Kapitel 35

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PoV Tim

Auch nach Stunden lag ich immer noch hellwach im Zelt. Von draußen waren die Stimmen der anderen noch zu hören. Ich wollte keinen Streit mit Stegi, doch konnte ich nicht alles so hinnehmen. Ich wollte nicht immer darauf achten, wer gerade in der Nähe war und ob ich Stegi gerade berühren durfte oder nicht. Nachdem ich mich noch einige Zeit hin und her drehte, betrat Chrissy ein weiteres Mal das Zelt. „Schläfst du immer noch nicht?", flüsterte sie. „Kann nicht einschlafen", entgegnete ich ebenso leise. „Mach' dir nicht solche Gedanken." - „Das sagst du so leicht", schnaubte ich. „Ja, das sag' ich so leicht, weil ich weiß, dass es Stegi auch nicht leicht fällt." - „Das weiß ich auch. Das ist trotzdem kein Grund, mich bei jeder Gelegenheit zu verheimlichen oder so zu tun, als wären wir einfach nur Freunde. Wenn nur ihr da seid, steckt er mir doch auch seine Zunge in den Hals. Was ist so schlimm daran, wenn fremde Leute das sehen? Wer ein Problem damit hat, soll eben wieder gehen und wegschauen, ist doch egal, was die sagen." - „Ja, dir ist das egal, Stegi nicht, Stegi macht sich Gedanken darüber, was andere Leute dazu sagen und das kann ich genauso verstehen, wie ich deinen Standpunkt verstehen kann." - „Ich hab keinen Bock auf so 'was", murmelte ich und Chrissy seufzte. „Mach' dir das nicht kaputt. Das Gleiche hab' ich Stegi eben auch schon gesagt. Wenn ihr so weiter macht, beide, dann hält die ganze Sache kürzer, als ihr eigentlich wollt. Weil ihr beide so stur seid. Versuch' ihn doch auch zu verstehen." - „Ich kann das nicht verstehen, egal wie sehr ich das versuche! Ich bin stolz darauf, mit ihm zusammen zu sein, meinetwegen soll es jeder wissen und er schämt sich anscheinend dafür, mit mir zusammen zu sein." - „Er schämt sich doch nicht.." - „Was dann?", unterbrach ich sie. „Ich weiß es doch auch nicht, man.. Ich will nur nicht, dass ihr euch das kaputt macht." - „Sag' ihm das, nicht mir." - „Man, Tim, warum bist du so verdammt stur?" - „Ich bin nicht stur!" „Ich schlaf' jetzt, das hat eh keinen Sinn jetzt, mit dir zu reden." Mit leichter Wut im Bauch drehte ich mich von Chrissy weg und versuchte ein weiteres Mal zu schlafen. Von draußen waren leise Stimmen zu hören, die von Stegi konnte ich zweifelsfrei erkennen, bei der anderen war ich mir nicht sicher. Sie war auf jeden Fall weiblich, also musste es entweder Julia oder Anna sein. Die ersten Vögel begannen draußen zu zwitschern, also musste es schon früh am Morgen sein und die Sonne müsste bald aufgehen. Chrissy schlief bereits und zu meiner Erleichterung fand ich auch noch einige Stunden Schlaf.

Durch die Hitze, die sich im Zelt bildete, wachte ich wieder auf. Ich verließ das Zelt, Rafi, Tobi und Stegi saßen bereits draußen. Stegi sah aus, als hätte er die ganze Nacht keinen Schlaf gefunden. Er warf mir einen sehnsüchtigen Blick zu, als ich mich neben Tobi auf den Boden sinken ließ, doch ich ignorierte ihn, ich war immer noch sauer und enttäuscht. Auch Stegi vermied es, mit mir zu sprechen, er blieb dabei, mich mit Blicken zu durchlöchern. Nachdem ich mir das eine Weile mit angesehen hatte, stand ich genervt auf. „Ich geh' spazieren", nuschelte ich und verschwand sogleich.
Während ich spazieren ging, dachte ich nach. Die Stunden flogen nur so an mir vorüber und es wurde langsam kühler. Als ich gerade beschlossen hatte, demnächst zurück zu gehen, klingelte mein Handy. Ich zog es aus der Hosentasche, sah auf das Display. Eingehender Anruf von Stegi. Genervt nahm ich das Gespräch an: „Was?", fragte ich in den Hörer. „Tim, wo bist du? Ich mach mir Sorgen.." - „Ich hab' doch gesagt, ich geh' spazieren." - „Aber du bist schon so lange weg.." - „Ich komm' bald wieder", sagte ich abschließend und beendete kurz darauf das Gespräch, ohne auf eine Antwort von Stegi zu warten. Ich hatte einen Entschluss gefasst, ich wollte, so gemein es war, Stegi zeigen, wie es sich für mich anfühlte. Gespielt fröhlich stieß ich wieder zu den anderen und ließ mich sogleich neben Julia fallen. Ich begann ein ziemlich oberflächliches Gespräch mit ihr, sah ihr nahezu immer in die Augen, rutschte näher an sie. „Tim, komm sofort mit", unterbrach Chrissy nach einiger Zeit mein Tun. Ich folgte ihr bereitwillig und sah sie abwartend an. „Was soll das?!", fuhr sie mich an. „Was?" - „Denkst du, ich bin blöd? Ich weiß, dass du das nur machst, um Stegi irgendwas heimzuzahlen. Hör' auf mit dem Scheiß! Du tust ihm weh, siehst du das nicht?" - „Ich mach' genau das Gleiche, wie er gestern und bei ihm wird alles darauf geschoben, dass er Angst hat und bei mir machst du so ein Drama daraus?" - „Du bist so egoistisch, Tim! Was sollen diese Spielchen? Was hast du davon, außer, dass du Stegi weh tust?" - „Dass er merkt, dass er mir damit auch weh tut. So weiß er zumindest, wie sich das für mich anfühlt, wenn er mich die ganze Zeit verleugnet." - „Überleg' dir genau, was du tust, wenn wir gleich zurück gehen, wenn du nicht willst, dass wir ein Problem miteinander haben. Du kannst das was du tust doch nicht mit dem vergleichen, was Stegi gestern gemacht hat, du legst es doch darauf an, dass Julia dich anpackt, Stegi wusste einfach nicht, was er machen soll!" - „Oh ja, ich vergaß, der arme, kleine Stegi, der weiß ja nicht, was er tut. Ich hab kein Bock mehr, weißt du das? Vielleicht ist es das Beste, wenn wir das komplett lassen, wenn er nicht dazu stehen kann!" Ich drehte mich um, wollte zurück gehen, als Chrissy mich am Handgelenk packte. „Sag' so 'was nicht, wir wissen beide, dass du das auch nicht willst.." - „Natürlich will ich das nicht, aber ich hab' das Gefühl, dass es besser ist, bis Stegi sich sicher ist und zu seinen Entscheidungen stehen kann." - „Sag' ihm das bitte nicht, überleg' es dir noch mal, Tim. Du wirst es bereuen, wenn du Schluss machst."

Was machst du nur mit mir? | Stexpert FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt