Kapitel 8

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“Alles in Ordnung?” fragt Liam als ich die Tür hinter mir zu ziehe. Ich sehe einen Moment zu lange auf die Klinke, aber das ist mri egal. Ich starre hin und unterdrücke die Tränen. Dann sehe ich auf und lächle ihn an. Diese Rolle habe ich so oft angenommen. Dieses Mal wird’s auch nur so sein. Mehr nicht.

„Klar. Meine Cousine ist gerade gekommen.“ Erzähle ich. Er lächelt mich an und steht auf. Seine Boxershorts ist ganz knitterig von der Nacht auf dem Boden. Ein Lächeln huscht mir über die Lippen bei dem Gedanken an letzte Nacht. Schüchtern und verlegen beiße ich mir auf die Unterlippe.

„ Darf ich sie kennen lernen? Du scheinst nicht sehr begeistert davon, dass sie hier ist.“ Sagt er. Mein Kopf ruckt schnell hoch. Nein, Nein, Nein.

Bitte nicht. Er erkennt also wenn ich Lüge oder Vorgebe gut drauf zu sein. Das darf nicht. Wenn er das erkennt – was dann noch? Ich atme flach und schnell ein und aus. Nein, Liam, wieso?

„Aurelia?“ fragt er und fängt mich im letzten Moment auf. Meine Knie haben nachgegeben und ich falle vorne rüber. Es ist so, als würde ich förmlich spüren, wie mir das Blut durch den Hals schießt und mein Gesicht verlässt. Kälte breitet sich dort aus, wo eben noch Blut war. Meine Haut und mein Gesicht ist kreidebleich. Das weiß ich, ohne in den Spiegel zu sehen.

„Hey was ist denn los?“ fragt Liam. Mir rinnen jetzt die Tränen übers Gesicht während ich meine Hand auf seine Brust lege. Die Stelle, an der meine Narbe war – also die längste – beginnt weh zu tun. Sie ist nicht mehr da, das weiß ich, aber diese Phantomschmerzen nerven gewaltig.

„Du musst gehen.“ Flüstere ich.

„Ich werde dich nicht in so einem Moment zurück lassen.“ Wiederspricht er und will mich in die Arme ziehen. Aber ich drücke ihn gewalttätig weg, so dass er auf den Rücken fällt. Mein Blick ist zum Boden gerichtet. Tränen laufen mir über die Wange. Wieso musst es jetzt schon sein? Wieso muss er erkennen, wie es mir geht? Wieso musste er meine Lüge erkennen?

Es gab nichts auf der Welt, das Gefährlicher für mich wäre, als jemand, der hinter meine Maske von Lügen sehen konnte. Nichts bis auf Steve. Und wenn er diese einfach Lüge raus bekommen hatte, wie sah es dann erst mit den großen aus?

„Ich meine es ernst.“ Stottere ich und meine Stimme ist durch die Tränen zerrissen. „Du musst gehen. Für immer.“

„Wieso sollte ich?“ fragt er mit Wut in der Stimme. Verständlich nicht? Gerade habe ich mit ihm geschlafen und jetzt beende ich die Sache zwischen uns endgültig. Gott, was bin ich nur für ein Miststück.

„Weil … Weil ich dich nicht liebe.“ Lüge ich und sehe ihm direkt in die Augen. Eine letzte einsame Träne huscht mir über die Wange. Er sieht mich an und langsam beginnt er zu verstehen. Dieser Satz war schlimmer als ein Schlag in den Magen und das merkt er jetzt auch. Seine Mimik wird von verwirrt zu geschockt und schließlich zu wütend.

Er steht auf und sieht auf mich hinab. „Du lügst. Das stimmt nicht.“

Doch diesmal ist seine Aussage nicht stark. Er sagt das, um sich selbst zu überzeugen. Welche Ironie, dass diese Lüge funktioniert hat, nicht wahr?

„Nein.“ Sage ich schwach. Liam schüttelt den Kopf und läuft an mir vorbei. Ich höre und spüre an der Luft, wie er die Tür aufreizt. Doch dann bleibt er einen Moment stehen. Ich drehe mich nicht um. Das traue ich mich nicht.

„Ich dachte wirklich du bist anders.“ Meint er. „Das du mich nicht wegen des Ruhms willst.“

„Was?“ brülle ich und drehe mich um. Schneller als ich denke bin ich auf den Beinen. Mein Kimono rutscht von meinen Schultern. Energisch ziehe ich ihn hoch und starre wütend zu Liam hinauf.

„Wie kannst du so etwas nur sagen?“ frage ich und realisiere etwas. Wenn ich ihn das glauben lasse, wird er mich fallen lassen. So wird es leichter für ihn sein.

„Es stimmt doch.“ Meint er und läuft an mir vorbei. Er schnappt sich seine Klamotten und rennt die Treppe hinunter. Ich höre noch, wie die Schwere Haustür ins schloss fällt und fahre mir über die Wangen.

„Es ist besser so.“ sagt eine Stimme. Ich sehe meine „Cousine“ an, wegen der das alles hier passiert ist und werde wütend. Wieso musste sie eigentlich hier sein?

„Ich weiß.“ Schnauze ich.

„So gerät er nicht in Gefahr.“ Sagt sie um mich zu beruhigen.

„Ich weiß.“ Schnauze ich trotzdem nur wieder.

„M-Müssen wir jetzt weg ziehen? Eigentlich müsste ich das ja melden. Immerhin ist er ein Ex-Geliebter also ein Feind.“ Wirft sie ein. Doch dieses Mal ist ihre Stimme nicht so stark wie sonst immer.

„Nein.“ Sage ich langsam. „Also ja du müsstest das melden, aber das wirst du nicht“

„Und wieso nicht?“ gibt sie zurück.

„Weil du genauso wenig wie ich noch einmal umziehen willst. Das hier ist unser Leben und so etwas passiert. Wenn wir jetzt abhauen ist das nur noch auffäliger.“

„Und was, wenn er Infos rausgibt? Fotos hochlädt oder sonst was?“ fragt sie. Ich schüttle den Kopf.

„Dann isnd wir geliefert.“ Antworte ich ehrlich.

„Stimmt.“ Sagt sie und mustert mich. „Hätte nicht erwartet, dass du so mutig bist. Respekt“

Während sie weg geht denke ich mir nur eins:

Du hast ja keine Ahnung.

Catch me if you can ~ Liam PayneWaar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu