Homeparty

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„Das ist doch nicht dein Ernst, das klappt nie!" Entsetzt sehe ich Jeremy an, nachdem er mir heute, Freitag Abend um acht Uhr, klar machen will, dass die Jungs Lust haben eine Homeparty zu schmeissen, sie aber noch niemanden eingeladen haben, noch kein Essen und geschweige denn Alkohol besorgt haben.
„Dir ist schon bewusst, dass wir acht Uhr abends haben und die Läden alle in einer halben Stunde schlissen, oder?!" Jeremy erhebt sich von der Kautsch und schlendert zu mir rüber um sich neben mich zu setzen und mir den Arm um die Schulter zu legen. Aus der Küche ruft Valentin : „Keine Sorge, Spätzchen, das einzige was du machen musst ist schnell heim fahren, Klamotten holen und dann mit Chris eine Tonne an Make-up zu verschwenden." Ich lasse einen verachtenden Laut los und erwidere: „Das ist wohl eher die Aufgabe von Ashley und nicht von mir." „Da hast du recht, Kleine", gibt mir Jeremy schliesslich recht. Während sie weiter Pläne schmieden und Aufträge aufteilten schliesse ich kurz die Augen.

Gestern nach dem Tattoo, welches ich extra mit der Karte meiner Eltern bezahlt habe, damit diese wenn sie nachschauen das schöne Wort Tattoo auf dem Kontoauszug sehen, sind wir in die Stadt gefahren. Chris und ich haben den gesamten Hollister sowie sämtliche Kosmetikläden leergeräumt, natürlich unter ächzenden Begleitung der Jungs. Die Jungs haben danach das gleiche mit dem Jack & Jones Laden und irgendeinem Jeans House gemacht, was uns aber wesentlich mehr Spass gemacht hat, vor allem da die Jungs beim anprobieren der Hosen manchmal auch ohne T-Shirt rausgekommen sind. Ich hatte es da wesentlich einfacher als Chris, die sich darauf konzentrieren musste, nur einen meiner Brüder anzustarren. Zwischen Ihr und Lucas schien sich wirklich wieder etwas zu entwickeln. Ich hingegen konnte ganz einfach die Körper meiner Brüder ignorieren. Für mich ist das, wie wenn ich Chris auf die Brüste schaue, ich kann zugeben dass sie schön sind, da ich aber nicht lesbisch bin lässt mich das ganze ziemlich kalt. Im Gegensatz zu Kyle: Keine Ahnung welchen Sport der macht, aber sein Körper ist genau wie der meines Traummannes. Nicht so muskulös wie die ganzen Vollidioten die sich mit irgendwelchen Stoffen aufpumpen und dann nur breite Schultern haben aber unten kümmerliche Stängelbeine; nein, Kyle hat genau die natürlichen, leicht muskulösen breiten Schultern und die vom Fussball gut trainierten Beine. Doch Fussball reicht sicher nicht aus für so einen Oberkörper. Als er einmal rauskam mit einer neuen Hose, die gefährlich tief sass - ich sage nur V-Linie - und mich beim starren erwischte, grinste er mich an, zwinkerte mir kurz zu und ging wieder zurück in die Kabine. Er kaufte später dann nur diese Hose und erklärte dies mit dem Spruch: „Ich denke, diese Hose erfüllt sehr gut ihren Zweck." Dabei schaut ihn Jeremy verwirrt an, während er mir kurz zuzwinkert. Den Rest des Tages haben wir nicht mehr viel gemacht und sind noch etwas auf unseren Boards rumgefahren.

Heute Morgen wurde ich von meinen Brüdern mit Brötchen entführt, da meine Oma übers Wochenende in ein Wellness-Hotel geht und sie es lächerlich finden, dass ich noch nie bei ihnen gewesen bin.

