Kapitel 2

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„Danke", sagte ich nochmal und lief dann mit Jacke und Tasche im Arm auf die Terrasse.

„Der Schlüssel!", erinnerte mich Loki und ich eilte zurück und dann doppelt so schnell zum Pentagram.

Als ich dort ankam, herrschte noch geschäftiges treiben und ich hatte sogar noch ganze fünf Minuten, um meinen Apfel fertig zu essen und jemanden zu finden, der mir jetzt half. Ich sah mich um, entdeckte aber keinen meiner Freunde und war schon kurz am verzweifeln, als ich spürte, wie jemand hinter mir trat. Ich wusste nicht, wie das möglich war, aber wahrscheinlich lag es einfach daran, dass ich in Jason's Nähe ihn immer als erstes bemerkte.

„Hey Averi. Alles okay? Du schaust ziemlich verzweifelt aus", meinte der Duneo leicht belustigt und ich drehte mich mit bösem Blick zu ihm um.

„Ich bin auch verzweifelt, also halt die Klappe", knurrte ich und hasste es, ihm meine Schwäche so direkt zu zeigen.

„Na komm. Ich bring dich zu Direktorin Zekolow und hol mit dir deinen Stunden Plan ab", bot er lachend an und hielt mir einladend die Hand hin.

„Ich weiß selbst, wo ihr Büro ist", fauchte ich ihn an und stolzierte davon.

Vor Gabriella Zekolow's Büro, klopfte ich schüchtern an der Tür und trat ein, als ich einen zustimmenden Laut von innen vernahm.

„Ah, Averi. Da bist du ja! Ich habe mich schon gefragt, wo du solange bist. Setz dich doch kurz", bat die alte Freundin meiner verstorbenen Mutter freundlich und zeigte auf den freien Stuhl vor ihrem Schreibtisch.

„Tut mir leid. Ich hatte verschlafen", erklärte ich mein spätes kommen und setzte mich unsicher hin.

„Nicht so schlimm. Den ersten Tag wirst du heute mit deinem Mentor verbringen, damit er dir alles zeigen kann und... ", die Direktorin brach ab und starrte mit großen Augen auf meine linke Hand.

„Ähm, ja. Das ist gestern aufgetaucht", murmelte ich, wurde leicht rot und versteckte meine Hand hinter meinem Rücken.

Ich fühlte mich irgendwie nicht wohl damit in Gabriella's Nähe. Als sollte sie es überhaupt nicht sehen können. Ich holte unbemerkt tief Luft und sah die Direktorin dann mit einem falschen Lächeln an.

„Wer ist denn eigentlich mein Mentor?", wollte ich wissen und betet, dass es nicht Jason war, auf den ich jetzt überhaupt keine Lust hatte.

„Jason!", rief da die Direktorin laut und ich seufzte leidend, bevor ich mich zu der sich öffnenden Tür umdrehte.

„Ja, Direktorin Zekolow?", sagte der Duneo mit scheinheiligem lächeln.

„Hier sind Averi's Materialien. Du wirst sie heute in den einzelnen Gebäuden herum führen, ihr alles zeigen und dann in der Feuer-Turnhalle mit ihr herausfinden, was sie an Elementen hat und wie stark sie ist. Da ihr euch ja in den letzten beiden Tagen ziemlich gut kennen gelernt habt, könnt ihr auch das Mittagessen zusammen verbringen und danach habt ihr bis 17 Uhr noch einmal eine Trainingsstunde in der Erd-Turnhalle.", ratterte Gabriella herunter und reichte Jason einen Stapel Papiere.

„Okay. Dann sehen wir uns beim Abendessen, Direktorin", meinte Jase zustimmend und zog mich am Handgelenk mit sich mit.

„Tschüss!", konnte ich noch rufen, dann zerrte er mich auch schon zu einer Treppe, die ich bis jetzt in diesem Gebäude nie bemerkt hatte.

Ich riss mich von dem Duneo los, funkelte ihn beleidigt an und stapfte die schmalen Steinstufen hoch. Oben kam ich ein einen ebenfalls schmalen Gang, von dem fünfzehn Türen abgingen. Ich seufzte und wartete, bis Jason mir hinterher kam. Er hatte ein fettes Grinsen im Gesicht und ich wandte mich von ihm ab.

„Das hier sind Trainingsräume für alle Leute die Mentoren haben. Da wir aber offiziell noch nicht wissen, welche Elemente du hast, müssen wir bis dahin in den allgemeinen Turnhallen trainieren", erklärte Jason und zog mich hinter sich her wieder runter ins Erdgeschoss.

„Lass mich los!", fauchte ich und zu meinem großen Erstaunen tat er das auch, lief aber weiter.

„Weißt du, Averi, ich kann verstehen, dass das gestern etwas zu viel für dich war, aber versuche deinen Zorn nicht an mir auszulassen. Dazu haben wir später genug zeit, wenn wir trainieren", seufzte er schließlich, als wir wieder unten vor der Tür des Gebäudes standen.

„Sorry", murmelte ich und merkte, wie sich in mir das schlechte Gewissen regte.

„Schon okay. Wie geht es dir damit?", meinte Jase nachsichtig und steuerte das nächste Gebäude an.

„Ich versuche das zu verdrängen. Bis jetzt hat es ganz gut funktioniert, aber weder du, noch dein Bruder berücksichtigen das", grummelte ich und ging in das Gebäude, dessen Tür Jason mir auf hielt.

„Mh... wie... wie geht es Loki? Hat ihn der Zauber sehr erschöpft?", sagte Jason so leise, dass ich es fast nicht hören konnte und blieb stehen.

„Nein. Er hat... normal gewirkt", antwortete ich grinsend, weil Jason sich anscheinend wirklich sorgen um seinen Sakur-Zwilling machte.

„Ähm ja, wie auch immer. Das hier ist der Luft-Gebäude. Die vier Räume gehören den Lehrern und die Tür führt zu der Turnhalle. Ein Stockwerk weiter sind die Klassenräume, aber die lassen wir aus. Ich will dir die Dachterrassen zeigen", erklärte Jason und lief auf eine Wendeltreppe zu, an deren oberstem Ende ich eine Tür erkannte.

„Dachterrassen?", fragte ich nach und folgte ihm geschwind.

„Ja", stimmte Jason einsilbig ein und lief an der ersten Abzweigung in einen Gang mit zehn Türen einfach vorbei.

Ich schwieg und folgte ihm einfach. Er zog einen Schlüssel aus seiner Hosentasche und schloss die Tür auf. Ich zögerte nur einen Moment, bevor ich ihm auf's Dach folgte, aber sofort staunend wieder stehen blieb. Wie konnte ich das von unten nur übersehen?!


Bestimmt     #Wattsy2016 Where stories live. Discover now