„Ich würde gerne mit Jungkook reden, wäre das in Ordnung?", fragte Yoongi plötzlich, und ich bemerkte, wie meine Augen sofort zu Jungkook wanderten. Er wirkte plötzlich wieder total anwesend, fast so, als hätte er in den letzten Minuten alles um sich herum vergessen. Na nu, dachte ich mir. Was hatte er plötzlich so abgelenkt?

„Klar", antwortete Jungkook, ohne zu zögern, und stand auf. Damit gingen sie beide, und ich konnte nicht anders, als mich zu fragen, worüber sie wohl allein sprechen wollten. Ob die anderen davon wussten? Schwierig, dachte ich. Ich konnte sie jetzt jedenfalls nicht fragen. Also blieb mir nichts anderes übrig, als hier draußen abzuwarten und mich mit den anderen zu beschäftigen.

Eigentlich wäre jetzt doch die perfekte Gelegenheit, Jimin anzusprechen. Ich drehte mich gerade zu ihm um, als ich plötzlich Jungkook wortwörtlich schreien hörte. Seine Stimme, laut und von scharfem Zorn durchzogen, drang durch die Wände des Raumes und ließ mich erschrecken.

„Frieden?", hörte ich ihn aus dem Raum rufen, der Tonfall so scharf, dass ich mir nicht sicher war, ob ich richtig gehört hatte. „Du willst Frieden mit mir schließen, als hätten wir einen Krieg geführt?"

Ich blinzelte, als hätte mich ein Schock getroffen. Was zur Hölle...? Der Klang seiner Worte war wie ein Schlag, so intensiv und gefühlsaufgeladen, dass ich mich unwillkürlich an den Türrahmen presste, um mehr zu hören.

„Du willst dich entschuldigen?", hörte ich ihn weiter, seine Stimme nun noch fester. „Ein einfaches ‚Es tut mir leid' reicht nicht, Yoongi. Deine Worte waren zu scharf, zu persönlich. Du hast mich beleidigt, du hast mir gesagt, ich sei nichts."

Der Klang seiner Stimme ließ meine Gedanken rennen. Was war da passiert? Warum hatte er plötzlich so viel Wut in sich? Und warum konnte ich nicht weghören?

„Ich bin nicht der Junge, den du vor deinen Augen siehst", schrie Jungkook weiter. „Gib mir Gründe, warum ich dir verzeihen sollte. Mit einem ‚Es tut mir leid' ist das hier nicht getan."

Ich spürte, wie sich ein Knoten in meinem Magen bildete, als ich mir vorstellte, wie sich diese Worte zwischen den beiden aufbauten. Und dann hörte ich, was wohl das Zünglein an der Waage war – „Du hast mich behandelt, als wäre ich nichts, Yoongi. Und jetzt fragst du, warum ich gehe? Warum ich meinen eigenen Weg gehe?"

„Ja, ich habe Probleme. Wer hat die bitte nicht? Huh? Muss ich dich daran erinnern? An Jimin? An Taehyung? An Namjoon? An Jin? Hobi? Jeder von uns hat mit seinen eigenen Dingen zu kämpfen, im Laufe des Lebens, im Laufe unserer Zeit. Und das macht uns zu dem, was wir sind. Den einen positiver, den anderen eben negativer. Das sehen wir ja, oder?"

„Und weißt du noch etwas?", fuhr Jungkook fort. „Ich werde eben nicht immer der Brave sein. Ich werde auch mal kindisch reagieren, na und? Das ist mein Leben. Und weißt du was, ich weiß nicht immer, wie ich dem Mann, den ich liebe, sagen soll, dass ich ihn liebe. Aber das ist mein Weg. Das Leben ist kein einfacher Plan. Und du hast mir das alles nicht erlaubt, du hast mich von vornherein abgewiesen."

„Mit einem ‚Es tut mir leid' ist das hier nicht getan. Du hast mir so viel angetan, mit deinen harten Worten und deinen Anschuldigungen. Du hast mich behandelt, als wäre ich nichts. Du hast mir nicht zugehört, du hast mich einfach weggeschickt, als wäre ich nichts. Und dann fragst du, warum ich gehe. Warum ich meinen eigenen Weg gehe."