Sie leben in einem kleinen Häuschen in der Nähe meiner Oma. Es ist richtig cool eingerichtet, obwohl man davon nicht sehr viel sieht: Die Jungs hatten es geschafft, ihre Unordnung, die früher in ihren Zimmer herrschte, auf das ganze Haus zu verbreiten. Da wir heute einfach nichts tun wollten, uns das aber irgendwann zu langweilig wurde, man glaubt es kaum, haben wir die ganze verfluchte Hütte aufgeräumt. Und da Lucas den grössten Kleiderschrank hat, hat er mir auch gleich ein Regal frei geräumt, in dem jetzt eine lange Hose, ein T-Shirt und eine kurze Hose sowie Unterhosen liegen.

Sie haben noch ein Gästezimmer, das aber Kyle zu seinem zweiten Zimmer gemacht hat. Ich musste nicht mal fragen, denn der ganze Raum roch nach ihm. Eine Hand, die vor meinem Gesicht rumschwirrt, bringt mich weg von meiner Träumerei. „Schwester, ich will ja nicht wissen, von was du gerade geträumt hast, dass du so grinsen musst, aber wir haben jetzt alle eingeladen. Also komm in die Gänge und schnapp dir Chris, sie und Kyle sollten von der Familienfeier zurück sein, und macht euch fertig. Am besten bei dir, du kannst mir dann schreiben, wann ich dich abholen soll, einfach bitte vor 22:00, nachher weiss ich nicht, ob ich noch fahren kann oder will." Valentin grinst mich dabei an, und mir fällt auf, dass er als Einziger noch im Raum war; der Rest hatte sich schon verteilt und war irgend etwas am vorbereiten. Hat sich das aufräumen also doch gelohnt. Wobei wir uns das putzen hätten sparen können, angesichts der Menge Leute, die eingeladen sind. Etwa zwei Stunden später stehe ich mit Chris vor dem Spiegel und ziehe meinen Eyeliner noch ein letztes Mal nach. „Wir sehen scharf aus, Baby!" sagt Chris und zwinkert mir pervers grinsend zu. „Ja da wird mein Bruder sicher sprachlos bei dir." Sie antwortet mit einer Engelsstimme: „Ich weiss nicht, welchen du meinst Rose, du hast ja drei." Ich kneife sie leicht in die Seite und schaue noch mal in den Badespiegel. Ich muss sagen, wir sehen gut aus, ohne überheblich zu klingen. Obwohl wir stärker als sonst geschminkt sind, sind wir noch weit von Ashley und ihren Barbies entfernt. Ich habe eine gemusterte Hotpants mit einem schwarzen Top an, plus Sandalen und Schmuck. Chris hingegen hat eine Jeanshotpants und ein weisses Spitzenshirt welches ihre schönen braune Haut hervorhebt. Der arme Lucas, das wird ein harter Abend für ihn.


Als es klingelt, gehen Chris und ich langsam wie in den alten Filmen die Treppe runter, um einen Auftritt hinzulegen. Dass Valentin vor der geschlossenen und undurchsichtigen Türe steht, fällt uns erst später ein.
Mit einer schwungvollen Bewegung reisse ich dir Tür auf und lächle meinen Bruder an. „Hey ihr beiden, gut seht ihr aus. Schwesterherz, bist du sicher, dass du nicht ein etwas weniger freizügiges Shirt anziehen wilst?" „Hallo? Im Vergleich zu Ashley sehe ich aus wie einen Nonne!" Er gibt mir recht und wir laufen zum Auto.

Als wir bei den Jungs ankommen hören wir die Base schon von draussen und drücken uns durch die schon ziemlich vielen Leute. Valentin wird von den meisten Gästen herzlich begrüsst oder sogar angeschmachtet, mich stellt er allen stolz als seine kleine Schwester vor und schaut jeden warnend an, der es nur wagt, zu lange in meine Richtung zu schauen.

