Nenn mich Rose.

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Während wir anstehen sehe ich, wie auch Valentin und Jeremy das Zimmer betreten. Valentin sieht immer noch etwas sauer aus, er konnte es noch nie leiden, wenn ich ihnen ein schlechtes Gewissen mache und reagiert dann meistens zuerst mit Ärger und später mit Reue und Einsicht.

Die Frau hinter der Theke klatscht mir irgendeinen Brei auf den Teller, den ich ziemlich angewidert betrachte. „Keine Angst, Kleine. Beissen tut er nicht." Schon bevor er angefangen hat zu reden wusste ich schon, dass er es ist, dummer Bauch! Er schnappt sich ebenfalls einen Teller und lässt sich denselben Brei raufklatschen. Hinter ihm beginnen ein paar zu motzen, von wegen hinten anstellen, doch Kyle geht das so ziemlich am Arsch vorbei. „Ich schaue es an, in der Hoffnung, dass es sich in etwas Essbares verwandelt", gebe ich ihm Schultern zuckend zurück. Seine Hand wandert zu meiner Hüfte und zieht mich näher an sich ran. „Spinnst du, wir sind in der Schule", meckere ich ihn leicht an, als er mir einen Kuss auf die Lippen haucht und versuche mich zu entfernen. Was er aber nicht zulässt, sondern mich nur noch näher an sich drückt. „Keine Angst, ich habe schon geschaut und Chris lenkt Lucas gerade ziemlich gut ab und Vale und Jeremy sind zu sehr mit diskutieren beschäftigt. Weisst du, was mit denen los ist?"
Während wir langsam Richtung Tisch laufen erkläre ich ihm alles und erstaunlicherweise ist er auf meiner Seite, sagt aber noch: „Schau, du kennst die beiden. Sie lassen oft Sachen raus, bevor sie überhaupt nachgedacht haben. Ich denke, jetzt müssen sie erst mal ihre wenigen Hirnzellen ankurbeln und dann werden sie das mit Wanda sicher nicht mehr machen, oder nicht mehr so offensichtlich." Etwas erstaunt bin ich schon, immer wenn Kyle so mit mir redet. Ich habe dann das Gefühl, er verstellt sich kein bisschen sondern ist einfach so wie er ist. Lachend fragt er mich: „Nur so von wegen unauffällig, warum starrst du mich so an?" „Ich bewundere nur mal wieder, wie du bist wenn du deine Masken fallen lässt, und du hast mich gerade auf eine super Idee Gebracht. Bis später." Damit gehe ich die letzten Schritte zu unserem Tisch, flüstere Chris etwas ins Ohr und ziehe sie mit zu dem Tisch ganz hinten.
Dort sitzt Wanda ganz alleine am Tisch und schaut eben so angewidert auf ihren Brei wie ich vor kurzem. Sie zuckt leicht zusammen, als wir uns neben sie setzen. „Hei Wanda!" sagen wir beide gleichzeitig, okay das war angsteinflössend. „Ähm hei, warum setzt ihr euch zu mir? Wenn ihr euch über mich lustig machen wollt, könnt ihr euch gerne mit deinen Brüdern zusammen tun Rosalie", sagt sie mit ziemlich starker Stimme. Wow, das hätte ich nicht erwartet. „Nein, deswegen sind wir nicht da, also nicht direkt. Ich wollte mich für meine Brüder entschuldigen. Sie überlegen manchmal nicht lang, was sie sagen und nenn mich doch bitte Rose." Nach und nach kommen wir immer mehr ins Gespräch, sie scheint wirklich nett zu sein, aber einen ziemlichen schwarzen Humor zu haben, I like it. „Aber Wanda, darf ich dich mal etwas fragen? Du bist so ein cooles Mädchen und auch so hübsch, warum versteckst du dich immer so, und ohne dabei gemein zu sein, warum hast du so eine Brille an?" „Also Rose, für ein bisschen intelligenter hätte ich dich schon gehalten. Eine Brille braucht man um zu lesen", sagt Chris lachend. „Nein Chris, ich trage meine Brille nicht zum Lesen. Ich brauche sie, um meine heimlichen Superkräfte zu verstecken. Wenn ich mein Brille ablegen würde, würdest du gleich ein Frosch werden, Rose", gibt Wanda lachend von sich. „Ach komm, zieh sie ab, ich wollte schon immer ein Frosch sein." Wanda lacht und nachdem sie ihre Brille kurz abgezogen hat, quake ich und probiere Chris dazu zu überreden, mich zu küssen, da ich eigentlich ein verzauberter Prinz sei. „Nein aber ernsthaft zu deiner Frage, früher an meiner alten Schule waren nur Mädchen. Ich sage euch, Zickenkrieg vom feinsten. Dort hast du nur überlebt, wenn du entweder mitgestritten hast oder dich einfach zurückgezogen hast. Und da ich nicht gerne streite kam es dann, dass ich mich zurückgezogen habe und das ist mir irgendwie geblieben. Ich habe eigentlich schon Linsen daheim, aber ich fühle mich so nackt mit ihnen, da habe ich lieber meine alte Brille an."

