Kapitel 30

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Amy POV:

Eine sanfte Klaviermusik drang an die kleinen Ohren von der kleinen sechsjährigen Amy, die auf der Fensterbank ihres Zimmers saß und der Klaviermusik ihres Nachbarn zuhörte. Die Musik hörte sich schön und sanft zugleich an und mit jedem Ton verfing sich Amy immer tiefer in die Melodie.

Vorsichtig schloss sie ihre Augen und lauschte weiter. Solange bis die Melodie verstummte und Amy traurig ihre Augen wieder öffnete. Am liebsten würde sie zum Nachbarn gehen und fragen ob er es vielleicht nochmal speilen könnte. Theoretisch ginge es aber praktisch war es für Amy viel schwieriger, da sie einfach nicht mit anderen Leuten reden konnte. Sie fing immer an zu stottern oder fummelte an ihren Händen herum bis die irgendwann abfallen. Aber sie wollte noch mal diese Melodie hören und nicht erst bis morgen warten also stand sie auf und lief aus ihrem Zimmer. Sie folgte den Flur entlang bis zur Treppe. Dort angekommen hüpfte sie fröhlich die Stufen herunter und machte bei jedem Aufkommen einen riesen Lärm, sodass ihre Mutter an der Tür zur Küche auftauchte, die sich gleich neben der Haustüre befindet.

Die fröhliche Amy hüpfte die letzte Stufe runter und ging etwas schüchtern auf ihre Mutter zu.

»Was machst du den für ein Radau hier. «, tadelte ihre Mutter sie und Amy fing an, an ihren Finger herum zuspielen.

»Du, Mom. «, murmelte Amy vor sich hin und blickte kurz in die braunen Augen ihrer Mutter.

»Was ist denn, Amy-Schatz? «, fragte ihre Mutter sie mit einer zärtlichen Stimme.

»Darf ich zu dem Nachbarn gehen? Er hat so ein schönes Lied gespielt und ich wollte fragen ob er es vielleicht nochmal spielen könnte. «, fragte Amy vorsichtig und schielte noch mal zu ihrer Mutter hoch, die sie fröhlich zu lächelte.

»Natürlich, Schätzchen. Aber sei pünktlich um fünf wieder hier. «, erlaubte Amys Mutter ihr, zu ihrem Nachbarn zugehen. Schnell zog sich Amy ihre blauen Gummistiefel an und ihre blaue Regenjacke, da es draußen anfing zu regnen. Ihre Mutter drückte ihr noch einen Kuss auf die Wange und schaute Amy nach wie sie aus der Tür zum Gehweg ging und über dem Gehweg zum Haus der Nachbarn. Als Amy dort ankam und klingelte machte ihre Mutter die Tür zu und verschwand wieder in der Küche.

Nach einer Weile ging die weiße Haustür auf und vor Amy stand ein junger Mann so um die dreißig und lächelte Amy an.

»Was kann ich für dich tun, junges Fräulein? «, fragte der blonde Mann Amy, die nervös mit ihren Fingern spielte und verlegend auf dem Boden schaute. Okay, Amy., ermahnte sie sich selber. Es ist nur eine Frage und das schaffst du! Amy atmete noch einmal kurz durch bevor sie ihm stotternd antwortete.

»Also... Ich... Ich wollte fragen... Ja also... Ich habe Sie spielen gehört und da wollte ich halt fragen... «, begann Amy und atmete noch mal kurz durch bevor sie ihm ihre Frage stellte. »Ich wollte fragen, ob ich nochmal das Lied hören dürfte was Sie vorhin gespielt haben. « Amy blickte vom Boden auf und schaute in die Eisblauen Augen des Mannes. Sie strahlten Freude aus und nahmen Amys Blick in ihren Bann.

»Natürlich. «, meinte er und bat Amy rein, diese ging lächelnd in das Haus und folgte den jungen Mann durch den weißen Flur ins Wohnzimmer. Sie kamen an ein paar Familienfotos und an einer großen Treppe vorbei bis er sich schließlich ans Klavier setze und Amy ein Zeichen gab, dass sie sich neben ihm setzten konnte und dann fing er an. Er fing an dieses Lied zu spielen. Es klang so sanft und...


Alles wurde schwarz. Amy befand sich nicht mehr am Klavier in dem hellbeleuchteten Raum, sondern in der Abstellkammer wo es Dunkel und kalt war. Sie war auch nicht mehr sechs sondern elf und sie klammerte sich verzweifelt an ihren Teddybären Mister Charls. Von draußen konnte Amy Wutschreie hören und irgendjemand hämmerte gegen ihre Tür. Tränen liefen ihr über ihre Wange und sich rollte sich zu einer Kugel zusammen.

