Kapitel 42

67 4 0
                                    

Nun war ich also tot. Komisches Gefühl. Einerseits glaubte ich, nicht mehr Teil dieser Welt zu sein, ich glaubte kein Zurück mehr zu finden und meinen Körper zurückgelassen zu haben. Andererseits meinte ich das schwache Pochen eines Herzens vernehmen zu können. Doch wie konnte das sein? Ich war mir eigentlich sicher gewesen, gestorben zu sein, aber dank der Tatsache, dass ich dies hier gerade denken konnte widerlegte meine Überlegung. Andererseits war es unmöglich, dass ich noch lebte. Allerhöchstens läge ich im Sterben, doch das würde ich doch spüren, oder etwa nicht? Vielleicht kam der Tod gerade, vielleicht bin ich weder tot noch am leben. Ich musste nur warten, der Tod würde schon noch kommen. Andererseits hatte ich noch nicht alles auf der Erde erledigt, er würde vielleicht gar nicht kommen.

Ich wusste nicht mehr, was ich denken sollte, oder warum ich überhaupt denken konnte, mein Gehirn war wie leergefegt, ich bekam nicht mal mehr meinen Namen auf die Reihe. Ich lag und wartete auf den Tod. Jedenfalls vermutete ich dass ich lag.

Ich drehte innerlich durch, wer war ich überhaupt? Gab es mich wirklich oder war ich bloß eine vage Erinnerung? Wo war ich? Was war das hier eigentlich gerade? Leben? Oder vielleicht doch der Tod? Was war das überhaupt. Ich zweifelte an allem, ich wollte nur noch verschwinden, nicht mehr existieren.

Ich spürte eine kalte Flüssigkeit in meinem Gesicht, fuhr laut nach Luft schnappend hoch und schlug einfach zu. Meine Augen irrten panisch über meine Umgebung. Ich machte einen alten Mann direkt vor mir aus, aus seiner Nase, die er sich fluchend hielt, rann Blut. Ängstlich wich ich zurück. Wer war das? Wo war ich hier überhaupt? "Beruhig dich, ich werde dir nichts tun!" Ich entdeckte einen halbvollen Eimer Wasser neben mir, den mir der Mann wohl eben über den Kopf geschüttet hatte. Daneben fand ich ein Messer und ergriff es mit zittrigen Händen um es auf den Mann zu richten. Er hatte bereits Falten und eine Halbglatze. Gesundheitlich schien es ihm auch nicht sehr gut zu gehen,denn seine Wangen waren eingefallen und sein Teint war sehr blass. Aus glasigen, beinahe leeren Augen sah er mich an."Leg das wieder hin", sagte er seelenruhig und deutete auf das Messer in meiner Hand. Meine Stimme war brüchig und zitterte, als ich sprach. "Wer bist du? Was willst du? Wo bin ich?" Ich richtete das Messer auf seine Kehle, die nun ca eine Tastatur breit von der Messerspitze entfernt war."Du hast sowieso nicht die Kraft dazu, mich zu erstechen" Ich sah den alten verwirrt an, als mir meine höllischen Kopfschmerzen erst bewusst wurden. Ich ließ das Messer einfach falen und rieb mir stöhnend die schläfen. Am Rande bekam ich mit, wie der Alte sich das Messer nahm und es außerhalb meiner reichweite warf. Mit einem dumpfen Geräusch landete es auf dem Holzboden. Moment... Holzboden?

Ich sah auf und begutachtete erstmals meine Umgebung. Ich befand mich in einer kleinen Holzhütte, eingehüllt in einer modrigen, stinkenden Wolldecke am boden. Der Raum sah schäbig aus, ich entdeckte einen flachen Stein, den der Mann als Tisch benutzte. Darauf befanden sich Kräuter und Medizin. Wo war ich hier?


GestrandetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt