Kapitel 26

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Ich nickte nur, weil reden unter diesen Schmerzen einfach unmöglich war. Ich schloss die Augen wieder und legte meinen Kopf an seine Schulter. Ein atmen. Aus atmen. Ein, aus, ein, aus. Früher hatte meine Mutter immer gesagt, dass man körperliche Schmerzen sozusagen 'weg atmen' konnte und das klappte tatsächlich. Meine Theorie dazu war ja, dass man einfach zu abgelenkt vom atmen war, um an den Schmerz zu denken.

„Ich leg dich gleich ins Bett, ja?", sagte Jase eine gefühlte Ewigkeit später und ich öffne erstaunt die Augen, bevor ich meinem Mentor wieder leicht zu nickte.

Er legte mich auf das Bett im abgesonderten Schlafzimmer und langsam kamen Erinnerung an meinen letzten Aufenthalt in diesem Zimmer hoch. Wir waren uns so unfassbar nah und beinahe hatte er mich geküsst. Wie hatte ich mich geschämt, als er es nicht tat. Er wollte jedoch, dass ich mir das Gefühl dabei in Gedanken behielt. Also wusste er ganz genau, was ich gewollt hatte. Mittlerweile hatte ich mich aber weiter entwickelt. Auch wenn es nur wenige Tage her war.

Ich setzte mich etwas auf und sah mich um. Ich hatte zwar noch nie Gefühle für Jase, aber damals hatte er mich magisch angezogen. Jedes Mädchen will mindestens einmal in seinem Leben etwas, das es nicht haben konnte. Mit Loki war das aber anders. Er war anders. Nett, verständnisvoll, ein guter Zuhörer und Freund. Jetzt wo ich so darüber nachdachte, war er der perfekte feste Freund. Allein wie er sich um mein Herz sorgte, bewies das.

„Ist alles in Ordnung? Du siehst so... abwesend aus", schreckte Jason mich da aus meinen Gedanken und kam mit einem Handtuch und einer Schale, in der etwas bläuliches klebte, zu mir an den Rand des Bettes.

„Alles gut. War nur in Gedanken. Was hast du da?", lenkte ich schnell und hoffentlich unbemerkt vom Thema ab und zeigte auf die kleine Schale in seiner Hand.

„Die Salbe. Darf ich?", fragte er und deutete auf meinen Knöchel.

Ich nickte leicht und er streifte mir zögernd eine Socke weiter runter, während er das Hosenbein hoch schob. Zum Vorschein kam ein kaum sichtbares, rotes Tattoo. Es sah aus wir Rosenranken, die sich sanft um meinen Knöchel wanden. Jase tunkte zwei Finger in die Salbe und Strich eine dicke Schicht auf das Tattoo. Dann noch eine und dann wickelte er das Handtuch darum. An seinen Fingern stoben Funken und der Rest der Salbe darauf verpuffte.

„Gleich solltest du den Schmerz nicht mehr spüren können... Soll ich Loki her rufen?", sagte mein Mentor irgendwie unsicher und ich kam wirklich nicht mehr mit seinen Stimmungsschwankungen mit.

„Nein. Geht schon. Wirkt sich diese Salbe irgendwie auf meine Kräfte aus? Ich meine, wenn nicht, könnten wir ja trotzdem noch trainieren", schlug ich vor und schnippte mit den Fingern, um an meiner Luft-Kugel zu arbeiten.

„Die Salbe stärkt ein bisschen dein Feuer, weil es ja auf deinem Feuer-Tattoo ist. Ansonsten sollte es keine Nebenwirkungen geben. Wir könnten dein Wasser etwas fordern. Das würde auch noch ein wenig gegen die Schmerzen helfen. Das Wasser bekämpft das Feuer schließlich", erklärte Jason und setzte sich an die Bettkante.

„Gut, dann etwas Wasser-Magie... Wie lange bleiben diese Schmerzen eigentlich? Doch nicht für immer, oder etwa doch?", fragte ich nervös und konzentrierte mich jetzt darauf, eine Wasser-Kugel entstehen zu lassen.

„Nein. Nein. Nur für ein oder zwei Stunden. Und vielleicht bist du nach dem ganzen Prozess etwas müde, aber mehr auch nicht. Wie wär's mit einem kleinen Spiel?", schlug der Duneo vor und ich nickte nur zögerlich, aber dennoch zustimmend.
„Okay. Das ist ganz einfach. Du erschaffst eine Wasser-Kugel und dann wirfst du sie zu mir. Ich werf sie wieder zurück, du lässt sie verschwinden und das ganze geht von vorne los... Ach und zum Fangen solltest du vielleicht deine Luft-Magie benutzen. Hast du das Prinzip verstanden?", erklärte mein Mentor  schnell und es stahl sich tatsächlich ein kleines kindliches Grinsen auf seine Lippen.

„Jap. Ich forme einen Ball werf ihn zu dir, fang ihn und erschaff dann einen neuen. Wenn ich nicht so schlecht im beabsichtigten 'zaubern' wäre, würde das sicher super klappen", meinte ich ziemlich sarkastisch und dieses unfassbar süße Grübchen-Grinsen wurde noch ein ganzes Stückchen breiter.

„Zaubern... ", schmunzelte er leicht belustigt und  belehrte mich dann eines Besseren.

„Wirken. Wir sagen, wir wirken etwas. Du wirkst ja auch deine Magie und zaubern klingt zu sehr danach, als wären wir alte, klapprige Hexen oder so", sagte Jase, stand auf und stellte sich ein paar Schritte von mir entfernt hin.

Ich atmete tief durch und konzentrierte mich dann auf mein Wasser. Na dann wirken wir mal Magie, Averi! Ich versuchte meinen seltsam hohen Puls herunter zu bekommen und stellte mir vor, wie das Wasser von meinem Herzen aus zu meinen Händen schoss. Ich starrte wie gebannt auf meine Handflächen und plötzlich strömte eine kleine Quelle Wasser aus meinen Fingern. Langsam und hoch konzentriert formte ich es zu einer Kugel.

Bestimmt     #Wattsy2016 Where stories live. Discover now