3 - Sturmhöhe

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Oben seht ihr Kelly ;)
Schönen Sonntag ! ❤️


[Louis]

Kelly sah mich mit erwartungsvollem Blick an, vermutlich erwartete sie, dass ich mich jetzt auch vorstellte. Also blieb mir leider nichts anderes übrig. "Ich bin Louis." sagte ich deshalb knapp und wollte weiter gehen, doch wieder machte sie mir einen Strich durch die Rechnung indem ihre hohe Stimme ertönte.
"Schön dich kennen zu lernen! Hast du hier schon Freunde? Ach, vermutlich nicht ist ja dein erster Tag! Wie sieht's aus, hast du nicht Lust heute Abend mit mir was zu unternehmen?"

Ich wurde hellhörig. Sie wollte etwas unternehmen? Sie kannte mich gerade mal zwei Minuten und ich hatte sie angerempelt. "Warum?" brachte ich hervor, noch bevor ich darüber nachdenken konnte. Ihre Augenbrauen zogen sich zusammen und sie sah mich an als wäre ich unterbelichtet. Ich hasste diese Blicke. Ich wusste selbst dass ich manchmal unfreundlich wirkte, aber ich war es eigentlich nicht. Ich war nur eben keiner der ständig umher rannte und lachte.
"Na ja....du wirkst nicht als würdest du aus London kommen. Daraus schließe ich du hast keine Freunde hier. Nun ja und jetzt, hast du mich!" erklärte sie und grinste mich an. Ich fand das regelrecht unverschämt. Ich sah also nicht aus wie ein Londoner!? Ich war hier geboren und aufgewachsen, verdammt!  "Ich hab heute wirklich keine Zeit." sagte ich einfach nur denn ich wollte keinen Streit mit diesem Mädchen vor mir.
Erst jetzt kam ich dazu, sie mir etwas genauer anzusehen. Ihre schwarze Jeans lag eng an ihren Beinen und sie hatte ein weißes Shirt an, etwas weiter. Sie war sportlich gekleidet. Ihre Sneaker waren knallgelb - was das Outfit etwas brach doch es gefiel mir. Ich hatte schon immer etwas übrig für Schuhe. "Hey, bevor du mich weiter abcheckst, mach das doch heut Abend weiter." sagte sie frei heraus und grinste mich frech an. Ich runzelte die Stirn und blickte ihr mit irritiertem Gesichtsausdruck entgegen.
"Ich checke dich nicht ab. Mir gefallen einfach deine Schuhe." erklärte ich ihr und sie fing an zu lachen. Irritiert beobachtete ich sie, wie sich kleine Tränchen in ihren Augenwinkeln bildeten und in einer nassen Spur ihre Wangen hinab liefen. "Naja, ich geh dann mal.." sagte ich leise und definitiv mit genervtem Unterton, denn sie hörte urplötzlich auf zu lachen und sah mich entschuldigend an, während sie sich die Tränen weg wischte.
"Nein, es tut mir leid. Ich wollte dich nicht auslachen. Aber das mit den Schuhen..also entweder hast du einen Schuhtick oder du bist schwul!"

Ich rollte mit den Augen und sah sie an. "Eines von beidem, hm?" sagte ich gelangweilt und sie nickte. Okay, eigentlich traf beides auf mich zu aber das würde ich dem Mädchen vor mir nicht sagen. Ich beobachtete sie genauer. Eigentlich war sie sympathisch. Ein aufgewecktes, freundliches Mädchen. Vielleicht sollte ich mich einfach etwas entspannen und mir wirklich neue Kontakte suchen. Es wäre eine willkommene Ablenkung von Dad.
Ich konnte ja schlecht ständig bei ihm zuhause hängen. Das würde mich nur depressiv machen.
"Also du viel zu ernster, aber dennoch verdammt süßer junger Mann, wie sieht's aus? Kommst du mit oder nicht?"
Ihre Art, die Dinge so frei heraus zu sagen, störte mich nicht direkt. Es war etwas unangenehm aber sie war mir tausend Mal lieber als die Leute, die hinter meinem Rücken dummes Zeug redeten. Kelly wirkte wie jemand, mit dem ich mich zumindest unterhalten könnte.
"Na gut. Ich komme mit. Wohin überhaupt?"
"Wirst du sehen, Louis. Hier ist meine Nummer." sagte sie und überreichte mir einen kleinen Zettel aus ihrer hinteren Hosentasche. Trug sie etwa ständig einen Zettel mit ihrer Telefonnummer mit sich herum? Sowas würde mir niemals einfallen. So langsam machte sie mich wirklich neugierig. "Schreib mir und ich schicke dir die Adresse für heute Abend." sagte sie simpel und verschwand mit einem Winken die Treppen herunter zum Ausgang.

