Inzwischen stehe ich mit einem tränenüberlaufenen Gesicht da. Die ganze Zeit hat er mich ruhig angeschaut, aber als ich das mit seiner Mutter gesagt habe, hat sich etwas schmerzhaft in seinen Augen verändert und er ist vom Stuhl aufgesprungen. Jetzt steht er vor mir und schaut mich einfach nur an, kalt, stumm und verletzt. Bis ich merke, dass dieser Blick keine Maske ist, hat er sein Handy schon gegen die nächste Wand geschmissen. Es zerspringt und fliegt in mindestens drei Teilen auf den Boden. Stumm starren wir uns an. Langsam merke ich, was ich wirklich gesagt habe, und meine Hand wandert zu meinem Mund. „Kyle, es tut mir leid... Oh mein Gott Kyle, es tut mir so leid. Ich wollte das nicht sagen. Aber du machst mich so wütend und verzweifelt. Du behandelst mich wie Luft und machst dich über meine naiven Gefühle lustig und kurz darauf find ich deine Zeichnung. Ich, ich... es tut mir leid." Mit diesen Worten gehe ich schluchzend aus dem Zimmer und möglichst schnell die Treppe runter. Meine Tränen rinnen nun wie Bäche runter. Ich bin sauer und traurig auf alles und jeden. Doch am meisten auf mich. Egal, wie sich Kyle mir gegenüber verhalten hat, ich wusste, dass ich ihn mit nichts so fest verletzen kann, wie mit dem was ich gesagt habe, und ich habe sein Vertrauen gegen ihn ausgespielt. Ich habe genau das getan, von dem er Angst hatte, dass ich es machen würde.

Bevor ich die letzte Stufe erreicht habe, werde ich am Arm gepackt und herum geschleudert. Ich blicke in zwei stumpfe Augen. Bevor ich reagieren kann, hebt Kyle mich hoch und drückt mich an seine Brust. Dabei murmle ich immer wieder unter einzelnen Schluchzern ein „Entschuldigung". Doch ich verstumme, als ich Tropfen auf meiner Stirn spüre. Kyle hat mich inzwischen wieder abgestellt, so dass ich hoch schauen kann. Er steht da und weint bitterlich. Wenn meine Tränen gerade Flüsse waren, sind das Wasserfälle.

Hier stehen wir, beide starren wir einander an und schluchzen im gleichen Takt. Gerade als ich anfangen will mit: „Kyle es tut...", werde ich unterbrochen. „Hör verdammt noch mal auf dich zu entschuldigen. Fuck mann, warum bist du überhaupt noch hier. Siehst du nicht, was ich bin? Ein Wrack, ich kann das nicht, Rose. Ich kann dich nicht weinen sehen und gleichzeitig wissen, dass ich der Grund bin, das geht nicht. Du bist gerade daran, dich wieder zu öffnen, deine Brüder haben so Freude daran. Und ich, ich mach das nur kaputt, ich mein, schau dich an, schau uns an, wir stehen hier und weinen. Du weinst nur wegen mir, ich bin schuld. Ich kann die Verantwortung nicht übernehmen, dass du das nicht tun musst und es bringt mich um zu sehen, dass du weinst. Mann, wieso gehst du nicht? Hau doch einfach ab! Ich verletze nur alle. Mann, ich bin das Wochenende fast durchgedreht, als ich gemerkt habe, wie sehr ich dich vermisse. Ich kann das nicht. Rose, du brauchst einen Jungen wie Lucas. Er ist wie ein grosser Bär und passt auf dich auf. Such dir einen Lucas, wenn es sein muss auch einen Daniel, aber ich kann das nicht. Rose, ich bin schuld, dass sich meine Mutter umgebracht hat und dass meine Schwester sehr wahrscheinlich zu der unausstehlichsten Person geworden ist, die es gibt. Allen Frauen, die nur schon Hoffnung auf mich setzen, tu ich weh. Meinst du, ich habe die schmerzhaften Blicke von Chris' Mutter nicht gesehen, wenn ich wieder zu spät nach Hause gekommen bin und sie angeschnauzt habe? Geschweige den Chris' Blicke. Ich bin nicht mal in der Lage gewesen, meine Cousine von den Barbies an unserer Schule zu beschützen. Sie haben sie erst in Ruhe gelassen, als du da warst, ich war zu sehr mit mir beschäftigt, in meine Downphasen vertieft. Mann, und jetzt stehst du da und sagst, dass es dir leid tut?! Gerade dir?"
Geschockt schaue ich ihn an, das war das, was ich wollte, die ganze Wahrheit. Doch so hatte ich sie mir nicht vorgestellt. Er hat sich wieder in seinen Sitz plumpsen lassen und schaut stumm auf den Boden, als würde er warten, dass ich gehe. „Kyle, du hast wirklich das Gefühl, ich will einen Bären wie Lucas als Freund? Einen perfekten Freund, damit man nur noch mehr sieht, wie unperfekt ich bin? Kyle, ich habe Vertrauensprobleme, grosse. Ich habe das ganze Zeug mit meinem Eltern zu klären und habe nebenbei noch drei Brüder, die ich überzeugen muss, dass es mir gut geht, an jedem Tag, so wie früher. Meinst du, ich sei perfekt? Das Mädchen, das immer lacht? Ich bin so ziemlich das Gegenteil, wie gesagt. Ich bin mich am öffnen, aber es wird lang gehen, bis ich wieder ich selbst bin. Ich werden mich wieder verschliessen, wenn ich irgendwo Unsicherheit habe, und ich werde dich ausschliessen, und genau da brauche ich keinen Bär, der mich einfach still in den Arm nimmt und mir Zeit gibt. Da brauche ich jemanden wie dich, der mich anschreit, dass ich gefälligst wieder runterkommen soll. Der das macht, wovon er denkt, dass es zum richtigen führen wird und nicht das macht, was für mich am bequemsten ist. Kyle, ich mag nicht mehr, ich mag einfach nicht mehr." Er schaut mich fragend an, er scheint sich genauso wie ich wieder gefangen zu haben. Doch meine Gefühle spiegeln sich in seinen Augen wieder, er schaut mich genau so müde an, wie ich ihn. Ohne lange zu überlegen ziehe ich ihn hoch und gebe ihm einen Stoss, dass er aufs Bett fällt. Bevor er sich irgendwie aufraffen kann, schmeisse ich mich schon quer auf ihn drauf und kuschle mich in seinen Arm. Von oben höre ich ihn leicht lachen und schaue ihn an. „Wir sind schon kaputt, oder?" Ich blicke ihn an und sage nur ganz leise: „Ja, aber wir flicken uns schon irgendwie wieder zusammen."

