6. Erfahrungen

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Er zog mich mit sich hinein.

Geschockt blieb ich stehen.

Es war wunderschön hier.

,,Willst du mit mir und Anna hier einziehen?" Fragte er nun. Ich öffnete zwar den Mund, doch war immer noch sprachlos. Total überrumpelt von seiner Idee plötzlich auszuziehen, starrte ich ihn an.

,,Meinst du das ernst?" Fand ich plötzlich meine Sprache wieder.

,,Gefällt es dir nicht?" Beantwortete er meine Frage mit einer Gegenfrage.

,,Doch schon, aber ... ". Ich blickte mich erneut um. Alles war im sterilen weiß gehalten, dafür erkannte ich, das es noch mehrere Räume gab.

,,Überleg doch mal, unser Leben könnte wieder schön sein. Mia, wir wären endlich mal alleine und könnten arbeiten gehen".

Wieder rückte er ein Stück näher an mich heran.

,,Was spricht dagegen?" Fragte er weiter.

,,Was ist mit Collin, ich konnte ich doch nicht einfach alleine lassen", antwortete ich unsicher.

,,Er braucht mich doch".

Er setzte sich enttäuscht auf das weiße Sofa, welches bereits im Abteil stand.
Seufzend setzte ich mich neben ihn hin. ,,Aber andererseits", begann ich mit einen Lächeln im Gesicht.

,,Er würde schon ohne mich zurecht kommen. Meine Eltern sind ja auch noch da".

,,Das heißt: Ja?" Seine Augen begannen vor Freude zu leuchten.

Ich nickte kurz und antwortete dann entschlossen mit: ,,Ja".

Freudig sprang er auf und drückte mich fest an ihn heran. ,,Es ist die richtige Entscheidung, glaub mir!"

,,Ich weiß". Lächelt drückte ich mein Gesicht dichter an ihn heran, sodass kaum noch etwas zwischen uns stand. Seine starken Hände umschlossen dabei meinen Rücken.

Hinter mir hörte ich plötzlich wie sich jemand räusperte. Es war Anna, die im Türrahmen stand und uns begutachtete. ,,Anna!"

Schnell ließen Leon und ich uns los. Wir waren zwar Freunde, doch mehr auch nicht. Und ich wollte nicht das sie was anderes dachte.

Sie kam näher an uns heran. ,,Denn hat sie wohl 'Ja' gesagt, oder?!" Sagte sie lachhaft.

,,Ja, hat sie", kam mir Leon zuvor. Er grinste immer noch wie verrückt.

Ich nahm Anna in den Arm.

,,Ich hoffe es ist okay wenn ich mit einziehe", sagte sie schüchtern. Freudig ließ ich sie wieder los. ,,Natürlich ist es das!" Ihre Mundwinkel hoben sich leicht in die Luft.

,,Super, dann sind wir jetzt eine WG".

Der Umzug:

Ein letztes Mal betrat ich mein altes Zuhause. Meine Koffer standen bereits fertig gepackt, mit meinen Wertgegenständen, im Raum.

,,So dann geht es jetzt wohl los", schniefte meine Mutter traurig und nahm mich in ihren Arm. ,,Ich bin ja nicht aus der Welt, Mum!" Versuchte ich mir den Abschied leichter zu machen.

Trotzdem war ich auch ein wenig traurig. Aber ich freute mich auch.

,,Pass auf dich auf, ja? Versprich mir das". Sie ließ mich los und schaute mich mit großen, traurigen Augen an.

,,Mach ich".

,,Okay". Sie nickte einmal und strich ihre Klamotten glatt.

Danach verabschiedete ich noch die anderen. Dann ging es los.

Leon und ich nahmen jeweils einen Koffer in die Hand. Die anderen standen noch in der Tür und winkten uns nach. Es war traurig, doch ich wusste auch das es richtig war.

Wir mussten etwas weiter gehen, bis wir in unseren neuen Abteil ankamen.

,,Lass mich, ja?" Ich fuhr mit meinen Handgelenk über den Scanner neben der Tür.
Wie erwartet fuhr sie gleich in zwei Teilen nach außen in die Wand.