„Ich bin schon lange kein Kind mehr. Ich habe so viel über mich ergehen lassen, was keiner von euch weiß. Und ich werde es nicht noch einmal zulassen, dass ihr mir das antut!"

Als ich seine Schritte hörte, zog ich mich sofort von der Tür zurück. Er riss die Tür mit Schwung auf, ohne uns oder mich auch nur anzusehen, und sagte: „Ich möchte jetzt allein sein. Wir sehen uns später, oder ich melde mich, Hyung."

Und damit drehte er sich um, um zum Aufzug zu gehen, alleine abzuhauen. In mir baute sich etwas tiefes auf, als ich Jimins Worte hörte. Es brach einfach aus mir heraus.

„Was fällt dem eigentlich ein? Da will Yoongi sich entschuldigen und er zieht so eine Show ab? Natürlich glauben alle ihm, dem lieben kleinen Jungkook! Besonders du, weil du ihn ja so schrecklich, sagenhaft liebst."

„Wie war das?", fragte ich, die Worte knurrend.

„Oh, ruhig Tae-Bärchen", spottete er, „dein Häschen muss eben lernen, dass es nicht alles bekommt, nur weil du ihn so schrecklich liebst." Damit ging er zu weit. Ich packte ihn am Kragen und drückte ihn mit voller Wucht gegen die Wand.

„SAG DAS NOCHMAL! NA LOS!"

„ICH SAGTE, SAG DAS NOCHMAL

Doch anstatt mir Respekt oder Reue zu zeigen, gab er mir eine Seite von sich zu sehen, von der ich nie gedacht hätte, dass sie existierte.

„Oh, Taehyung, denkst du wirklich, Jungkook wird dich je lieben? Denkst du, der Kleine ist tatsächlich schwul?", lachte er, „Du bist so erbärmlich, rennst ihm seit Jahren hinterher, weinst ihm seit Jahren hinterher und hoffst jeden Tag, dass er dich liebt."

„DAS TUT ER AUCH VERDAMMT!"

Ich wusste, dass er mich provozieren wollte, wusste, dass er mich verletzen wollte. Und eigentlich war ich jemand, der sowas selten an sich heranließ, aber Jungkook... Jungkook war mein Schwachpunkt, und wer wusste es besser als mein bester Freund?

„Tut er nicht, Taehyung. Denkst du, mit ein paar Mal Kuscheln, ein paar Mal ‚Oh, Jungkook, ich bin für dich da', liebt er dich unsterblich und für immer? Hahahaha, du bist so naiv, so naiv zu denken, er würde dich lieben. Ehe das nächste hübsche Mädchen um die Ecke kommt, bist du für ihn abgeschrieben. Du bist ein Mann. Denkst du, er würde jemanden wie dich je lieben? Niemals. Wach endlich auf."

Ich schlug ihm eine rein.

„HÖR AUF, SO ETWAS ZU SAGEN! ER WÜRDE SO ETWAS NIEMALS TUN! ER LIEBT MICH GENAU WIE ICH IHN!"

„ER LIEBT DICH ALSO? JA? HAT ER DIR DAS JE GESAGT? HUH?" Und dann schlug er mir immer wieder ins Gesicht und den Bauch, bis mich jemand von ihm wegzog. Ich taumelte zu Boden, und alles in mir zog sich zusammen.

„Hatte er dir das je gesagt? Dass er dich liebt?"

Tränen liefen mir über die Wangen. Es tat so unglaublich weh. Jeder einzelne Satz von ihm hatte mir das Herz zerrissen. Ich verkrampfte mich, weinte bitterlich, ohne es zu merken, dass mich jemand hochhob und mich dorthin brachte, wo ich in jedem Moment gerne gewesen wäre, außer in diesem: zu Jungkook.

A Song Without a Name -TAEKOOKTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon