10 - Wir sind kein Paar

Start from the beginning
                                    

"Es ist nur unglaublich. Du hast so viel durch und bist trotzdem so...du lächelst immer."
Er grinste und nickte. "Louis das meinte ich damit als ich sagte, das Leben ist schön. Denn es ist schön. Wäre mir das nicht passiert würde ich hier nicht helfen können. Wäre meine Mom nicht gestorben, dann könnte ich mich jetzt nicht um Leslie und Lilly kümmern." antwortete er und sah zu den beiden. "Und sieh sie dir doch an. Sind sie nicht die süßesten Mädels die es gibt? Leslie ist wie eine Schwester für mich, Lilly eigentlich genauso."

Ich sah ihn noch immer beeindruckt an und er lächelte mich aufmunternd an. "Immer das Gute sehen, Louis. Das ist wichtig." fügte er sanft hinzu und ich sah in seine Augen. Sie strahlten Wärme aus und ich drückte unbewusst seine Hand etwas fester.
"Harry! Spielen!" unterbrach Lilly mit ihrer hellen Stimme den Moment und ich senkte den Blick schnell.
"Klar! Warte kurz!" rief Harry ihr zu und sah mich an. "Willst du mit spielen? Oder möchtest du kurz zu Charlotte gehen?" fragte er mich und ich nickte. "Ich gehe zu ihr. Bis gleich." antwortete ich leise und ging hinein in das Haus, während Harry zu den zwei Mädchen joggte.
Ich bahnte mir meinen Weg zu ihr und räusperte mich, als ich die Küche betrat und sie wieder am Tisch vorfand vor ihrem Laptop. Sie blickte auf und lächelte wieder freundlich.

"Was kann ich für dich tun?" fragte sie sofort und ich ging weiter in den Raum hinein. "Harry spielt mit Lilly und Leslie. Und ich.." fing ich an doch beendete den Satz nicht. Ich war mir selbst nicht so sicher was ich bei ihr wollte.

"Oh okay. Setz dich doch. Willst du was trinken?" fragte sie höflich und ich nickte und setzte mich an den Tisch. "Ein Wasser ja, wenn das geht."

Charlotte nickte und stand auf, nahm ein Glas aus dem Regal in welches sie Wasser füllte ehe sie es vor mir auf den Tisch stellte und sich wieder setzte. Ihre Locken band sie kurzerhand zusammen und lächelte mich wieder an, klappte den Laptop zu und schob ihn von sich.

"Woher kennst du ihn?" fragte sie mich und ich sah sie an. "Ich hab ihn durch eine Mitstudentin kennen gelernt." antwortete ich. "Was studierst du denn?"
"Medizin. Ich will mal Neurochirurg werden." sagte ich und sie sah mich beeindruckt an. "Wow. Das ist ja unglaublich. Du musst total intelligent sein!" rief sie aus und aus irgendeinem Grund brachte sie mich zum schmunzeln. "Muss wohl so sein." antwortete ich deshalb schlicht.
"Muss so sein? Was für einen Notendurchschnitt hattest du auf der Schule?"

Auch wenn diese Frage eigentlich völlig unerheblich war beschloss ich ihr zu antworten. Ich mochte sie. "1,1. Ich hab's in Mathe etwas verhauen."

"Du hast es in Mathe etwas verhauen, ja?" fragte sie amüsiert und lachte, weshalb ich verlegen den Kopf senkte. "Klar. 1,1 und er hat Mathe verhauen. Wahnsinn!" sagte sie noch einmal und schüttelte lachend den Kopf.
Um nicht darauf reagieren zu müssen nahm ich das Glas in die Hand und trank einen Schluck. "Ihr seid ein süßes Paar." sagte Charlotte plötzlich und ich verschluckte mich und hustete heftig, wobei die Hälfte des Wassers aus meinem Mund heraus schoss.
Charlotte quietschte auf und sprang sofort auf und reiche mir ein Tuch. Hochrot hustete ich und wischte mir das Wasser vom Kinn und meinen Klamotten und sah sie entschuldigen an. "Sorry." murmelte ich und sie winkte ab. "Alles gut." beruhigte sie mich und ich nickte.