Plötzlich liegen zwei warme Hände auf meiner Hüfte. Ohne mich umzudrehen weiss ich schon, wer es ist. Erstens wegen seines Duftes, den ich überall zu erkennen vermag, und andererseits weil es mir von allen anderen unangenehm gewesen wäre, der nicht mit mir verwandt ist. Und meinen Brüdern würde es nie in den Sinn kommen, so nah an zu mir zu stehen und mir heiss ich den Nacken zu hauchen. „Kyle, normalerweise begrüsst man eine Frau, indem man ihr in die Augen schaut." Ich drehe mich dabei um und merke, wie er seine Hände immer noch auf meinen Hüften hat. Er riecht schon leicht nach Alkohol und seine Haare sitzen scheinbar auch nicht perfekt, was aber ziemlich sexy aussieht. „Hallo Rose, wenn du fertig bist mit starren kannst du mir ja auch in die Augen sehen um mich zu begrüssen." Leicht beschämt wende ich meinen Blick von Kyles Hemd, das seine Muskeln sehr betont und sehe ihm in seine warmen Augen. Als sich Valentin wieder zu uns umdreht, lässt er meine Hüften schnell los und ich merke, wie mir die Wärme seiner Hände fehlt und sich eine Kälte bis zu meinem Herzen ausweitet. Fuck, was ist denn mit mir los?! Leicht schüttle ich den Kopf und folge Valentin und Kyle in die Küche, um mir zusammen mit Chris etwas zu trinken zu holen.

Mit unseren Gläsern in der Hand stehen Chris und ich in der Tür zum Wohnzimmer und beobachten die schon ziemlich angetrunkene Menge. Die Jungs sind gleich wider abgehauen um irgend ein Partyspiel vorzubereiten. Plötzlich höre ich Lucas' laute Stimme von der Gartentüre her schreien. „Jeder der will, kann kommen! Wir spielen „Wer hat noch nie?" und „Wahrheit, Wahl oder Pflicht."

Lachend gehen Chris und ich Richtung Garten. Wir sind sicher, das wird lustig, vor allem, da sich die Jungs böse grinsend anschauen. Die haben bestimmt schon etwas vor.
Als dann alle im Garten sind, geht es los mit „Wer hat noch nie?" „Also, es ist ganz einfach: Jeder kommt einmal dran und darf einen Satz, der mit „Wer hat noch nie..." begingt, sagen. Und alle zu denen dieser Satz nicht zutrifft, müssen trinken. Als Beispiel: Ich sage „Wer hat noch nie eine Prüfung geschrieben". Da ihr alle schon mal eine Prüfung geschrieben habt, müsst ihr jetzt alle trinken", erklärt Jeremy schon voller Vorfreude. Solche Spiele hat er schon immer geliebt. Früher musste man sich bei „Wahrheit, Wahl oder Pflicht" immer vor ihm in acht nehmen, da er sich immer die besten Aktionen überlegte. Ich musste einmal im Winter im Badekleid zu unseren Nachbarn und sie fragen, ob sie mir vielleicht ein Badetuch leihen. Aber daraus habe ich gelernt, immer Wahrheit bei Jeremy zu sagen.

Wir setzen uns schliesslich alle in einen Kreis, und es fängt mit ganz harmlosen Sachen an, bei denen die meisten trinken müssen. Sachen wie zum Beispiel: schon mal Hausaufgaben gemacht oder den Bus benütz etc. Momentan ist Louis an der Reihe, auch ein Black-Kollege, der zwischen Valentin und Jack sitzt. „Gut Leute, jetzt mal richtig: Also ich weiss von den meisten, von denen es mich interessiert, die Antwort schon, doch von Chris und Rose nimmt mich die Antwort besonders wunder." Ich hebe meinen Kopf, den ich in Zwischenzeit bei Lucas an der Schulter hatte nach oben und sehe ihn fragend an. Wie alle hebe ich mein Glas etwas an, um es dann entweder zu trinken oder wieder auf den Tisch zu stellen. „Also mein Satz: Ich hab noch nie Sex gehabt." Die meisten trinken, während Chris ihr Glas wieder hinstellt, was Lucas erleichtert ausatmen lässt. Anscheinend haben sie es in der Woche, die sie zusammen waren, nicht gemacht und jetzt weiss er, dass sie es auch mit niemand anderem gemacht hat. Seine Aufmerksamkeit richtet sich aber schnell auf mich als er sieht, dass ich mein Gals immer noch in der Hand halte. Seine Augen werden immer grösser und ein lautes „Was?!" kommt ihm über die Lippen, als ich meinen Vodka runterleere.






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