Ich sah ihr noch einen Moment hinterher, ehe ich den Zettel einsteckte und weiter lief um zum Sekretariat zu gelangen. Die Gänge waren ebenfalls genau nach meinem Geschmack. Der Boden war aus Marmor mit etlichen Verzierungen, die Wände schneeweiß. Es sah schön hier aus. Ich mochte den Campus sofort.
Wenn jetzt noch die Bibliothek schön eingerichtet und gemütlich war, dann hätte ich meinen Rückzugsort gefunden.
Bibliotheken zogen mich magisch an. Ich las eigentlich ständig, auch wenn es in letzter Zeit durchaus abgenommen hatte. Irgendein Buch hatte ich immer einstecken. Im Moment war Sturmhöhe von Emily Brontë in meiner Tasche. Manche mögen denken es wäre altbacken, für mich war es ein unglaubliches Buch. Ich hatte es bestimmt schon hundert Mal gelesen.
Ich nahm mir vor die Bibliothek genauer unter die Lupe zu nehmen, während ich an der Tür klopfte und eine Frauenstimme mich herein bat.
Langsam betrat ich den Raum und nickte der Dame hinter dem Schreibtisch zu. Sie war bestimmt schon um die 60, hatte graues Haar und eine sehr dominante Brille auf der Nase, die ihr kleines Gesicht beinahe verschluckte. Am liebsten hätte ich jetzt die Nase kraus gezogen, aber das ließ ich wohl besser.
"Hallo. Mein Name ist Louis Tomlinson. Ich bin hier um mich anzumelden."  erklärte ich ihr und sie nickte, verzog keine Miene. "Na dann." murmelte sie nur und tippte etwas am PC ein. "Geburtsdatum?" fragte sie emotionslos und ich hätte am liebsten genervt geseufzt. "24. Dezember 1991." antwortete ich ihr schlicht und sie tippte die Zahlen ein.

"Ja, Sir. Da haben wir sie doch!" sagte sie nach ein paar Minuten und ich zuckte regelrecht zusammen, da sie plötzlich so freundlich war. Lächelnd blickte sie mir in die Augen und ich musste mich schwer zusammenreißen den Blick nicht abzuwenden.
Einige Blätter legte sie mir vor die Nase, ehe sie sich die Brille zurecht rückte und nickte. "Sie haben hier ihren Stundenplan, eine Plan vom Unigelände und eine Liste von Tutoren die Ihnen mit Sicherheit gern behilflich sein werden! Ich wünsche Ihnen viel Erfolg Mister Tomlinson!"

Ich nickte nur und schnappte mir die Zettel. Sorgsam steckte ich sie mir in die Tasche zu Sturmhöhe und ging aus dem Sekretariat. Es ist unerklärlich wieso manche Menschen plötzlich von einer Sekunde auf die andere so freundlich wurden. Lag es daran dass ich Medizin studieren würde? Vermutlich.
Zum wiederholten Male heute ging ich die Gänge entlang um kurz darauf den Ausgang zu erreichen und aus dem Gebäude hinaus zu gehen. Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass es mittlerweile halb sechs am Abend war.
Kelly fiel mir wieder ein. Ich fischte den Zettel aus meiner Jeans und tippte die Nummer in mein Handy ein. Bevor ich wieder einen Rückzieher machen konnte beschloss ich, ihr sofort eine Nachricht zu schicken. Ich kannte mich. Das tat ich meistens, doch sie machte mich wirklich zu neugierig.

Hey, hier ist Louis.
Steht das Angebot für heute noch?

Ich sendete es ab und lief los, hielt dabei mein Handy in der Hand und steuerte den Heimweg an. Ich müsste mich wenigstens umziehen und duschen, das ganze Aufräumen und putzen hatte mir zugesetzt. Es dauerte keine zwei Minuten da hörte ich den Nachrichtenton. Ich entsperrte das Handy und sah mir die Nachricht an.

Klar! Wir treffen uns um sieben im "Willers".
Ist nicht weit vom Campus entfernt, du wirst es finden!
Bis dann, Kelly

Na super. Ich wusste genau was das Willers war. Es lag auf dem Weg zwischen der Uni und Dad's Wohnung, vielleicht zehn Minuten entfernt. Es war eine Bar, so viel wusste ich. Ich lief etwas schneller um endlich unter die Dusche zu kommen. Dieser Abend könnte durchaus interessant werden. Oder furchtbar langweilig. Ich bildete mir nichts ein, allein mit einem Mädchen in der Bar. Es war offensichtlich dass die Schwarzhaarige ein Date wollte.
Tja, diese Idee musste ich ihr heute direkt wieder austreiben.

Sunshine •|• LS Where stories live. Discover now