4 - Du willst also in Gehirnen rum schnippeln?

Beginne am Anfang
                                    

"Wieso Medizin?" warf Harry ein. Ich musterte ihn kurz und am Liebsten wäre ich aufgestanden und gegangen. Ich konnte ihn nicht ausstehen. Absolut nicht, das wurde mir jetzt klar. 
"Weil es so ist." antwortete ich ihm und er verdrehte die Augen. "Was ist das für eine dumme Antwort? Wenn ich dir jetzt sage ich studiere Literatur. Dann wölltest du auch eine vernünftige Antwort darauf wieso ich das tue. Und dann würde ich sagen dass ich mein Leben lang schon schreibe und es für mich nichts Erfüllenderes gibt als meine Gedanken in poetischer Form auf Papier zu bringen!" sagte er und ich sah ihn verblüfft an, während die anderen drei Jungen in Gelächter verfielen. "Du studierst Literatur?" fragte ich.
"Natürlich nicht!" antwortete Harry lachend. "Ich studiere nicht." fügte er hinzu und ich nickte nur. "Und wieso studierst du nicht?" 

"Keine Lust. Ist mir zu anstrengend." kam die prompte Antwort. "Harry ist aus dem Medizinstudium geflogen!" warf Justin ein und lachte, fing sich dadurch einen Schlag gegen den Arm von Harry ein. "Rausgeflogen? Wieso?" meine Neugierde war zu groß, das war mir klar und als ich Harry's ernsten Blick sah senkte ich sofort den Blick. 
"Das geht dich wirklich nichts an. Aber trotzdem, sag es mir. Wieso Medizin?" 

Ich seufzte und sah auf meine Finger. "Ich möchte Leben retten. Ich will Krankheiten heilen, Menschen retten die dem Tode sonst geweiht sind. Das möchte ich." erklärte ich. 
Ich spürte seinen prüfenden Blick auf mir und, um ehrlich zu sein, es war mir verdammt unangenehm. Meine Beweggründe gingen niemanden etwas an. "Das ist der Standardspruch den jeder Medizinstudent bringt." hörte ich ihn sagen und blickte auf. Feindselig sah ich ihn an und zog die Augenbrauen zusammen. "Du scheinst viele Medizinstudenten zu kennen, huh?" fauchte ich und er grinste selbstbewusst und nickte. "Zugegeben, es sind einige." antwortete er ruhig. 

"Dich geht es einen Scheiß an, weshalb ich Arzt werden will. Meine Beweggründe brauchst du nicht zu analysieren. Akzeptier es einfach!" sagte ich mürrisch und er hob lachend die Hände. "Schon gut!" sagte er entschuldigend und ich senkte den Blick wieder. Diese Leute würden mich hassen, ich wusste es jetzt schon. 
Kelly setzte sich wieder neben mich und sah mich fragend an. "Alles gut?" fragte sie leise. 
"Harry war wieder mal unverschämt!" gab Luke von sich und lächelte mich freundlich an. Verwirrt sah ich ihn an. Er verteidigte mich? Was war hier los? 

"Ach verdammt, Styles! Lass ihn bloß in Ruhe!" fauchte Kelly sofort und mein Blick galt ihr. Sie lächelte mich warm an und legte einen Arm um mich. "Du musst ihn entschuldigen. Er ist manchmal sehr direkt, eher unverschämt. Merkt es aber nicht."
"Das nennt man Selbstbewusstsein!" warf Harry ein und erntete einen Blick von Kelly, den ich um ehrlich zu sein nicht gerne bekommen würde. "Schon gut, es tut mir leid, ich werde mich benehmen!" sagte er schließlich und lächelte leicht. Ich war heilfroh als die Getränke kamen und setzte die Cola sofort an um einen großen Schluck zu trinken. 
"Welche Fachrichtung soll es werden?" hörte ich ihn nach einigen Momenten fragen, in denen Kelly mit Justin, Zayn und Luke geplaudert hatte. Ich hob den Kopf, meine Hand krallte sich förmlich in das Glas vor mir. "Neurologie." antwortete ich leise und der gesamte Tisch verstummte. 

"Neuro? Du meinst...Chirurg? Neurochirurg?" fragte er verblüfft, seine Augen wurden groß und ich nickte. "Wow. Du willst also in Gehirnen rum schnippeln, ja?" 
Entgeistert sah ich ihn an. Hatte er das gerade wirklich gesagt? Doch er schien nicht zu bemerken dass er mich gerade mächtig aus der Fassung brachte. "Holen Neurochirurgen nicht Tumore und sowas aus Gehirnen?" 
Ich fing leicht an zu zittern, versuchte mich jedoch zu kontrollieren. Kelly schien zu spüren dass irgend etwas nicht richtig war, denn sie legte ihre Hand auf meinen Arm. "Harry es reicht." sagte sie eindringlich, doch der Lockenkopf sah mich mit leuchtenden Augen an, schien völlig begeistert davon zu sein. "Warum? Das ist total cool! Er hätte die Chance so viele Menschen von ihren Qualen zu befreien! Louis, ich hoffe du packst das. Das ist echt cool!" 

Ich presste die Lippen aufeinander und nickte, während ich einen Geldschein aus meiner Hosentasche zog und ihn auf den Tisch lag. "Für die Cola. Ich muss jetzt los." sagte ich zu Kelly und stand auf. Sie stand ebenfalls auf. "Wieso willst du denn schon los? Du warst gerade mal eine halbe Stunde da! Lass dich doch von Harry den Abend nicht versauen!" sagte sie sofort und ich schüttelte nur den Kopf. "Ich muss eh gehen. Mein Dad braucht seine...ich muss zuhause sein." sagte ich, darauf bedacht nichts Falsches zu sagen. Es durfte keiner erfahren dass mein Dad seine Medikamente rechtzeitig bekommen musste. 
Kelly umarmte mich überraschenderweise und ich winkte den anderen Jungen zu, ehe ich die Bar eilig verließ. Ich setzte mir die Kapuze auf, lief los als ich seine Stimme wieder hörte, die meinen Namen rief. 
Ich wollte weiterlaufen, doch irgend etwas ließ mich stoppen und so drehte ich mich zu ihm um, neigte den Kopf leicht und sah so in seine Augen. "Was denn?" 
"Es tut mir leid, okay? Mein Verhalten. Verzeih mir das bitte." sagte er ruhig und in seinem Blick erkannte ich, dass er es ernst zu meinen schien. "Ich muss jetzt wirklich los, Harry. Wir sehen uns." sagte ich deshalb einfach und sein Blick wurde fragend. "Wir gehen morgen alle zusammen zu Justin's Training. Willst du mit?" 
Gedanklich ging ich meinen Zeitplan durch. Ich hatte morgen den ganzen Tag Uni und danach musste ich mit Dad zu einem Arzttermin. "Ich kann morgen nicht." sagte ich deshalb und er nickte, wirkte allerdings etwas enttäuscht. "Sag Kelly Bescheid wenn du mal wieder kannst. Bis bald, Louis!" sagte er, lächelte leicht und ging wieder in das Innere der Bar. 
Perplex sah ich ihm noch ein wenig hinterher, ehe ich los lief. 

Sunshine •|• LS Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt