Kapitel 36

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Er hatte es wirklich geschafft. Brad hatte den Lehrer gesagt das es mir sehr schlecht gehe und mich zur Schulärztin gebracht. Natürlich habe ich ein wenig nach geholfen, weswegen ich meine Stirn häftig rieb, um Fieber vorzutäuschen. Mit einer Erlaubnis, hatte Brad dann auf bekommen, mich nach hause zu fahren. Jedoch wusste er das ich nicht nach hause, sondern zu Derry wollte.

Als Dank umarmte ich Brad und er grinste mich an. "Nichts zu danken kleine. Und muntere jetzt dein Schatz auf." Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich ihn an. Woher? "Derry hatte es mir gesagt. Herzlichen Glückwunsch. Ich wusste schon die ganze Zeit das ihr ein Paar werdet." Er lächelte mich noch einmal an, während ich aus seinem Auto stieg.

Schnell rannte ich zur Haustür und klingelte. Clara die Bedienstete machte mir auf und lächelte. "Zu Derry?" Ich nickte und sie meinte nur er sei oben, auf dem Balkon. Ich dankte ihr mit einem nicken und sprintete die Stufen hinauf. Bei der Glastür angekommen, erblickte ich Derry, wie er Basketball spielte. Dabei Schrie er frustriert auf. Ich wollte das nicht mit ansehen, weshalb ich zu ihm rannte. Als er mich bemerkte, nahm er mich ebenfalls in die Arme.

Tränen kullerten ihm aus den Augen und ich strich ihm immer wieder den Rücken hinunter. Er drückte sein Gesicht in mein Halsbogen und schluchzte einmal laut auf. Ich strich ihm beruhigend durch die Haare und zog ihn fester zu mir.

Wieso hatte er mir nichts gesagt? Ich war doch da. Ich weiß doch was sowas mit einem Menschen machte.

Immer mehr schluchzte Derry und mir fielen ebenfalls paar Tränen. Es zerreißte mir das Herz ihn so zu sehen. Was würde ich doch alles tun, damit er wieder lachte.

~

Er war eingeschlafen, weswegen ich aus dem Raum ging und Clara meine Hilfe anbot, die anfing zu kochen, diese aber freundlicherweise ab dankte. Ich wusste nicht recht was ich machen sollte. Ich entschied mich schließlich das 'Haus' mal zu durch forschen. Gigantische Gänge und unzählige Zimmer waren nur die Spitze des Eisbergs.

In einem Raum voller Bücherregale machte ich halt und stöberte durch die ganzen Regalen. So viele Bücher hatte ich nicht mal bei unserer Schulbücherei gesehen. Ich nahm eines dieser vielen Bücher heraus und las mir den Namen durch. 'After Passion' Ich hatte den Namen mal von irgendwo gehört. Es wurde glaube ich mal ausgezeichnete.

"Das ist von Anna Todd. Einer berühmten Autorin." Aus Schreck leiß ich das Buch fallen. Derry hob es für mich auf und blickte mich an. "Es ist einer meiner Lieblingsbüchern." Er sah sich das Einband an und lächelte leicht. "Obwohl so was eigentlich anscheinend für Mädchen sei." Ich musste leicht grinsen. Er ließ wirklich Kitsch Bücher? "Aber es war mir egal und dieses eine Buch machte mich süchtig, weswegen ich das zweite und dann das dritte, bis ich auch das letzte gekauft hatte." Erstaunt blickte ich ihn an.

Er legte das Buch weg und kam wieder zu mir herüber. Sein Blick wurde wieder trauriger und blickte zu Boden. Dachte er wieder an sein Bruder? Ich hebte sein Kopf hoch und sah wie seine Augen mit Tränen gefüllt waren. Ohne auch nur abzuwarten, nahm ich ihn in meine Arme. Er sollte aufhören. Aufhören mit dem traurig sein. "Er fehlt mir so sehr Anna." Flüsterte er unter seinen Tränen. Ich konnte ihn so was von verstehen.

Ich brachte ihn zur dem kleinen Sessel, wo er sich hin setzte. Anscheinend wollte er nicht das ich ihn los ließ, weswegen er mich auf sein Schoss zog. Nach einiger Zeit fing er an zu erzählen. "Sein Name war Simon." Derry schluckte einmal und sprach weiter. "Er starb mit 13. Immer wieder wurde er von seinen Mitschülern beleidigt, weil er Taub war." Mit gespitzten Ohren hörte ich Derry weiter zu. "Wir haben ihn von der Schule genommen und wollten ihn zur einer Gehörlosenschule einweisen, doch er wollte nicht. Er wollte keine Schulkameraden, weswegen wir dann ein Privat Lehrer engagiert hatten." Eine Träne tropfte ihm hinunter, die ich gleich ihm vom Gesicht weg strich. "Simon mochte ihn in der ersten Sekunde an nicht. Eines Tages ging er raus und hatte uns nichts gesagt."

Ich merkte das es Derry schwer fiel, darüber zu reden. "Wir wurden an dem Tag angerufen und gesagt bekommen, das er von einem Lkw erfasst wurde." Mir stockte der Atem. "Der Fahrer hatte anscheinend gehupt, aber wie hätte er es denn gehört?" Reflexartig zog ich Derry näher an mich. Er sollte nicht weiter reden. Es ließ mich an Emmas Tod erinnern und das wollte ich nicht. Ich wollte nicht darüber denken.

Immer wieder strich ich seine Wange entlang um ihn zu beruhigen.

"Wo mit hab ich dich nur verdient Anna?"

StillWhere stories live. Discover now