Kapitel 18

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Der Schultag war relativ langweilig, ich beobachtete Maddie während dem Unterricht.

Sie hatte ihre Haare zu einem Zopf zusammengebunden, sie trug ein luftiges Kleid. Sie sah wie immer so wunderschön aus. Wir hatten ausgemacht, dass ich sie nachhause fahren würde und das tat ich dann auch.

Es herrschte unangenehmes Schweigen im Auto, uns war die Situation nicht geheuer.

Da Michael beschlossen hatte noch etwa eine Woche länger weg zu bleiben, hatten Maddie und ich viel Zeit für uns. Ich glaube, Michael wollte einfach alleine sein, er hatte schließlich seine Freundin verloren.

Als wir zuhause waren, gingen wir sofort auf mein Zimmer. Maddie zog ihr Kleid aus und setzte sich auf mein Bett. Ich zog mich ebenso aus und stand nur noch in Boxershorts vor ihr.

Sie musterte meinen Körper, ich konnte sehen, dass ihr gefiel was sie sah. Ich setzte mich zu ihr und sie fing an mich zu küssen.

Es war aber nichts im Vergleich zum letzten Mal. Nun war es nicht mehr so emotional. Der Sex war auch lange nicht mehr so intim. Aber ich sah Maddie an, dass sie ihn sehr genoss.

"Verdammt.", sagte sie danach.

"Was ist los?", fragte ich.

"Das sollte mir nicht gefallen, Sam. Ich bin vergeben. Aber es gefällt mir, sehr sogar."

Ich schmunzelte, was sie zum Glück nicht sah.

"Hattest du davor schon mal Sex? Also vor mir?"

Sie schüttelte den Kopf.

"Ich glaube, nicht der Sex mit mir gefällt dir, sondern allgemein Sex. Das klingt jetzt komisch, aber vielleicht versuchst du es einfach mal mit Luke."

Ich guckte sie an und diesmal guckte auch sie mich an. Ihre Haare waren durcheinander, der Zopf existierte nicht mehr wirklich.

"Vielleicht hast du recht. Das bleibt immer noch unser Geheimnis?"

Ich nickte. Dann zog sie mich in eine Umarmung. Es fühlte sich so gut an, ihre nackte Haut auf meiner, ihr Geruch, einfach sie.

"Ich hoffe, das zerstört unsere Freundschaft nicht.", murmelte sie und löste sich wieder von mir.

"Auf keinen Fall.", meinte ich und lächelte sie an.

Sie stand auf und zog sich wieder an. Ich beobachtete sie dabei, sie war so schön.

"Luke kommt später noch."

"Okay.", antwortete ich nur und sie verließ mein Zimmer.

Ich wusste genau, dass sie später mit ihm schlafen würde. Ich versuchte es aus meinem Kopf zu verbannen, doch es klappte nicht.

Ich wollte nicht, dass er sie berührte, so wie ich es getan hatte. Ich wollte nicht, dass sie sich an seinen Körper schmiegte, so wie an meinen. Ich zog mich an und machte Musik an. Dann wartete ich einfach nur.

Und als es dann klingelte, stellte ich sofort meine Musik aus. Ich hörte Maddie die Treppen runterlaufen. Kurz darauf hörte ich sie und Luke die Treppen hochlaufen. Sie redeten über irgendwas, aber ich verstand sie nicht.

Nach etwa einer halben Stunde hörte ich sie. Ich hörte, dass Maddie der Sex mit Luke gefiel und rastete fast aus.

Luke klang wie ein Schwein und für mich war er auch eins. Es wurde mir zu viel, ich konnte es mir nicht länger anhören. Es zerbrach mir das Herz.

Also ging ich. Ich lief zum Friedhof, auf der Suche nach meiner Mutter. Es fand keine Beerdigung statt, wieso hatte mir niemand erzählt.

Als ich Michael darauf ansprach, meinte er, sowas brauchte doch keiner. Aber ich brauchte es, ich wollte mich ordentlich von meiner Mutter verabschieden.

Ich kaufte einen Strauß Rosen und machte mich auf die Suche nach ihrem Grab.

Nach etwa zehn Minuten hatte ich es gefunden.

Emily Sawyer stand in Goldschrift darauf.