"Wir sind kein Paar." nuschelte ich als ich mich etwas beruhigt hatte. Überrascht sah sie mich an. "Wirklich nicht?" fragte sie und ich schüttelte den Kopf. "Nein."

"Oh. Ich hätte gedacht ihr seid eins." sagte sie und ich sah sie fragend an und legte den Kopf schief. "Warum?"
"Weil Harry hier noch nie jemandem mit hatte. Und dann stehst du hier in der Tür und bist unglaublich süß und er lächelt dich ständig an." sprach sie und ich wurde rot.

"Er lächelt doch immer." konterte ich und sie lachte. "Ja, das stimmt allerdings auch wieder." sagte sie schulterzuckend und ich nickte und trank noch einen Schluck als ich mir sicher war, dass sie nichts mehr hinzufügen würde.
Einige Minuten später kam Harry mit Leslie auf dem Arm zu uns. Die Kleine hatte den Kopf auf seiner Schulter und ihre Augen waren geschlossen. Ein zufriedenes Lächeln lag auf ihren Lippen. "Sie ist schon wieder eingeschlafen." sagte er zu Charlotte und in seinem Blick lag Besorgnis.
Die Blondine stand auf und ging zu ihm, strich der Kleinen über den Kopf. "Morgen kommt der Arzt, der schaut sie sich mal an." sagte sie lächelnd und Harry nickte. "Gut. Ich bring sie nach oben." sprach er und verschwand durch den Flur.

Seufzend nahm Charlotte sich einen Apfel und biss hinein. Ich sah sie verwirrt an, doch traute mich nicht zu fragen. Sie sah meinen Blick und lächelte leicht. "Sie schläft manchmal einfach ein. Ich lasse das morgen abklären. Ich denke es ist nichts, nur Erschöpfung oder so." erklärte sie mir und ich nickte leicht. Natürlich klang das für mich rein gar nicht nach einfacher Erschöpfung, aber das wollte ich ihr so nicht sagen. Ich sollte mich nicht einmischen.
Einige Minuten später kam Harry die Treppen hinunter und sah zu mir. "Wollen wir langsam los?" fragte er und ich nickte und stand auf. Mein Blick fiel auf Charlotte, die mich anlächelte und auf mich zukam um mich kurz darauf zu umarmen. Überrascht erwiderte ich und sie grinste. "Lass dich mal wieder blicken, würde mich freuen!"

"Ja, vielleicht. Bis bald." sagte ich und ging zusammen mit Harry zum Auto, nachdem dieser sich verabschiedet hatte. Gemeinsam stiegen wir in den Wagen und ich schnallte mich an und sah noch einmal zu dem Haus. Lilly stand im Garten und winkte uns zu und zaghaft winkte ich zurück.
"Du verstehst dich gut mit Charlotte, oder?" fragte Harry als er losfuhr und ich nickte. "Ja. Sie ist sehr nett." antwortete ich schlicht.
Harry lachte leise auf und ich sah fragend zu ihm. "Was ist?"

"Mich wundert das gar nicht. Alle mögen Charlotte." erwiderte er nur ich nickte. "Kann ich verstehen." murmelte ich und sah aus dem Fenster. Alles was ich heute erlebt hatte musste erst einmal sacken. Meine Gedanken glitten zu meinem Dad. Er lag in seinem Krankenzimmer. Völlig allein. Die Vorstellung machte mich traurig. Ich wusste, er bekam nichts davon mit doch trotzdem war es schrecklich. Ich redete mir ein dass das besser war als zuhause. Dass dort sofort jemand zur Stelle war, wenn etwas wäre. Doch ich hatte es mir nicht so vorgestellt dass er bereits nach meiner ersten Woche im Krankenhaus lag. Ich wollte mich doch um ihn kümmern. In diesem Moment kam ich mir nutzlos vor. Während ich vor mich hin grübelte spürte ich wie Harry nach meiner Hand griff und ich ließ es zu. Die Wärme die von ihm ausging half mir ein wenig und ich sah zu ihm herüber, während ich meinen Kopf gegen die Lehne lehnte.
Sein Blick war sanft und er lächelte mich aufmunternd an. "Es wird alles gut." sagte er leise und ich nickte. Ich wusste nicht wieso, doch ich glaubte ihm.

Sunshine •|• LS Where stories live. Discover now