Lachend gingen wir beide herein. Anna wartete bereits auf uns. ,,Hey!"

,,Hey".

Wir gingen an ihr vorbei in mein Zimmer. Es war zwar nur ein Bett und ein Schrank drin, doch zum Leben reichte es. Zumindest ersteinmal.

,,Wie geht's dir?" Fragte er.

Ich zuckte mit den Achseln und schniefte einmal. ,,Ich werde sie bestimmt vermissen, doch ich komm schon zu recht", antwortete ich und zwang mich zu einen Lächeln.

,,Okay", war bloß seine Antwort.

Ich setzte mich auf mein neues Bett und schaute mich um. Für eine Weile sagte keiner etwas. Leon kniete sich vor mir hin und schaute mir beängstigend tief in die Augen. Leicht verunsichert schaute zurück.

,,Ist irgendwas?" Fragte ich schließlich, was er nur mit einen Kopfschütteln und einem Lächeln erwiderte.

,,Nein, alles in Ordnung. Es ist perfekt".

,,Was?" Versuchte ich es weiter und erntete nur eine weitere Abweisung.

Ich strich mit meiner Handfläche über seine Wange. Es fühlte sich so gut an. Er war so warm. Mir fiel sein süßer Geruch auf. Er erhob sich langsam und legte sich neben mich aufs Bett.

Nun lagen wir da. Stillschweigend nebeneinander. Zögerlich kam er mit seiner Hand ein Stück näher. Ich wusste nicht was ich tun sollte, weshalb ich einfach nicht mehr nachdachte und ebenfalls nach seiner Hand griff. Sobald ich seine spürte konnten wir ein weiteres Grinsen nicht mehr vermeiden.

Er fuhr mit seiner Hand über meine, nahm sie schließlich und küsste sie einmal. Ich spürte ein warmes Gefühl in meiner Brust, welches mir sagte, er soll nie wieder gehen. Es war so schön in seiner Nähe. Er legte seinen Arm um mich, sodass ich mich noch näher an ihn heran schmiegen konnte.  

,,Gefällt es dir?" Fragte Leon unsicher und schaute mich an.

Mein Blick war nur geradeaus gerichtet, doch ich nickte und musste wieder einmal, wie so oft, lächeln.

Ich fühlte wie sich mein Puls bestimmt um das Doppelte erhöhte. Was war nur los mit mir? Mein Gesicht begann leicht eine rötliche Farbe anzunehmen. Ich hoffe er sah es nicht. Obwohl, wie sollte er nicht? Schließlich starrte er mir unentwegt in die Augen. Und ich in seine.

Es war nicht merkwürdig oder gar unangenehm. Im Gegenteil. Es fühlte sich so gut an. Ich mochte seine Gegenwart. Aber wir waren doch nur Freunde.

Ich strich ihm leicht eine Strähne aus dem Gesicht und fuhr mit meinen Fingern seine Konturen entlang. Seine Haut war so weich und gepflegt.
Alles war so ... perfekt an ihm. Ich spürte seinen Atem auf meiner Haut als er näher heranrückte.

Ohne großartig nachzudenken gab ich mich dem Gefühl hin und kam ebenfalls näher an ihn heran. Er schloss seine Augen, während er seine Lippen nach meinen spreitzte.

Ich konnte mich einfach nicht von seiner makellosen Haut und seinen dunkelbraunen Augen abwenden, so sehr ich es auch versuchte und mich dagegen wehren wollte. Es war als hätten sie mich in ihren Bann gezogen. Seine Ausstrahlungskraft war bemerkenswert. Wieso nur hatte er so eine Anziehung auf mich?

Doch bevor es zum Kuss kam, platzte Anna herein und machte alles kaputt.

Sofort lösten wir uns wieder voneinander und ich stand auf.

,,Oh, Tschuldigung. Ich hab euch gestört oder?" Gab sie nur schnell mit einen verunsicherten Blick von sich.

Sie hielt sich die Hände vor die Augen und tastete sich den Weg zur Tür.
,,Sorry, macht weiter, ich habe nichts gesehen".

Ich schüttelte ungläubig den Kopf und fragte mich: Was war gerade passiert?


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