Kapitel 53

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PoV Tim

Nach dem Telefonat mit Chrissy saß ich wieder bei meiner Mutter am Esstisch. Ich sagte nichts, spürte nur den Blick meiner Mutter auf mir. Sie hatte gesagt, sie würde hinter mir stehen, es wäre nur mein Vater, der mit der Sache nicht klar kommen würde. Ich hatte das Gefühl, ich hätte Stegi nun endgültig verloren, fühlte mich völlig hilflos. Ich liebte Stegi, das war mir klar, nur hätte ich die Wahl gehabt, hätte ich mich nicht in ihn verliebt, ganz einfach, weil es doch einige Probleme mehr mit sich brachte, als eine Beziehung zu einer Frau, auch wenn es mir lieber wäre, wenn es anders wäre. „Tim, der beruhigt sich wieder, glaub mir", versuchte meine Mutter, mich zu beruhigen. „Achja? Woher willst du das wissen? Du hast doch gehört, was ich gesagt habe, das verzeiht er mir nie..", murmelte ich leise, sah währenddessen betreten auf meine Hände. „Er liebt dich doch", entgegnete sie ruhig. „Ja, er liebt mich und denkt jetzt, mir wäre es lieber, wenn ich ihn nicht lieben würde! Er denkt doch bestimmt, ich will gar nicht wirklich mit ihm zusammen sein." - „Willst du zu ihm fahren?", fragte sie. „Er geht doch nicht mal ans Handy, wenn ich anrufe, dann will er erst recht nicht mit mir reden." - „Es würde ihm aber zeigen, dass er dir etwas bedeutest, wenn du hinterher fährst, denke ich." - „Und dann steh' ich da, kann mir Vorträge von Rafi, Tobi und Chrissy anhören und Stegi wird immer noch nicht mit mir reden", prophezeite ich. „Versuch es einfach, du wirst es bereuen, wenn du zu lange wartest." Langsam stand ich auf und lief gedankenverloren die Treppe hinauf, um meine Sachen zu packen.

Als ich fast fertig war, stand meine Mutter in der Tür. „Ich fahr' dich", teilte sie mir mit und zog mich kurz darauf in ihre Arme. „Man, ich hab alles kaputt gemacht..", schluchzte ich leise. „Ihr bekommt das hin, da bin ich mir sicher."

In der Hoffnung, Stegi hätte sein Handy mittlerweile wieder eingeschaltet, rief ich ihn noch mal an, jedoch ohne Erfolg. Seufzend ließ ich mich auf mein Bett fallen, fuhr mir frustriert durch die Haare. „Tim, bist du fertig?", rief meine Mutter die Treppe hinauf. Ich nahm meine Tasche und lief zügig die Treppe hinab und fand mich wenig später im Auto meiner Mutter wieder. Es dauerte nicht lange, bis ich in einen erschöpften Schlaf fiel.

Als der Wagen anhielt, öffnete ich langsam die Augen, so als würde ich denken, ich könnte damit die Wahrheit noch einen Moment lang ausblenden. „Melde dich bei mir, okay? Egal, was ist", bat meine Mutter und ich nickte nur stumm. Ich stieg aus, winkte ihr kurz zu und lief das letzte Stück zum Wohnheim, dessen Tür ich kurz darauf aufschloss. Leise lief ich die Treppe hinauf und schloss die Tür zu meinem Zimmer auf, in dem ich anschließend verschwand. Ich war alleine. Ich stellte meine Tasche ab und klopfte einen Augenblick später an der Zimmertür von Rafi und Stegi. Die Tür öffnete sich und ich konnte in das Gesicht von Rafi sehen. Sein Gesichtsausdruck änderte sich schlagartig von besorgt zu wütend, als er mich sah. „Ist Stegi da?", wollte ich wissen, ohne ihn zu begrüßen. „Nein, Stegi ist nicht da und rate mal, wessen Schuld das ist!", fuhr er mich an. „Danke, Rafi, ich weiß selbst, dass ich Scheiße gebaut hab', deshalb bin ich doch hier!" Hinter Rafi tauchten nun auch Tobi und Chrissy auf. Chrissy schob sich an Rafi vorbei und nahm mich in den Arm. „Chrissy, was soll das?", zischte Rafi. „Meinst du, ihm geht es gut? Ihm geht es doch genauso schlecht!", entgegnete sie, ohne sich von mir zu lösen. „Und jetzt lass ihn rein", forderte sie und löste ihr Arme von mir. Widerwillig ging Rafi einen Schritt zur Seite, damit ich eintreten konnte. Planlos stand ich im Zimmer rum, während Chrissy, Tobi und Rafi bereits wieder auf den Betten saßen. „Jetzt komm her", forderte Chrissy und deutete auf den Platz neben sich. Unsicher setzte ich mich neben sie, blickte auf meine Schuhe, um Rafis Blick zu entkommen. Wenn er könnte, hätte er mich mit seinem Blick erdolcht. „Wo ist er denn?", fragte ich leise an Chrissy gewandt. „Sag du's mir, wegen dir ist er doch abgehauen!", fauchte Rafi. „Man, Rafi, jetzt reicht es! Du siehst doch, dass es ihm schlecht geht!" Das war Tobi. Er hatte zum ersten Mal etwas gesagt, seit ich hier war. „Ja, dass es ihm schlecht geht, hat er auch mehr als verdient! Man, Stegi ist weg, ich hab keine Ahnung, wo er ist, er hat sein Handy aus, es geht im schlecht, du weißt doch ganz genau, was Stegi macht, wenn er so drauf ist!" Verwirrt blickte ich auf. „Was?", wollte ich wissen. „Wie 'was'?", entgegnete Rafi zickig. „Was macht er dann?" - „War doch dein Freund, so 'was solltest du auch über ihn wissen." - „Ich geh' ihn suchen", murmelte ich und stand auf.

Was machst du nur mit mir? | Stexpert FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt