Kapitel 9

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Scarlett

Ich hatte einen sehr schlimmen Traum. Oder jedenfalls einen Traum, der mich ganz schön verwirrte.

Ich meine, wann sieht man denn im Traum, das man durch bunte Türen gehen muss. Eine nach der anderen. Jede anders auf seine eigene Weise.

Anders und dadurch besonders.

Ich sah jede einzelne Tür ganz genau an. Manche hatten komische Kringel, die sich bewegten. Manche rochen nach Schokolade, und man konnte sie essen, manche piepsten sobald man sie öffnete und manchen musste man etwas vorlesen, das was auf der Tür selber schon dastand.

Aber durch jede Tür war das abgebildet, was ich mir vorgestellt hatte. Beispielsweise dachte ich an eine Schokoladenfabrik, als ich durch die Schokoladentür ging.

Als ich am nächsten Morgen meine Augen aufriss, hatte ich dieses flaue Gefühl im Magen, irgendetwas würde schief gehen, das wusste ich, aber wie schief?

Ich schloss meine Augen bevor ich sie nochmal aufriss und auf die Uhr schielte, die in der Ecke meines Zimmers stand.

Ich schrak auf und rannte schnell zum Badezimmer, da ich schon vor 20 Minuten aufgestanden sein sollte.

Ich frühstückte nicht, ich putzte mir nur die Zähne, verabschiedete mich von meinem Bruder ( der immer noch schlief indem ich ihn kräftig schüttelte und bevor er seine Schlafpredigt halten konnte, rannte ich mit meiner Tasche und meinem Schlüssel aus dem Haus).

Als ich meine verknoteten Kopfhörer aus meiner Tasche holte, fragte ich mich, ob ich die Hausaufgaben von Heute erledigt hatte.

Ich sah auf meine Uhr. Ich könnte pünktlich ankommen, wenn ich meine Geschwindigkeit verschnellern würde.

Aber da stellte ich fest, das meine Schnürsenkel nicht gemacht hatte und der Boden ziemlich ungemütlich war, da ich auf den Boden fiel. Ich verknotete meine Schnürsenkel und fing an zu rennen in der Hoffnung nicht über meine eigenen Füße zu stolpern und kam an der U - Bahnstation an, wo ich dann nur eine Minute warten musste bis die U - Bahn kam, die mich dann in Höchstgeschwindigkeit in die Nähe der Schule fuhr.

Ich hatte Caleb nicht gesehen und da ich so schon zu spät war, ging ich direkt in meine Unterrichtsstunde rein.

Der Lehrer warnte mich nicht noch einmal zu spät zu kommen (was Logan gefiel) und wies mich auf den Platz neben Caleb hin, der dann sehr langsam seine Tasche vom Nebensitz entfernte. Ich sah ihn fragend an dennoch setzte ich mich auf den Platz neben ihn. Dann bemerkte ich seine Wunden. Einen Moment blieb ich mit meinem Mund offen stehen, bis ich mich dann fing und weiter lief.

"Alles okay ?" fragte ich ihn.

Er nickte, sah mich nicht an und schrieb das Datum auf sein Papier.

Da es wahrscheinlich nicht Calebs Lieblingsfach war, malte er Zeichen auf sein Papier, die fast gleich aussahen wie mit denen aus meinem Traum, nur das sie sich nicht bewegten.

Was war hinter der Tür?

Ich erinnerte mich sehr schwach daran, dass es Fragezeichen waren, lauter Fragezeichen, mit nur einem dicken, roten Ausrufezeichen,  was sich dann als weitere Tür erwies.

Als die Stunde zu ende war packte ich meine Sachen schnell ein, sah dann Caleb an, da er tausend Jahre brauchte anscheinend bis er seine Sachen hatte.

Es liegt daran, das ich jeden umbringen würde, der in dich verliebt wäre. Deswegen ist niemand verliebt in dich...

Calebs Wörter schallten in meinem Kopf wieder. Ich packte entschlossen seine Sachen mit ein. ( Er sah komisch aus, als er bemerkte, das alles auf einmal vom Tisch verschwand.)

Ich nahm seinen Arm und zog ihn mit mir.

"Sag mir was los ist!" sagte ich nach einer Weile . Wir standen an einer Ecke der Schule, wo niemand stand.

Er sah mich komisch an.

"Es ist nichts." Er kratzte sich hinterm Ohr und sah mich immer noch nicht an.

Ich nickte. Es war klar, das er log.

"Ich weiß schon das du lügst und ich werde dich nicht gehen lassen bis du meine Fragen beantwortest." sagte ich laut.

Er sah mich immer noch nicht an, aber ich meinte es ernst.

Ich fasste sehr sachte auf das Pflaster an seiner Augenbraue.

Diesmal sah er mich an.

"Was ist passiert ?" fragte ich ihn.

"Wer war das ? Tut es weh? Hat dich jemand geschlagen ?  Bist du sehr verletzt ?  Wann ist es passiert ?" Viele Fragen sprudelten aus meinem Mund heraus.  Ich fühlte mich so dumm und hilflos in dem Moment, dass ich die Stille die danach eintritt nicht unterbrechen konnte. Ich legte meine Hand auf Calebs Wange, die nicht so verletzt aussah wie der Rest seines Gesichtes.

"Du kannst mir vertrauen, wirklich!" Sagte ich und strich mit meinen Daumen über seine Augen.

Eine kleine Träne lief langsam seine Wange herunter, die ich dann wegwischte. Er öffnete seine grünen Augen und sah mich an.

"Wirst du je mit Logan zusammen kommen ?" Ich sah ihn geschockt an und schluckte schwer. Der Kloß, der sich in meinem Hals bildete, machte es schwer für mich zu sprechen.

"Dich hat Logan geschlagen, oder ?"  Die Trauer die mich in dem Moment überflutete, war zu schwer zu ertragen und ich fühlte wie mich meine innerliche Kraft langsam verließ.

"Kannst du mal nicht so selbstlos sein und dich um mich kümmern. Sag es mir. Bitte. Magst du Logan ?" Er sah mich flehend an.

Ich schüttelte meinen Kopf zittrig.

"Wie kann ich einen mögen,der mich von jedem Tag an neu verletzt und ...mich nicht versteht? " Sein Blick wurde lockerer.

"Egal was passiert, egal was für dummes ich machen werde oder wie hilflos du dich fühlst. Geh bloß nicht zu ihm. Bleib bei mir, okay ? Versprich es mir !" Er sah mich Todernst an. Auch wenn die Schulklingel geklingelt hatte - es war mir in dem Moment egal.

Er zog mich an sich in eine Umarmung.

"Ich verspreche es" sagte ich kleinlaut und legte meine Arme sachte um seinen Rücken,um ihn nicht zu verletzen.


You're beautifulWhere stories live. Discover now