„Sex?", fragte er irritiert und lachte. „Auf was für Gedanken kommst du denn jetzt?"

„Ich... ich hab gehört, wie du mit jemandem telefoniert hast. Du hast gesagt, du brauchst Ablenkung. Wolltest du vielleicht Sex mit jemandem haben, hyung? Falls ja, geh doch nach Hause. Dann kannst du..."

„Jungkook, du verstehst das falsch", unterbrach ich ihn schnell. „Nein, ich... Ich hab kein Problem damit. Du musst nur ehrlich zu mir sein. Wenn du etwas vorhattest, hättest du es mir sagen können. Dann wäre ich auch nicht gekommen. Dann hätte ich zuhause bleiben können. Ich wollte dich niemals aufhalten, und ich bereue es jetzt, dass ich das einfach so rausgeplaudert habe."

„Hör zu", setzte Taehyung an. „Hyung, wirklich, du musst dich nicht erklären. Ich ziehe mich jetzt schnell an und rufe Soyeon an. Sie fährt mich dann nach Hause, und dann kannst du rausgehen."

Ich zog mir meine nasse Jacke an. „Jungkook, warte. Du verstehst das eindeutig falsch", sagte ich, sah zu ihm auf und schüttelte den Kopf. „Taehyung, tut mir leid, dass ich einfach bei etwas zugehört habe, was ich vielleicht besser überhören sollte, aber es wirkte eben auf mich, als würdest du nach etwas verlangen, etwas, das intimer ist als man vielleicht meint. Und ich will dich nicht aufhalten oder belasten, wenn du selbst mit deinen eigenen Problemen kämpfst", sagte ich, unsicher lächelnd. „Tut mir nochmal leid für meine Unverschämtheit. Soyeon wird in fünf Minuten da sein, mach dir keine Sorgen. Ich habe mich bei dir sehr wohl gefühlt und mir geht es auch schon viel besser als zuvor. Jetzt wünsche ich dir viel Spaß mit deinen Kollegen oder deinem Freund. Ich weiß es ehrlich gesagt nicht, aber was ich weiß, ist, dass du dir keine Gedanken um mich machen musst. Leb dein Leben, hyung. Gute Nacht und danke für alles."

Ich lief zur Tür und spürte den Schmerz wieder aufkommen. Er würde zu einem anderen Mann gehen, einen, der ihm Ablenkung von mir geben würde. Weil ich mich nicht traue, zu entscheiden. Ich bin ein Idiot.

„Und da war sie schon", sagte Soyeon, als sie vorfuhr. Ich stieg in den Wagen und nickte stumm. „Könntest du mich vielleicht irgendwo ablassen?"

„Klar doch", sagte sie und fuhr mich nach sieben Minuten Fahrt bei Namjoon ab. Ich klingelte mehrmals, doch niemand öffnete. Ich setzte mich auf die Treppe, klatschnass.

„Jungkook, was machst du denn hier draußen? Du meine Güte, mein kleiner, du bist ja komplett nass und kalt. Rein mit dir, sofort, na los! Ich mache dir ein warmes Bad und du wirst dich erstmal aufwärmen. Hop hop!"

Ich zog mir die Kleidungsstücke aus und stieg in die Wanne. Hatte Yoongi vielleicht doch recht? Bin ich wirklich ein kaputtes Stück? Stumm liefen mir Tränen herunter. Ich bekomme es ja nicht einmal hin, dem Mann, den ich liebe, zu sagen, was ich für ihn fühle.

30 Minuten später stieg ich aus der Wanne, zog mich schnell an und nahm einen Bademantel, ehe ich hinunter ging.

„Taehyung?", fragte ich vollkommen perplex.

„Jungkook", er stand sofort auf. „Ein Glück, ich habe schon versucht, bei dir zu klingeln, aber keiner hat aufgemacht. Ich dachte, ich hätte dich verletzt. Ich wollte mich erklären. Es ging nicht um Sex. Ich hatte bloß Namjoon angerufen, weil ich nicht wusste, mit wem ich reden sollte. Ich hätte es dir erklären sollen."

„Nein", senkte ich meinen Kopf. „Das hättest du nicht tun müssen. Wir stehen uns nicht in dieser Art nahe, hyung. Es war meine Schuld und mein Fehler. Ich hoffe, du kannst mir verzeihen." Ich sah zu ihm auf und in sein hübsches Gesicht.

„Denkst du, ich könnte dir länger als fünf Minuten böse sein? Das könnte ich niemals. Komm her", er zog mich auf sich. Ich drückte mich so nah, wie ich konnte, an seine Brust. Ganz gleich, dass er klatschnass war – es war allein sein Duft, seine Anwesenheit. Jetzt oder nie.

A Song Without a Name -TAEKOOKWhere stories live. Discover now