Dabei küsse ich ihn ganz flüchtig auf die Lippen was ihn lächeln lässt. „Weisst du Rose, ich wusste es von Anfang an, als ich dich da mit meiner Cousine gesehen habe: Dieses Mädchen wird etwas verändern. Nur ist mir jetzt klar, dass ich entscheiden kann, ob das positiv oder negativ ist und vielleicht sollte ich da einfach mal dran denken, was für mich positiv oder negativ ist. Glaub mir, ich habe selten etwas so bereut, wie als ich diese Worte nach dem Spiel zu dir gesagt habe. Schon während ich sie gesagt habe wusste ich, dass mein so guter Plan in die Hosen geht. Ich habe den ganzen Sonntag damit verbracht zu überlegen, wie ich dir das sagen kann, damit du dich von mir fernhältst, nur habe ich nicht damit gerechnet, wie du reagieren wirst. In dem Moment als ich sah, wie du mir das alles glaubtest und sich deine Augen verändert haben, merkte ich, dass das der schlechteste Plan meines Lebens war." Dabei drückte er mich noch näher an sich und gab mir einen Kuss auf die Stirn. „Es tut mir so leid. Rose, bitte vergiss alles, was ich gesagt habe, also alles was ich nach unserem Date gesagt habe. Das was ich zu dir gesagt habe, am Strand und dann hier bei mir zu Hause, war alles ernst gemeint. Gott, ich hatte so Angst, dir das zu sagen, so dass ich nur gesagt habe, dass ich sehr viel für dich empfinde, dabei wusste ich da schon, wie ich fühle. Rose, ich habe mich in dich verliebt und ich weiss, deine Brüder werden mich umbringen und die Barbies sehr wahrscheinlich dich, aber solange es nur Drohungen sind, ist mir das egal." Dabei fährt er sich seufzend durch die Haare. „Das müssen Nebenwirkungen von den Gefühlen sein, ich werde immer lebensmüder. Aber Rose, willst du mit mir zusammen sein? So richtig, ohne verstecken und hinterfragen einfach eine ganz einfache 0815 Beziehung?" Lachend sehe ich ihn an.
Kaum zu glauben, was wir vor zehn Minuten noch gemacht haben. Bevor er jedoch wieder unsicher wird, sage ich ganz schnell: „Als würden wir je 0815 sein." Und küsse ihn, mit dem Wissen, dass es nicht einfach wird, doch welche Liebesgeschichte oder welches Leben ist das schon?

Nichts, um das es sich zu kämpfen lohnt wird einem in den Schoss gelegt, doch mit etwas Glück und Kraft, kann man danach greifen.









Heii meine Lieben❤️
Oh Gott ich war so lange an diesem Kapitel, ich habe all meine Gefühle reingesteckt.
Danke für die tolle Unterstützung von euch, ich kann es kaum glauben...😍❤️
Ich bin euch so dankbar und hoffe das Kapitel gefällt euch.
LG Marlen

Rose, aber Rosalie für euch! Where stories live. Discover now