Kapitel 3

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Scarlett


Ich wollte nicht mehr gemobbt werden.

Was bedeutete Mobbing denn überhaupt für den Täter?

Was fühlte man, wenn man andere mobbte ? War man dann glücklich?

Warum musste man überhaupt andere schmerzhaft runter ziehen ? Um glücklich zu werden ?

Ich hatte das nie verstanden.

Das würde ich auch nie verstehen.

Ich hatte genug. Ich legte die Bücher wieder in das Metallschließfach und sah jedem einzelnen Gesicht ins Auge bevor ich aus der Tür lief.

Ich rannte die Treppen runter auf den Schulhof . Ich wollte so schnell wie möglich weg. Weg von dem allen.

Seufzend setzte ich mich auf eine Bank auf dem Schulhof. Es würde sowieso nichts bringen abzuhauen. Morgen würde alles wieder von vorne anfangen.

„Hey!" Sagte eine strenge Stimme.

'Nein, nicht schon wieder' dachte ich mir. Doch die Person,die mich rief war nicht mein Feind , sondern der neue Junge aus Amerika. Ich schielte hoch.

„Was willst du?" Fragte ich scharf mit ausgeheulten Augen .

„Hör mir zu, Kleine und das sag' ich nicht immer" sagte er. Ich zog meine Augenbraue hoch. „Was willst du mir sagen?" wiederholte ich etwas gelassener.

Er seufzte. „Ich will dir helfen" äußerte er und setzte sich neben mich.

Erst dachte ich, ich hätte nicht richtig gehört.

Ich setzte mich gerade hin und schaute ihn mit zu Schlitzen geformten Augen an.

„Ha-ha, das war witzig. Ich habe gelacht und jetzt kannst du gehen" sagte ich. Ich glaubte nicht, das er es ernst meinte.

„Okay" sagte er langsam, lehnte sich an und begann wieder zu sprechen.

„Ich meine es ernst. Wirklich Todesernst. Sehr ernst. Wirklich wirklich ernst. Komm schon, halt so ernst wie es geht." Er wiederholte seinen Satz immer wieder, als er sah, das ich meinen Kopf schüttelte. Meine Lippenmuskeln kräuselten sich nach oben an einer Seite, sodass ein schiefes Grinsen entstand.

„Und ich meine es auch ernst. Du kannst gehen. Es wird dir nichts bringen" sagte ich.

Als er mich immer noch ernst anstarrte, sprach ich weiter

„Sie werden irgendetwas an dir finden -" Ich sah mir sein Gesicht prüfend an, aber noch nicht mal einen einzigen Makel entdeckte ich. „- auch; wenn es unmöglich zu scheinen mag. Sie werden irgendetwas finden und dich runter machen, so wie sie es bei mir machen" sagte ich, und bevor er aus seinem leicht geöffneten Mund ein Wort herausbekommen könnte, sprach ich weiter.

„Jeden Tag das gleiche sich anhören zu müssen ist nichts gutes. Sie werden dich nicht loslassen. Immer daran erinnern wie schlecht du bist und so weiter. Immer. Jedem Tag daran erinnern wie unsichtbar und hässlich du bist, wie empfindlich und schwach du bist, wie -" ich konnte nicht mehr weiter reden, da sich seine Hand auf meine Lippen gelegt hatte.

Er hatte sich inzwischen nach vorne gebeugt.

„Wetten wir, dass nicht womit du gerade angefangen hast aufzuzählen, je gestimmt hat? Deine Augen sind wunderschön und einzigartig. Personen übersehen diese Schönheit manchmal, da sie selber so sind wie andere, und sich selber deswegen hassen" sagte er.

Ich glaube in dem Moment konnte ich nicht mehr atmen. Er sah so ernst aus, als ob er jedes Wort wirklich so meinte.

„Ob du es glaubst oder nicht, ich werde einer Person das erste mal helfen, also bitte werde nicht gleich sauer, wenn ich Fehler mache."

Langsam stand er auf und entfernte seine Hand von meinem geschlossenen Mund.

Er bot mir seine Hand an. „Wollen wir jetzt da raus gehen und deine innere Kraft zeigen ?" sagte er und sprach weiter. „Du und ich, zusammen sind wir stark." Er zwinkerte und fing an zu lächeln.

Nach einem Moment Überlegung nickte ich und lies mich von seinem Lächeln anstecken. Ich streckte meine Hand aus und lies sie auf seine sanft fallen.

„Du und ich, zusammen sind wir stark" wiederholte ich und stand auf.

Jetzt, kam ich wieder zu mir.

Ich könnte wieder ich sein. Nach langer Zeit könnte ich wirklich wieder Ich werden.


You're beautifulWhere stories live. Discover now