Kapitel 12 - Ein Kompass ohne Richtung

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Zane war noch nie in seinem Leben so erleichtert gewesen, seine Pfoten in das unterirdische Labyrinth der Pariser Katakomben zu setzen

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Zane war noch nie in seinem Leben so erleichtert gewesen, seine Pfoten in das unterirdische Labyrinth der Pariser Katakomben zu setzen. Die sonst so verhassten Gänge, durch die er seit Monaten mit Kaie Menschen ins Freie geschmuggelt hatte, schienen seit dem Tod von Kaie noch düsterer und abstoßender geworden zu sein. Leer... so wie er sich fühlte, seit die Verbindung zu seinem Bruder aus seiner Seele gerissen worden war. Dieser Ort, an dem Dunkelheit herrschte, während die Sonne dieser Welt über den Himmel wanderte, hatte sich nie wie ein Zuhause angefühlt.

Zu dunkel für einen Cait-Sith, der nur in der Natur, umgeben von Wäldern und Wiesen, wirklich frei sein konnte. Dort, wo die Strahlen auf das weiche Fell schienen und sich alle Sorgen plötzlich viel leichter anfühlten. Aber hier? Hier war es zu schmutzig - vor allem mit seinem weißen Fell, an welches sich jeder noch so kleine Fleck haftete wie Ruß Schnee beschmutzte. Die Luft stank nach Fäkalien und abgestandenem Wasser. Früher hätte er sich nicht im Entferntesten vorstellen können, einmal so tief zu sinken.

Doch jetzt, verwundet und gejagt, war ihm diese Dunkelheit, selbst der üble Geruch und sogar der schlammige Moder unter seinen taumelnden Pfoten willkommen. Die Mauern und Steinwände fühlten sich wie Schutzwälle an, gaben ihm Halt und das Gefühl von Sicherheit, während das Rauschen seines Blutes langsam verebbte. Sein Adrenalinspiegel sank - doch damit drangen die Schmerzen seiner Wunden wie Hammerschläge deutlicher in sein Bewusstsein.

Schwerfällig setzte Zane eine Pfote vor die andere und schleppte sich immer tiefer in das Labyrinth der Katakomben. Hier und da drangen Geräusche an seine aufmerksamen Ohren. In diesen Gängen versteckte sich alles, was nicht gefunden werden wollte... Gesetzlose, Flüchtlinge, Gesindel.

Immer wieder verschwammen die Gänge vor seinen Augen und irgendwann wusste er selbst nicht mehr, wo er sich befand. Doch hier war es still. Nur das leise Scharren kleiner Pfoten und das monotone Tropfen von Wasser waren zu hören, alle anderen Geräusche waren weit weg. Endlich gönnte er seinem zitternden Körper eine Pause. Sein Körper verlangte es. Seine Kraft versagte und ließ den stolzen Caith-Sith in den Schlamm sinken.

Jede Faser schrie, als er seinen geschundenen Körper zwang, seine Form zu wechseln. Der Schmerz, der schon bei jedem Atemzug ein dumpfes Pochen durch seine Nerven schickte, schien sich zu verhundertfachen, bevor endlich Haut das weiße Fell ersetzte und ihn röchelnd im Schlamm zurückließ.

VAESEN - Die Trümmer der WeltWhere stories live. Discover now