Es war nicht sonderlich schön, da es nicht geschmückt war. Wieso interessierte sich keiner für meine Mutter? Wusste überhaupt jemand, dass sie tot war?

Ich legte die Blumen auf das Grab und fing augenblicklich zu weinen an. Es war einfach zu viel für mich. Plötzlich spürte ich eine Hand auf meiner Schulter.

Ich drehte mich um und blickte Casper mit nassen Augen an. Er lächelte und zog mich dann in eine Umarmung.

"Wieso besucht sie keiner, Cas? Wieso gab es keine Beerdigung?", ich weinte immer weiter und mein bester Freund drückte mich fester.

"Es gibt sicher einen Grund, Sam. Magst du bei mir pennen, das lenkt dich bestimmt ab?"

Ich löste mich von ihm und nickte. Danach wischte ich mir die Tränen weg.

"Was machst du eigentlich hier?", fragte ich ihn, während wir zu seinem Auto liefen. Zum Glück war ich zu Fuß gekommen.

"Hab Philipp besucht."

Philipp war sein kleiner Bruder, er ist vor einem Jahr bei einem Autounfall gestorben. Er wurde nur neun Jahre alt. Casper wäre fast daran zerbrochen, er verkraftete es immer noch nicht richtig.

"Wir müssen noch schnell zu mir nach Hause mein Zeug holen."

Cas nickte und wir fuhren zu mir. Ich hoffte so sehr, dass Luke nicht mehr da war. Cas wartete im Auto und ich lief zur Tür.

Ich sperrte auf und Maddie und Luke lagen auf der Couch. Sie machten gerade mit einander rum, es versetzte meinem Herz einen Stich. Sie bemerkten mich und hörten auf.

"Hi.", sagte Luke.

Ich nickte nur und ging danach hoch in mein Zimmer. Kurz darauf kam ich mit meinem Zeug wieder und verschwand ohne ein weiteres Wort zu sagen.

Maddie P.O.V.

Ich blickte Sam hinterher und dachte nach. Wieso war er nur so kalt? Er hatte doch gesagt, dass der Sex unsere Freundschaft nicht zerstören würde.

"Ist irgendwas?", fragte mich Luke und riss mich so aus meinen Gedanken.

"Nein, nein."

Ich gab ihm einen Kuss und wir guckten weiter fern.

"Maddie? Ich liebe dich.", meinte Luke plötzlich wie aus dem Nichts.

Ich starrte ihn an und konnte es einfach nicht erwidern. Seine Miene wurde ernster.

"Und du mich wohl nicht.", murmelte er dann.

"Luke...ich-"

"Nein, es passt schon. Ich versteh das.", unterbrach er mich.

Er stand auf, verließ das Haus und ließ mich alleine. Ich wusste nicht mehr, was ich tun sollte. Ich wusste auch nicht, wieso ich nicht die drei magischen Worte sagen konnte.

Hatte es mit Sam zu tun? Konnte ich wegen ihm nicht zu Luke die drei Worte sagen? Ich beschloss Sam anzurufen. Nach dem zweiten Klingeln hob er ab.

"Maddie?", er klang ein wenig besorgt.

"Sam, wo bist du gerade?", fragte ich ihn.

"Bei Casper, wieso? Soll ich nachhause kommen?"

Ich nickte, obwohl er es nicht einmal sehen konnte.

"Du nickst gerade oder? Ich bin in 10 Minuten bei dir. Bis dann Kleines."

Ich lächelte und legte auf. Er hatte mich Kleines genannt.

Ich saß auf der Couch, bis ich Sam kommen hörte. Automatisch fuhr ich mir durch die Haare und zupfte mein Kleid zurecht. Aber wieso tat ich das? Es sollte mir gleichgültig sein, ob ich vor Sam gut aussah.

Er kam auf mich zu und setzte sich neben mich.

"Hey, was ist los?"

Ich machte gerade den Mund auf um etwas zu sagen, aber fing dann zu weinen an.

Augenblicklich nahm er mich in die Arme. Ich fühlte mich so unfassbar wohl bei ihm. Er war nicht nur ein Bruder für mich, er war so viel mehr. Was mir aber erst zu spät wirklich richtig bewusst wurde.
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Bad boys do it betterOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz