5 - War das jetzt immer so?

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Zu später Stunde noch ein Update :)

[Louis]
Ich kam daheim an, stellte meine Tasche in den Flur und dachte die ganze Zeit über Harry und die anderen nach. Vor allem über Harry, was mich ärgerte. Er war unverschämt. Verdammt unverschämt! Ich zog die Schuhe aus und stöhnte genervt auf, weil mein Handy klingelte. Ich zückte es und öffnete die SMS, die ich erhalten hatte.

Beim nächsten Mal ist er netter! Versprochen! Schönen Abend wünsche ich dir! Kelly

Ich seufzte und steckte das Handy wieder zurück. Ich wollte jetzt nicht mehr darüber nachdenken. Ich war mir ja noch nicht mal sicher ob es ein nächstes Mal geben würde. Diese Gruppe kannte sich und sie waren miteinander vertraut. Was sollte ich da als Neuling?
Aus dem Wohnzimmer vernahm ich ein lautes Knallen, weswegen ich sofort hinein sprintete. Es war mein Dad, er hatte eine Tasse fallen lassen. Ich atmete erleichtert auf, denn sie war leer. Es gab also nichts zum Wegwischen. Immerhin.
Ich ging auf ihn zu und als er mich sah veränderte sich sein Blick schlagartig. Von erschrocken zu abweisend und kalt.
"Was wollen Sie denn hier?" fragte er distanziert und ich stoppte und sah ihn erstaunt an.

"Ich...bin wieder da Dad." sagte ich leise und er schnaubte. "Für Sie immer noch Mr Tomlinson! Und ich hab sie doch gekündigt! Mein Sohn kümmert sich ab sofort um mich!" rief er aufbrausend und ich wich etwas zurück. "Ich bin dein Sohn, Dad. Ich bin's, Louis!" sagte ich bestimmend doch er lachte nur bitter auf. "Hauen sie ab! Los! Verschwinden Sie!" brüllte er plötzlich und ich zuckte zusammen und verschwand in meinem Zimmer.
Geschockt lehnte ich mich gegen die Zimmertür und versuchte meine Atmung zu beruhigen. Er hatte mich nicht erkannt. War das ein normales Symptom!? Wie konnte er mich nicht erkennen?
Ich zückte erneut mein Handy und wählte die Nummer meiner Mom schnell. Nach einer gefühlten Ewigkeit ging sie auch dran. "Hey mein Schatz! Bist du gut angekommen?" hörte ich ihre Stimme und wurde automatisch ruhiger. "Hey Mom." sagte ich leise. "Ist alles gut? Was ist los, Liebling?" fragte sie besorgt. Meine Mom wusste einfach sofort wenn irgendwas nicht stimmte. "Dad denkt ich bin ein Pfleger. Er erkennt mich nicht." wisperte ich und hörte wie sie scharf die Luft einzog. "Das ist normal in seinem Stadium. Nimm dir das nicht so zu Herzen!" sagte sie sanft und ich schluckte. "Ich soll mir das nicht zu Herzen nehmen? Er hat mich angebrüllt." antwortete ich mit schwacher Stimme und sie seufzte. "Wenn dir das zu viel wird, Lou wir können immer noch einen Pfleger wieder einstellen. Du musst das nicht allein tun."
"Passt schon, Mom. Ich war nur nicht darauf vorbereitet." sagte ich schnell. Ich wusste dass sich einen Pfleger niemand leisten konnte, zumal die Kosten für mein Studium schon enorm waren. Ich konnte ihr das nicht antun. Ich musste jetzt einfach mal die Zähne zusammen beißen. "Es tut mir leid, Liebling. Ist denn wenigstens die Uni gut?"
"Ja. Das Gebäude ist wunderschön. Ich hab morgen den ersten Tag, danach rufe ich wieder an, ja?" "Okay, Schätzchen. Ich hab dich lieb!" erwiderte sie und ich konnte ein wenig Traurigkeit in ihrer Stimme hören. Sie vermisste mich, genauso wie ich sie vermisste. Ein leichtes Lächeln umspielte meine Mundwinkel, verschwand jedoch schnell wieder. "Ich dich auch, Mom. Bis morgen!" sagte ich schnell und legte auf.
Seufzend ging ich wieder in das Wohnzimmer, doch Dad's Blick verriet mir, dass er mich noch immer für einen Pfleger hielt. Angespannt griff ich nach seiner Tablettenbox und suchte heraus, was er für diesen Abend benötigte. "Ich sagte doch verpissen Sie sich!" bellte er und fasste sich an den Kopf. Ich registrierte es und seufzte. "Dad. Ich weiß du erkennst mich gerade nicht, aber bitte. Du musst die Tabletten nehmen, sonst werden die Kopfschmerzen nur noch schlimmer." sagte ich sanft, er schnaubte und sah mich hasserfüllt an. "Geben Sie schon her!" fauchte er und ich reichte ihm die Tabletten, sowie ein Glas Wasser. Ruppig nahm er die Tabletten in den Mund, setzte das Wasserglas an und trank es vollständig aus, um die Tabletten hinter zu bekommen.
Ich beobachtete ihn, was ihn eindeutig zu stören schien. "Glotzen Sie nicht so!" fuhr er mich an und ich senkte den Blick. "Leg dich hin, Dad. Morgen müssen wir zum Arzt." sagte ich leise und verließ das Wohnzimmer wieder.
Als es neben mir an der Wand knallte zuckte ich zusammen und sprang einen Schritt zur Seite. Die Scherben landeten auf dem Boden und ich sah ihn fassungslos an. Er hatte mich ernsthaft mit einem Glas beworfen. Schockiert von seinem Blick, in dem keinerlei Emotion lag, verließ ich das Wohnzimmer und zog mir meine Schuhe an. Ich musste hier raus. Das war zu viel. Selbstverständlich schnappte ich mir den kleinen Pager, welcher auf dem Schuhschrank lag. Dad konnte einen Knopf drücken und mich so anpiepen, wenn irgend etwas wäre. Eilig verließ ich die Wohnung und hatte das Gefühl als würde ich keine Luft mehr bekommen.
Ich lief in irgendeine Richtung, hoffend dass ich etwas finden würde wo ich mich für die nächsten Stunden verkriechen konnte. Mein Dad hatte mich nur nicht erkannt nein - er war auch aggressiv geworden. War das jetzt immer so? Ich musste unbedingt den Arzt morgen fragen, was ich dagegen tun könnte. Auch wenn ich wusste, dass es eine Begleiterscheinung seiner Erkrankung war, es verletzte mich. Immerhin liebte ich meinen Dad, ich liebte ihn unglaublich.

