Kapitel 13

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Scarlett


Noch nie hätte ich gedacht das mein Leben besser ablaufen könnte. Nicht.

Ich wollte einfach gar nichts mehr machen. Einfach nur in einer Ecke sitzen und warten bis alles aufhört, bis der Schmerz den ich verspürte, als ob er sich in mein Blut gemischt hätte, weggeht und nicht mehr dort ist.

Natürlich ging das nicht, denn das Leben war ja schließlich kein Wunschkonzert, oder?

Also musste ich durch alles durch kommen, ohne zu fühlen dachte ich mir, das war der einzige Weg.

Aber das einzige Problem war, dass ich nicht wusste, wie man Gefühle aussperrte, oder ob das überhaupt ging.

Aber selbst ich sollte dann bemerkt haben, dass der Schmerz sich so nicht linderte.

Also war meine tägliche Routine klar: Schule, lernen und schlafen.

Oh, und wenn ich verhungerte (was ich gar nicht spürte), aß ich noch ein Stück.

Also stand ich jetzt wieder vor dem großen Gebäude, dass sich Schule nennt.

Ich atmete tief ein und schritt durch den Eingang, meinen Blick hielt ich gesenkt.

"Und, hat sich Caleblein von dir getrennt ? Ouhh, das tat sicherlich weh." Logan stand mir im Weg und bis ich ihn umrunden konnte, machte er schon seine typische spöttische Bemerkung, sodass ich abrupt stehen blieb, bis ich mich selber daran erinnerte, lieber nichts zu sagen.

'Es ist es nicht Wert' flüsterte ich mir leise zu.

Diese Wörter halfen fast gar nicht, denn ich war es doch auch nicht wert.

Ich ging weiter in Richtung Klassenraum, wo mich die erste Unterrichtstunde erwartet hatte.

"Darf ich kurz auf Toilette? " fragte ich den Lehrer, der mich bejahend raus schickte.

Ich musste nicht  auf Klo, ich musste nur den Sauerstoffgehalt in mir verbessern.

Da wir alle denselben benutzten ging es schwer zu, dass der frische Sauerstoff auch in die hintersten Reihen des Klassenraums gelang. Also saß ich mich auf eine Bank die auf dem Hof stand und zog die Luft soviel wie möglich ein, obwohl das nichts nützte.

Ich spürte die Luft nicht.

"Macht Scarlett blau?" Fragte mich irgendjemand von der Seite. Logan.

Ich biss in meine Lippe ,um eine Antwort zurückzuhalten.

"Das passt aber sowasvon und gar nicht zu dir !" Sagte er gespielt traurig.

Ich drehte mich zu ihm um.

"Woher sollst du wissen, was zu mir passt oder nicht? Du kannst schön weiter reden und Leute falsch beurteilen. Das ist mir sowasvon egal !" Sprach ich und beugte mich etwas näher beim sprechen, zum Schluss aber wieder zurück, da ich aufstehen wollte und mich an der Bank festhielt um dies zu machen.

"Weißt du was?" Sagte er blitzschnell etwas lauter als nötig. Nun beugte er sich auch vor." Es sieht nicht so schön aus, dass du so ausflippst während Caleb uns zuschaut und das genau von dieser Ecke aus" murmelte er in mein Ohr währenddessen er unauffällig auf etwas in der anderen Ecke des Hofes zeigte.

Als ich mich umsah, bemerkte ich Caleb dort, aber im nächsten Moment war er auch schon wieder weg.

Ich stand auf und ging zurück in mein Klassenzimmer ohne mich von Logan zu verabschieden oder den fragenden Blick meines Lehrers zu entschlüsseln.

In der Mittagspause ging ich nicht wie gewohnt in die Cafeteria, sondern in die Schulbibliothek, die bei sonnigem Wetter immer fast leer war. Ich setzte mich an einen Tisch in der hintersten Ecke der Bibliothek, da man dort nicht gesehen werden konnte.

Ich schaute auf den Hof hinab, wo sich der Großteil der Schülerschaft befand, außer mir.

Ich seufzte. An was denken sie denn alle wohl bloß? Haben sie die gleichen Probleme wie ich? Ich seufzte erneut als ich hörte, dass sich jemand an mein Tisch setzte.

"Du brauchst dich nicht zu verstecken, du bist so schon unsichtbar" wisperte dieser jemand. Logan, schon wieder.

Also wollte ich wieder aufstehen, was mir nicht gelang, da ich irgendwie mit meinem Arm stecken blieb (nichts neues) .

Als ich auf meinen Arm schaute, bemerkte ich das ich nicht stecken geblieben war, sondern Logan mich zurückhielt weiterzugehen.

"Sag was du sagen möchtest, los, ich will nämlich gehen. "

"Caleb -" Ich unterbrach Logan mit einer Geste meiner Hand, denn dieser Name würde sich immer bitter anhören.

"Nein, doch nicht, ich entferne mich jetzt schon,wenn du es mir erlauben würdest"

Sein Griff wurde nur noch fester und ich wünschte mir Caleb würde mich so festgehalten haben, als ich wegging. Ich wünschte mir, dass er mich nie losgelassen hätte, aber manchmal wünsche ich mir zu viel.

"Lass sie los !" Ertönte eine belegte Stimme hinter mir. Es klang als ob der Besitzer der Stimme stundenlang nichts gesagt hätte, aber dennoch war diese Stimme immer wiederzuerkennen.

Ich lächelte halb bitter. Warum war er wohl hier?

Ich atmete tief durch bevor ich weitersprach.

"Also, wie gesagt, tschüss !" Und ich entfernte Logans Hand von meinem Arm und schritt an Caleb vorbei, in der  Versuchung ihn nicht anzublicken. Der Boden war sehr interessant geworden.

Ich ging aus der Bibliothek ohne auch nur ein Wort zu sagen, Wörter könnten das bitter schmerzende Gefühl in mir nicht beschreiben, das sich jede Sekunde erfrischte und zur doppelten Größe in meiner Seele befand.


You're beautifulWhere stories live. Discover now