10 - Wir sind kein Paar

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[Louis]

Von innen war das Haus total gemütlich. Zu meiner Verwunderung wuselten überall Kinder herum in den verschiedensten Altersstufen. Komplett verwirrt folgte ich dem Gespann in einen Raum der sich als Küche entpuppte.

An einem riesigen Holztisch saß eine junge Frau, sie musste um die dreißig Jahre sein und ihre blonden Locken fielen wild um ihr Gesicht herum bis zu ihren Schultern. Als sie aufblickte und zu Harry sah begann sie breit zu strahlen.

"Harry! Was machst du denn hier?" rief sie aus und sprang auf um den Lockenkopf zu umarmen. Lachend erwiderte dieser die Umarmung. "Hey Charlotte. Ich bin hier um Louis mein größtes Geheimnis zu zeigen!" antwortete er grinsend und zeigte auf mich. Charlotte sah zu mir und lächelte mich freundlich an. Alle waren hier so unglaublich freundlich. "Hallo Louis. Ich bin Charlotte. Und du bist ja unglaublich süß!" rief sie aus und ich wurde knallrot und zog die Augenbrauen zusammen. "Ich...uhm..." stotterte ich und Harry kam mir sofort zu Hilfe.
"Charlotte!" rief Harry mahnend und ging zu mir. "Hör auf ihn in Verlegenheit zu bringen!" sagte er mit strenger Stimme und die Frau vor mir kicherte. "Tut mir leid. Aber er ist nun mal süß!" wiederholte sie ihre Worte und ich wurde immer kleiner.

"Ja ja, mach deine Arbeit weiter. Wir gehen in den Garten." sprach Harry und nahm meine Hand, was mich wieder leicht zusammen zucken ließ. Wieder war es als würden die Stellen an denen er mich berührte in Flammen stehen. Genau wie im Burgerladen.

Zaghaft zog er mich aus dem Gebäude in den Garten. Die beiden Mädchen folgten uns, rannten jedoch an uns vorbei auf die Schaukeln zu.
Ich sah ihnen nach und beobachtete wie Leslie auf eine der Schaukeln kletterte, während Lilly sich dahinter stellte um sie anzuschieben. Diese zwei Mädchen waren unglaublich süß.
Harry neben mir räusperte sich und so sah ich zu ihm, mein Blick war neugierig und er lächelte. "Was ist das hier alles?" fragte ich ihn gerade heraus.
"Ein Kinderheim." sagte Harry schlicht und mir wich alle Farbe aus dem Gesicht. Ich hatte mir bereits so etwas gedacht, aber es dann wirklich zu hören ließ mich erschaudern. "Ich bin hier aufgewachsen." fügte er hinzu und ich sah ihn mit großen Augen an.
"Wie bitte?" hauchte ich und er nickte. "Mittlerweile kümmere ich mich ein paar Mal im Monat hier um die Kids. Besonders um Leslie und Lilly. Ich helfe Charlotte hier alles am Laufen zu halten." erklärte er und in diesem Augenblick änderte sich das komplette Bild dass ich von Harry hatte. Das hier veränderte meine komplette Sichtweise auf den grünäugigen jungen Mann vor mir.

"Das ist bewundernswert." gab ich von mir und blickte wieder zu den zwei kleinen Mädchen die vergnügt in dem riesigen Garten herum tollten. "Danke." sagte Harry leise.
Ich musste das erst einmal verarbeiten. Ich hätte niemals mit so etwas gerechnet und das sagte ich ihm auch. Er lachte nur und nickte. "Das weiß ja auch niemand. Ich erzähle niemandem etwas davon." sagte er.

"Sind die beiden schon lang hier?"

"Leslie ja. Sie sind beide sieben Jahre alt. Leslie ist hier seit sie vier ist. Lilly kam vor zwei Jahren. Ihre Eltern sind gestorben bei einem Verkehrsunfall. Leslie wurde ausgesetzt."
"Ausgesetzt!?" hauchte ich erschrocken. "Jap. Keiner weiß wo sie her kommt. Man hatte sie im Wald gefunden." murmelte er und sein Blick wurde traurig. Ich musterte ihn einen Moment bedrückt. "Sie war unterernährt. Hat die ersten Wochen nur im Bett gelegen. Sie redet erst seit gut einem Jahr." fügte er hinzu.
Unbewusst nahm ich seine Hand in meine und er zog sie nicht weg, sondern drückte sie leicht. So standen wir für einen Moment Händchen haltend im Garten, schauten schweigend auf die beiden Mädchen und in meinem Kopf ratterte es.
Wie konnte jemand so etwas Kindern antun? Ich hatte liebende Eltern und konnte mir so etwas nicht vorstellen. Und dann fiel mir ein dass Harry ja gesagt hatte er hatte hier gelebt. "Wieso warst du hier?" fragte ich deshalb leise.
"Meine Mom ist gestorben. Sie hat mich allein groß gezogen. Kurz nach ihrem Tod brachten sie mich hierher. Ich war glaube ich acht oder neun. Ich weiß es nicht mehr genau. Charlotte's Mom hatte damals das Heim geleitet." antwortete er mir schlicht und ich sah zu ihm. Zu gern hätte ich ihn gefragt weshalb sie gestorben war doch ich war mir unsicher ob es mir zustand, also schwieg ich.
Neben mir stand ein Mann, den ich eindeutig unterschätzt hatte. Der viel erlebt hatte. Und trotzdem wirkte er auf mich ständig glücklich, nie traurig oder bedrückt. Ich musterte ihn nachdenklich und unsere Blicke trafen sich. Er lächelte mich an. "Was ist?" fragte er.

Sunshine •|• LS Where stories live. Discover now