Einige Minuten später fand ich mich vor dem Willers wieder. Ich seufzte. Sollte ich da rein gehen? Bestimmt waren die anderen noch da, aber jetzt zu ihnen gehen wäre eine schlechte Idee. Sie würden merken dass etwas nicht stimmte.
Ich lief daran vorbei. Es war besser so.
Es mussten zwei Stunden vergangen sein, ich lief noch immer durch London, als es anfing leicht zu regnen. Mein Magen knurrte ebenfalls, weshalb ich mich entschloss in das nächstbeste Bistro zu gehen. Allerdings fand ich nur einen Burgerladen, in den ich nur allzu bereitwillig hinein ging. Es war amerikanisch eingerichtet und es roch nach Frittierfett und Fastfood. Im Hintergrund lief leise Musik. Es waren nicht viele Leute hier drin und so setzte ich mich an einen freien Tisch am Fenster, behielt die Kapuze auf und starrte nach draußen. Das hier war zu viel für mich. Noch nicht einmal einen Tag in London und dann passierte so etwas.
Mein Dad hatte so etwas nicht verdient. Er war der großherzigste und tollste Mensch auf dieser Welt. Er hatte es nicht verdient so leben zu müssen. Ich war so in meinen Gedanken versunken dass ich gar nicht bemerkte wie ich meine Fäuste ballte. Ich bemerkte nicht, wie sich mein gesamter Körper anspannte und ich bemerkte nicht wie mir die Tränen die Wangen hinab liefen. Ich war fertig mit den Nerven. Fing man so sein Medizinstudium an? Mit so viel anderen Dingen im Kopf?
Noch vor drei Jahren lief alles so perfekt bei mir. Ich musste mein Leben wieder in den Griff kriegen und nebenbei hatte ich eben Dad zu pflegen. So schwer konnte das doch nicht sein!

"Louis?" hörte ich und erschrak so heftig dass ich den Salzstreuer vor mir auf dem Tisch umwarf. Ich sah hoch und blickte direkt in diese grünen Augen. Überrascht zog ich die Augenbrauen hoch und sah ihn perplex an. "Was machst du denn hier?"

"Hab Nachtschicht." antwortete er locker und zuckte mit den Schultern. "Die Frage ist, wieso du weinst."
Ich senkte den Blick und wischte mir über die Wangen. "Ich weine doch nicht!" konterte ich murrend und spürte wie er sich einfach neben mich setzte. Sofort lag mein Blick auf ihm. Er sah mich besorgt an und musterte mein Gesicht. "Was ist passiert?" fragte er sanft nach und ich runzelte die Stirn, verwirrt von seiner plötzlichen Fürsorge.
"Nichts ist passiert. Was soll sein?" fragte ich deshalb und versuchte möglichst locker rüber zu kommen, was mir nur schwer gelang. "Ich seh's doch, Louis." setzte er nach und ich schüttelte vehement den Kopf. "Es ist alles gut!" sagte ich und sprang auf. "Ich geh jetzt."
"Wolltest du nicht was essen?" fragte er verwirrt und ich schüttelte den Kopf. "Nein, besser nicht. Ich..ich muss gehen." sagte ich leise und er nickte und stand ebenfalls auf. "Warte kurz!" sagte er noch und ich stoppte tatsächlich und beobachtete ihn, wie er hinter den Tresen hastete und irgendetwas hantierte.
Kurz darauf kam er wieder zu mir und drückte mir einen Zettel in die Hand. "Das ist meine Nummer. Wenn was ist kannst du gern anrufen!" sagte er lächelnd und ich nickte perplex, verstaute den Zettel in meinem Hoodie und verschwand eilig aus dem Laden.

Sunshine •|• LS حيث تعيش القصص. اكتشف الآن