vierzehn

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~Liviu~

Es war ein altes Haus, in dem ich wohnte und je länger man an ein und dem selben Ort war, desto besser kannte man ihn schließlich. Und in diesen verrottenden Mauern gab es einiges zu entdecken. In einem kleinen Raum, welcher von geringer Bedeutung zu sein schien, war ein Loch in die Wand gebort, und wenn man hindurch sah, schaute man durch die Augen einer jungen Frau direkt in den Salon. Eine weitere Bedeutung hatte dieser Raum nicht.

Ich presste mein Auge gegen das Loch jnd spähte hindurch, um das Mädchen zu beobachten. Es aß, doch jede Berührung ihrer Hände schien schmerzhaft zu sein.
Ich hörte ein Karren, so leise, dass es ein Mensch niemals wahrgenommen hätte - ich bin allerdings kein Mensch.

"Ist echt nett von dir, ihr etwas Essen gemacht zu haben. Ich hätte es glatt vergessen." Obwohl es eigentlich eine rein freundliche Bemerkung sein sollte, musste ich aus meiner Stimme eine große Portion Sarkasmus heraushören. Aber Sylvi kannte mich schon gut, viel zu gut eigentlich.
"Sie ist meine Tochter, Liviu, es ist meine Pflicht für sie zu sorgen."
Ich nickte.
"Und jetzt hör auf zu gaffen", kam es etwas forscher hinterher.
Wieder nickte ich, etwas beschämend lächelnd wandte ich mich von dem Mädchen ab und drehte meinen Kopf so, dass mir Sylvi in die Augen schauen konnte.
"Du wirst nicht mit nach Italien kommen können", sagte ich überflüssigerweise, denn ich wusste genau, dass ihr das klar war.
Sie senkte traurig den Blick.
"Du musst auf sie acht geben und schwöre mir, dass ihr nichts passieren wird."
Anstatt etwas zu erwidern, was mit ihrer Bitte zu tun hatte, sagte ich bloß und mit so viel Wärme in meiner Stimme wie es nur ging: "Schau!"
Ich machte ihr Platz und lenkte den Fokus auf das Loch in der Wand. Sie sollte ihre Tochter noch einmal sehen, bevor ich sie mitnahm.
Etwas Widerwillen blitze in ihren Augen auf, doch dann entschied sie sich doch, und legte ihr Auge an das Guckloch. Ich glaubte sie lächeln zu sehen.

Am frühen Abend verschwand Sylvi, ich schaffte es nicht einmal mich zu verabschieden, so schnell war sie verschwunden gewesen.

Das Mädchen saß nicht mehr am Esstisch, sondern auf meinem Sessel, aber aus irgendeinem Grund, machte es mir nichts aus. Und anstatt weiter auf diesen seltsamen Gedanken einzugehen, trat ich zu ihr. Es war nicht zu übersehen wie sie vor Furcht zusammenzuckte. Als sie micj mit ihren großen Augen anstarrte verspürte ich den Drang, ihr die Schmerzen zu nehmen. Ich nahm behutsam - behutsam? - ihre Hände in meine und drehte sie vorsichtig, sodass ihre verletzten Handflächen nach oben zeigten. Die Haut war angeschwollen und rot, es musste sich entzündet haben.
Ich zog die Hände näher an meinem Körper, ich hörte ihren Atem, der einmal schneller und in der nächsten Sekunde ganz ausblieb. Ihre Hände zuckten leicht, als wolle sie sie wegziehen, doch sie hatte keine Chance.
"Und wenn ich dir nur helfen will?", fragte ich sie.
Sie rümpfen ganz leicht die Nase. Sie glaubte mir nicht, wie auch, ich hatte ihre Freundin aus ihren Armen gerissen und getötet. Sie hatte allen Grund Magst vor mit zu haben. Ich stellte meinen Geruchssinn ab, denn ihr verlockene Blut reizte mich mehr denn je, als ich ihre Wunden küsste. Sie schnappte nach Luft, ein leises Keuchen, dann hielt sie den Atem an. Sie verzog das Gesicht, als sich die Wunden heilten. Es fühlte sich immer seltsam an, wenn man spürte wie sich die Haut dehnte und zusammenwuchs.
Sie starrte noch entgeistert auf ihre Hände, als ich sie fragte wie sie noch gleich hieße.
"Virgilia", antwortete sie mit zittriger Stimme.
"Jetzt wo ich deinen Namen kenne, wäre es wohl angebracht dir meinen zu nennen", begann ich, doch wurde ich tatsächlich von ihr unterbrochen.
"Es reicht, wenn du nur der Vampir bleibst, Vampir", sagte sie nun mit fester Stimme.
Ich nickte. Sollte sie ihre Macht ein wenig austesten, aber die Oberhand werde ich behalten.
"Es geht los, Virgilia", brach ich das entstandene Schwiegen und deutete ihr aufzustehen. Sie tat was ich sagte und icj schob sie aus dem Salon, durch den Flur hinaus in den Wald.
"Werden wir zu Fuß gehen müssen?", fragte sie mürrisch. Für diese Frage hätte ich sie am liebsten gewürgt... Wenn die wüsste wie viel schneller wir zu Fuß waren, als mit dem Auto.
"Ich konnte deine Freunde durch den ganzen Wald jagen ohne mich beeilen zu müssen", antwortete ich, "ich bin so viel schneller zu Fuß, als mit dem Auto"
Meine Antwort schien sie eingeschüchtert zu haben, denn sie sagte keinen Ton mehr.
Sie starrte eine Weile in den Wald, als würde sie überlegen wegzulaufen, aber icj schätzte sie so schlau ein, dass sie wusste, wie sinnlos das wäre.
"Dahinten!", stieß sie hervor und ich sah sofort in die Richtung, in die sie zeigte und erkannte das Übel sofort. FEUER. Hätte ich meinen Geruchssinn eingeschaltet, wäre mir das nicht passiert.

Die Flammen schlugen durch die Stämme der Bäume, flitzten durch das Laub und machten vor allem eins: mich machtlos.

Twixt beauty & darknessWhere stories live. Discover now