Plötzlich springt Chris hoch und schreit so laut, dass sich die meisten zu uns umdrehen: „Ich habe eine Hammeridee! Wanda, bitte sag nicht gleich nein, aber dürfen wir dir mal zeigen, wie schön du eigentlich bist? Ich meine, wenn du dich nur ein bisschen schminkst und paar Klamotten aus Roses Schrank nimmst, die hat eh viel zu viele. Nein Rose, es ist die Wahrheit, du musst mir gar nicht die Zunge rausstrecken. Dann wärst du ne richtige Bombe!" Begeistert schaue ich Chris an, das ist die Idee. „Ich weiss ja, ihr meint es nur nett, aber ihr werdet jetzt schon komisch angeschaut, weil ihr mit mir an einem Tisch hockt. Wollt ihr das wirklich?" Leider hatte sie da recht, einige Mädchen, nicht so schlimm wie die Barbies, aber auch sehr grosse Lästerschwestern, sahen immer wieder missbilligend in unsere Richtung. „Also erstens, wenn das, das Problem ist, kommst du einfach an unseren Tisch. Mich stört es nicht und Chris, wie ich sie kenne, auch nicht. Und zweitens glaub mir: Wenn wir mit dir fertig sind, werden sie vor Neid platzen!"
Dabei reibe ich mir ganz langsam die Hände aneinander und schaue gespielt böse drein. „Wow, ganz langsam Satan, heute wird niemand verflucht", sagt plötzlich Lucas, der hinter mir aufgetaucht ist. „Wenn ich Chris schon ein ganzes Wochenende nicht sehen kann, dann will ich in der Schule wenigstens meine ganze Zeit mir ihr verbringen. Also nichts wird verflucht." Verwirrt sehe ich zu ihm hoch. „Hä, ihr habt euch doch gestern den halben Tag gesehen?" „Ich rede vom nächstem Wochenende, Dümmerchen. Hast du Omas Geburtstag vergessen? Sie hat doch gestern gesagt, sie würde gerne mit uns vier einen kleinen Wochenendausflug machen." Oh ja stimmt, das war auch noch. „Ah ja stimmt. Und keine Angst, wenn jemand verflucht wird in der nächsten Zeit, sind es Jeremy und Valentin. Wobei, eher Valentin." Lucas lacht schadenfroh und schreit über die ganze Cafeteria. „Vale nicht umbringen. Sie will dich nur verfluchen."