Die Dunkelheit umhüllte sie wie eine Decke und Amy hoffte auf etwas Gesellschaft. Sie wollte nicht mehr alleine in dieser Kammer sein und warten bis ihre Mutter sich schlafen gelegt hat und ihr Dad sie auch ins Bett bringt. Sie hatte genug davon, aber sie traute sich nicht irgendwen davon zu sagen. Da sie sowieso keine Freunde hatte brauchte sie es auch niemanden zu sagen, aber die Last zerdrückte sie. Sie zerquetscht sie noch, wenn sie nichts dagegen tat. Aber was sollte sie schon dagegen tun? Sie könnte fliehen, einfach nur wegrennen, aber wohin? Zu ihrer Tante? Niemals! Zu ihrem Nachbarn? Er ist viel zu nah. Also wohin?

Wieder kullerte eine Träne über ihre Wange und sie wünschte sich weg von hier. Sie wünschte sich in eine andere Welt, in der Hoffnung, dass es ihr dort besser gehen würde.


Schreie. Schreie drangen an Amys Ohr. Doch sie konnte nicht einordnen woher sie kommen bis sie bemerkt, dass sie selber schreit. Weg von hier. In eine andere Welt. Das alles wünschte sie sich seit sie elf war, aber was von dem allen war erfüllt worden? Gar nichts! Rein gar nichts! Was könnte sie dafür tun, dass sie erfüllt werden? Rache. Sie könnte Rache nehmen, aber genau das wollte doch ihre Tante. Mathilde wollte doch, dass sie Rache nimmt, also was könnte sie anstatt Rache machen? Sie... Sie könnte einfach in diesem dunklen Raum sterben und hoffen, dass Jack ihre Leiche findet. Ach Jack! Ich vermisse dich so sehr wie Mister Charls, aber vielleicht auch sogar noch mehr., dachte Amy und richtete sich auf.

Behutsam wischte sie ihre Tränen unter den Augen weg und schaute sich in der Finsternis um. Wie viel Uhr es wohl gerade ist? Wo wohl Jack und Dad sind? Ob ich zu Mom komme? Wie es wohl ist Tod zu sein? Ob das alles hier ein gutes Ende hat? Oder ob mein Wahnsinn doch die Oberhand gewinnt? Und noch weitere Gedanken kreisten in Amys Kopf herum bis sie schließlich auf einen Namen stieß. Lisanne. Lisanne... Wer war das noch mal gleich? Hat sie nicht was mit Lars zu tun? War sie nicht seine Freundin, die von meiner Tante entführt wurde? Ich wollte doch was von ihr oder nicht? Amy fing an zu grübeln, dabei kaute sie auf ihren Fingernägeln herum. Ich wollte sie doch befreien!

Sofort stand Amy auf und versuchte zur Tür zu rennen. Doch durch den ganzen Schwung knallte sie gegen die Tür und fiel auf ihren Po. Ein dumpfer Aufschlag war zu hören, dann war alles wieder still. Diese Stille. Sie bringt mich noch um., dachte Amy während sie an den Wänden, die verdammt nahe an Amy waren, herumtastete und nach der Tür suchte. Dabei stieg ihre Panik. Verdammt! Ich hasse es, wenn ich in einem engen dunkeln Raum eingesperrt werde, es erinnert mich einfach zu sehr an früher. Wieder kullerten Tränen über ihre Wangen und Amy hielt in ihrer Bewegung inne. Verdammt! Verdammt! Verflucht sollst du sein, Tante Mathilde! Wenn ich dich in die Finger bekomme!

Amy griff nach der Türklinge und drückte sie herunter. Offen. Sie ist offen., dachte Amy triumphierend und ging aus den Raum. Etwas fing sich an in ihr zu regen als sie in dem dunkler Gang stand. Etwas was nichts Gutes bedeutete. Es war... Es war ihr Wahnsinn. Aber es fühlte sich nicht schrecklich an, nein ganz im Gegenteil. Es fühlte sie gut an, so befreiend.

Ein verrücktes, psychopathisches Grinsen verzierte ihren Mund. Sie wusste wohin. Sie wusste was sie tun musste. Und sie wusste, niemand könnte sie mehr aufhalten. Niemand!

»Good Night, Tante Mathilde. «, murmelte Amy vor sich hin und lachte wie eine Psychopathin laut auf.


»Rache ist süß! «


Sodele, nächstes Kapitel ist fertig und nein ich habe es nicht auf einem Wunsch von Jemanden heute noch fertig geschrieben. Nein ich meine nicht dich, AkaSnowPrincess. XD Jedenfalls wie es aussieht ist Amy... Nun ja... Ich glaube sie ist etwas verrückt geworden. Was meint ihr? O.o Ich hoffe jedenfalls euch hat das Kapitel gefallen und ja, auf Verbesserungsvorschläge oder Feedback würde ich mich sehr freuen wie ihr wisst. ^^ Euch allen noch einen schönen Tag/Nacht/Abend/Morgen. Bis bald ihr Nudeln. <3

Lied: River Flows In You, das spielt der junge Mann in Amys Erinnerung ^^



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