Kapitel 49

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(Überabeitet)

Cindy hält Adam eine Pistole an den Kopf und starrt mir direkt ins Gesicht, ein hämisches Grinsen auf dem Gesicht. Ich merke nur wage, wie einige der Schüler aus dem Raum stürmen und versuchen ihr Leben zu retten.
"Cindy, was soll das werden?", frage ich während ich nach vorne zum Rand der Bühne renne. Ich bin sehr erstaunt darüber, dass meine Stimme nicht so sehr zittert, wie ich es innerlich tue.

"Wieso tust du das?", frage ich sie weiter. Ich will sie so gut wie möglich davon ablenken, meinen Freund zu töten.

"Du hast alles. Du hast bessere Noten als ich, du hast meinen Platz im Schwimmteam und der einzige Junge der für mich in Frage kommt, will nicht mich sondern dich. Weißt du wie sich das anfühlt?"
"Nein. Und das war nie meine Absicht. Ich habe dir nie willentlich etwas angetan!", verteidige ich mich und versuche sie trotzdem nicht zu sehr zu reizen, was offensichtlich nicht wirklich gut funktioniert.
"Du wirst mir meinen Platz in der Schule nicht stehlen," kreischt sie weiter und entsichert ihre Waffe, die sie noch immer auf Adam gerichtet hält, der mich verzweifelt ansieht. Scheiße, Scheiße, Scheiße!

"Cindy, ich trete aus dem Team aus und ich werde nie wieder im Leben mit Finn reden. Und ganz bestimmt werde ich mich an einem anderen College bewerben, um deine Chancen zu steigern," verspreche ich und schaffe es nicht mehr, das Zittern aus meiner Stimme zu verdrängen.

"Natürlich. Das sagst du doch nur, um mich hinzuhalten. Und merkst du eigentlich wie arrogant das klingt? Du sollst leiden, für all die Stunden die ich weinend in meinem Zimmer lag, weil du mir alles gestohlen hast, wofür ich mein Leben lang gekämpft habe. Du sollst wissen, wie dieser Schmerz sich anfühlt," zischt sie mit einem boshaften Grinsen.
"Verdammt nochmal ICH weiß wie es sich anfühlt alles zu verlieren! Meine Eltern starben vor meinen Augen, keiner meiner Verwandten hat sich einen Dreck um mich geschert und nun wohne ich in einem Heim. Zu meinen angeblichen Freunden habe ich keinen Kontakt mehr und du willst mir weismachen, dass ich keine Ahnung habe wie es sich anfühlt zu leiden? Ich habe in meinem Leben schon mehr gelitten als du es je tun wirst und trotzdem besitzt du die Dreistigkeit mir zu sagen, dass ich nicht weiß wie Schmerz sich anfühlt?!", schreie ich nun auch und Tränen der Wut und Verzweiflung laufen über meine Wangen.
"Oh, du hast ja keine Ahnung. Ich weiß mehr als genau was Schmerz ist, denn ich erfahre ihn jeden Tag zu Hause," schreit sie weiter und ich weiß nicht mehr was ich sagen soll. Sie wird zuhause misshandelt? Hinter dieser arroganten Fassade steckt sehr viel mehr als ich dachte, was trotzdem nicht rechtfertigt was sie getan hat und im Begriff ist zu tun.
"Aber ich bin nicht dein Vater oder wer auch immer dir etwas antut. Er befindet sich doch noch nicht einmal in diesem Raum."
"Er wird sich nie wieder in irgendeinem Raum befinden," antwortet sie mit einem grausamen Lächeln auf den Lippen. Oh mein Gott. Sie hat ihn umgebracht?!
"Hast du ihn getötet?", frage ich weiter, um das Gespräch noch weiter herauszuzögern. Hat denn niemand Hilfe geholt?
"Was denkst du?", lacht sie. Ach du Scheiße. Und in diesem Moment sehe ich etwas. Über ihrer Schulter glänzt etwas und ich sehe den Lauf von zwei Waffen, die direkt auf Cindy gerichtet sind.
"Polizei, lassen sie ihre Waffe fallen!", schreit einer der Polizisten und beide entsichern ihre Waffen. Cindy sieht sich geschockt um; ihr Plan scheint gerade vor ihren Augen zu zerplatzen. Jedoch hat sie sich relativ schnell wieder erholt und wieder herumgedreht.
"Waffe fallen lassen, oder wir schießen," wiederholt der Polizist energisch und geht einen weiteren Schritt nach vorne.

"Wieso sollte ich?", zischt sie und drück die Waffe noch fester gegen Adams Kopf, der mich so verzweifelt ansieht, dass es mir das Herz zerreist und mir die Tränen in die Augen treibt.

"Weil wir sie sonst töten werden," antwortet der Polizist sachlich. Wie kann der nur so locker bleiben? Er hat seine Waffe gerade auf den Kopf eines 17 jährigen Mädchens gerichtet!

"Und sie denken, dass mich das stören würde?," ist das letzte, bevor der Tumult losbricht. Ich höre einen lauten Knall, auf den direkt ein zweiter folgt. Im ersten Moment verstehe ich nicht was geschehen ist, doch dann sehe ich, wie Adam neben dem Mädchen im goldenen Kleid zu Boden geht. Ich schreie und renne zu ihm, wobei ich jedoch zweimal über meine eigenen Füße stolpere und hinfalle, da ich nicht mehr mitbekomme was um mich herum passiert. Alles was ich wahrnehme ist Adam, dem gerade jegliches Leben entweicht.

"Adam," flüstere ich, als ich endlich bei ihm abgekommen bin und mich neben ihn geworfen habe.
"Hey," antwortet er so leise, dass ich es kaum verstehe.
"Wo?", frage ich nur, denn ein wo hat sie dich getroffen, traue ich mich nicht zu fragen.
"Schulter, Herz, keine Ahnung. Der Schmerz ist überall," antwortet er. Ich ringe mich dazu durch ihn näher zu betrachten. Sein kompletter Oberkörper ist Blut durchtränkt und ich kann nicht erkennen wo die Kugel ihn erwischt hat.
"Ich... ich... kann nichts erkennen," schluchze ich.
"Nicht weinen. Ich sterbe nicht. Ich muss doch bei dir bleiben, du wirst mich nicht auch noch verlieren," flüstert er weiter und Tränen glitzern nun auch in seinen Augen.
"Wehe du tust das."
"Bringst du mich dann um?",versucht er halbherzig zu scherzen, doch wir lachen beide nicht. Plötzlich werde ich hochgehoben und fest gehalten, während Adam von Sanitätern weggebracht wird, doch ich versuche mich zu währen.

"Sie müssen ihm helfen," schreit Finn mir ins Ohr, der mich offensichtlich auch von Adam weggezogen hat.

"Aber ich muss ihm doch noch sagen, dass ich ihn liebe!", schreie ich zurück und schaffe es mich loszumachen. Ich renne hinter den Sanitätern her, schaffe es jedoch nicht sie zu erreichen, da sich mir ständig jemand in den Weg stellt. Wo kommen denn auf einmal diese ganzen Menschen her? Ich muss es ihm sagen! Vielleicht kämpft er mehr wenn er es gehört hat!

"Adam!," rufe ich noch so laut ich kann, doch er hört mich nicht mehr. Die Türen des Krankenwagens haben sich schon geschlossen und alles was ich noch sehe sind die Rücklichter, die rot leuchten wie ein Stoppschild, oder Blut. Ich finde es irgendwie seltsam ironisch, dass beides die gleiche Farbe hat.


Dear Diary Where stories live. Discover now