Lachend laufe ich aus der Deutschstunde. Wanda und Chris laufen mit mir in Richtung Pausenhof. Wir lachen immer noch, da wir nie gedacht hätten, dass Wanda die Barbies und Miss Miller genauso hasst wie wir. Etwas weiter vorne sehe ich schon meine Brüder und Kyle stehen. Lucas und Kyle hatten früher Schluss und die Zwillinge sind wieder mal aus Miss Millers Stunde geflogen. Ganz leicht merke ich, wie Wanda etwas von uns weg und langsamer läuft. Sie will anscheinend nicht mit zu den Jungs. Ich bleibe so plötzlich stehen, dass sie beinahe in mich reinläuft. „Wanda, ist alles gut bei dir?" „ Ja, ja, Rose geh du nur. Ich muss eh mit dem Bus heim." Sie schaut verlegen auf den Boden. „Nein, du kannst doch bei uns mitfahren", sagt Chris dann. „Ja, wir haben eh Platz, die Jungs sind heute mit zwei Autos gekommen", bestärke ich Chris. Als Wanda dann zusagt, gehen wir Richtung Jungs. Valentin sieht mich als Erster. Er scheint immer noch etwas unsicher zu sein. Okay, etwas übertrieben habe ich vielleicht schon, aber es geht einfach nicht. Ich meine erst recht nicht, wenn ich mich jetzt mit Wanda anfreunde. Er löst sich von den anderen und kommt auf uns zu. Etwas erstaunt sehe ich, wie er an mir vorbeiläuft und zu Wanda geht. Dabei macht er ein Zeichen mit der Hand, dass wir weiter gehen sollen. Okay?! „Schau nicht so Rose, er ist diesmal ganz sicher nett", sagt Jeremy. „Woher kommt der plötzliche Sinneswandel?" fragt dann Chris. „ Kyle hat ihm ziemlich ins Gewissen geredet und ihm erklärt, warum du dich so geärgert hast. Schau nicht so erstaunt, ich hätte das auch nicht von ihm erwartet. Er wird noch richtig zum Weichei." Dabei schaut Lucas provozierend zu Kyle. Während Chris ihm einen Schlag auf den Arm gibt sehe ich, wie Kyle bei dem Wort Weichei etwas zusammenzuckt. Ach, Jungs und ihr Gehabe. Als mir Kyle in die Augen sieht verdrehe ich diese und will gerade damit anfangen, Lucas zu erklären, dass Weicheier erstens nichts schlechtes sind und Kyle sicher keines ist. Doch irgend etwas in Kyles Blick lässt mich stumm bleiben. Bevor ich weiter über seinen Blick nachdenken kann, der eine Mischung aus Warnung und Verletztheit ist, kommt Valentin zu uns, packt mich von hinten und dreht mich einmal im Kreis. „Bist du immer noch Satan oder ist meine kleine Schwester wieder da?" Dabei schaut er mich frech grinsend an. Über seine Schulter sehe ich, dass Wanda auch bei uns steht und lächelt. „Ja, ja, Goofy, lass mich runter." „Hallo, ich gebe dir einen wichtigen Namen wie Satan und ich bin bloss ein doofer Kollege einer Hauptperson? Wie kannst du nur?" Beleidigt reicht er mich einfach an Kyle weiter mit den Worten: „Hier das schenke ich dir, dieses beleidigende Eichhörnchen." Kyle fängt mich lachend auf, da mich Valentin wirklich etwas geschossen hat. „Was Eichhörnchen, habe ich etwa einen langen Schwanz?" Okay, zweideutiger geht es nicht, Rose. Als alle anfangen zu lachen, werde ich rot. Doch als Kyle sagt: „Keine Sorge, zusammen sind wir das Eichhörnchen, ich hab  den langen und du bist der Rest des Tiers." Und dann ganz leise hinzufügt: „Du weisst das ich recht habe." Werde ich rot wie eine Tomate. „Okay Valentin, da ich jetzt mit dem beleidigenden Eichhörnchen zurecht kommen muss, kommt niemand anders in mein Auto. Du weißt ich hasse es Auto zu fahren, wenn 1000 Leute drin sind. Und da Rose ja so schlimm wie vier von euch sind, sollte das gerecht sein, oder?"

Nachdem sich alle beruhigt haben von ihrem Lachflash teilen wir uns wirklich so auf. Kyle startet gerade den Wagen als ich sage: „Ich bin also schlimm?" Er lacht rau auf, legt seine Hand auf meinen Oberschenkel und sagt: „Keinesfalls, Baby!"





Hei meine Lieben!❤️
Ich hoffe das Kapitel gefällt euch!:)
Ich wollte euch mal etwas fragen: Wollt ihr mal ein neues Cover?
Danke für eure Votes und Kommis
LG Marlen

Rose, aber Rosalie für euch! Where stories live. Discover now