigentlich damit sagen wollte war, dass, ähm...". Doch mir fiel nichts ein um zu wiedersprechen. Was war nur los mit mir? Sonst plapperte ich doch wie ein Wasserfall. Wieso also musste ich genau jetzt verstummen? Das Klingeln der Glocke rettete mich vor noch mehr Peinlichkeiten. „Tja das war die Pausenglocke. Ich muss dann mal los. Du weißt schon. Zur nächsten Stunde und so. Also dann. Bis bald!". Ich humpelte so schnell ich nur konnte aus dem Raum. Ich hoffte, dass Lilly schon vom Sportunterricht zurück war und in der Klasse auf mich wartete. Und einmal im Leben hatte ich Glück. Sie saß auf ihren Stuhl und packte die Sachen für die nächste Stunde aus. Erschöpft vom Humpeln setzte ich mich zu ihr und wie ich es mir dachte, fragte sie mich sofort nach Details aus. Ich erzählte ihr nur, dass mit dem Verband und dass wir nicht mehr kamen, weil wir keine Lust mehr hatten. Ich fand das waren genug Informationen die sie wissen musste. Während ich Latein hatte, hatte Lilly und Tyler Spanisch. Es war ganz schön fad im Unterricht ohne meine beste Freundin. Mein Professor erklärte gerade die Deklinationen für unsere Hausaufgaben. Da ich das sowieso schon konnte, zeichnete ich ein paar Motive in mein Notizheft.

Ausgerechnet er!Where stories live. Discover now