Kapitel 37

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Die Sonne war gerade am Horizont verschwunden. Die vielen bunten Lichter verbreiteten eine angenehme Atmosphäre. Überall hörte man Kinder lachen. Die Leute hatten alle ein Lächeln auf ihren Lippen. 
Einfach Wunderschön.
Es roch überall nach den feinsten Leckereien.
Natürlich ließen Mochi und ich uns das nicht nehmen. Wir stopften uns an jedem Stand voll, bis wir kaum noch laufen konnten. Dabei verloren wir irgendwann im Trubel die anderen.
"Wollen wir uns noch ein paar Daifuku gönnen. Ich geb auch aus." fragte ich Mochi lächelnd. Er nickte begeistert.
"Ich gehe nicht bevor ich nicht alles probiert habe." gab er zuversichtlich von sich. 
"Na dann los."
Wir stellten uns an, aber zu unserem Leid gab es nur noch eine Portion.
"Teilen wir?"
"Aber es sind drei Stück? Wie sollen wir da gerecht teilen Yumi?"
"Mh...lass uns Schere Stein Papier spielen. Der Gewinner bekommt zwei und der Verlierer nur eins ja?"
Mochi nickte und dann legten wir los. Zeitgleich riefen wir beide..."Schere, Stein, Papier" und unsere Hände schnellten vor.
"Yeahy!!! Gewonnen" rief ich begeistert, während Mochi schmollte. Ich aß das erste und mein Mund füllte sich mit einem bezauberndem Geschmack.
"Wahnsinn...Du musst die probieren." und schon stopfte ich ihm sein gewonnenes Stück in den Mund.
"Himmlisch oder? Die müssen wir irgendwann nochmal essen Mochi." 
"Jetzt bin ich noch trauriger, dass ich verloren hab." er starrte sabbernd auf das letzte Stück. Ich nahm es mir, wedelte damit vor seinem Gesicht herum und biss dann ab. Aber ich ließ die Hälfte übrig und hielt es ihm entgegen.
"Loss....nimpf schon.." brabbelte ich mit vollem Mund. Zögernd nahm er es. 
"Hab dich nicht so. Ich hab keine Krankheiten, also iss es... ich teile nicht mit jedem." und schon verschwand es in Mochis Mund.
Im Augenwinkel entdeckte ich einen Schießstand. Ich packte Mochis Arm und zerrte ihn hinter mir her.
"Yumi... Wo willst du hin?"
Vor dem Stand blieb ich stehen.
"Wir schießen jetzt und zwar um die Wette." Ich war Feuer und Flamme, denn der Hauptgewinn war ein Videospiel, dass ich mir schon längst holen wollte.
"Aber ich bin pleite." Mochi zeigte auf seine leere Geldbörse, die die Form eines Taiyaki hatte und ich kurz schmunzeln musste.
"Ich zahle. Alleine macht es nur halb so viel Spaß und ich will dich besiegen." 
Wir schauten uns an und der Wettkampf konnte beginnen.
"Das ich nicht lache. Ich verliere ganz sicher nicht gegen ein Mädchen."
"Du wirst noch vor mir auf die Knie gehen und um Vergebung betteln, wenn ich mit dir fertig bin." 
Ich legte dem Kerl am Stand mehrere Scheine hin und sagte nur "Sorgen sie dafür, dass uns die Munition nicht ausgeht, dass könnte eine Weile dauern."
Seine Augen weiteten sich bei dem vielen Geld, aber er steckte es ein und nickte freundlich.

"Du bist besser als ich dachte Mochi." Wieder schoss ich und traf, aber Mikey tat es mir gleich. Mittlerweile hatte sich eine kleine Traube Schaulustiger hinter uns versammelt und ich hörte nur eine vertraute Stimme rufen "Mach ihn fertig Yumi" Fuyu?... fragte ich mich und mein Schuss ging ins Leere. Ich hatte mich ablenken lassen.
"Wie schade" sagte Mochi siegessicher. "Ich denke du wirst diejenige sein, die vor mir auf die Knie geht."
"Nur über meine Leiche!" 
Mein Puls raste, aber ich war so konzentriert wie noch nie. Ich stellte mir bei den letzten paar Schuss vor, wie ich ein paar Kerle ins Jenseits beförderte, die versuchten mir etwas anzutun. Jeder Schuss saß. In meinem Kopf sah ich, wie sie umfielen und ihr Blut den Boden rot färbten... erst als mich jemand an der Schulter packte, kam ich wieder zu mir.
"Yumi...Yumi."
"hä was?"
"Du hast gewonnen.." gab Mochi verärgert zu.
"Hier junge Dame. Sie hatten den Preis zwar schon vor einer halben Stunde gewonnen, aber sie wollten ja trotzdem weiter machen." Der Kerl drückte mir das Spiel in die Hand und drehte sich dann zu Mikey um.
"Und was darf es für sie sein?" fragte er ihn und Mochi zeigte auf ein riesiges Plüschtier.
"Ernsthaft?" fragte ich nur.
"Hallo? Hast du gesehen was das ist?"
"Ja...es ist ein riesiges Stoff Taiyaki...das kann man gar nicht übersehen Mochi."
Seine Augen leuchteten, wie die eines Kindes.
"Das muss ich Kenny später zeigen."
Die Menschen um uns hatten sich aufgelöst und Fuyu konnte ich auch nicht mehr entdecken.
"Was machen wir jetzt?" fragte ich.
"Lass uns doch einen guten Spot suchen, um das Feuerwerk gleich zu beobachten."
"Klingt gut. Aber wo? Hier ist alles voll."
Mochi nahm meine Hand und lief mit mir los. Sonst packte er mich nur am Handgelenk, aber jetzt konnte ich seine warme Hand in meiner spüren. Ich beschwerte mich nicht, weil ich ihn sonst wahrscheinlich zwischen all den Leuten verloren hätte. Es kamen immer mehr Besucher, jetzt wo das Feuerwerk immer näher rückte. Wir verließen das Fest und ich wusste wirklich nicht wo wir hin liefen.
"Wo wollen wir denn hin?"
"Sind gleich da." Mochi stapfte mit mir auf einen kleinen Hügel, der etwas abseits lag. Oben angekommen, hatte man eine fantastische Sicht auf das Fest und die ganzen Menschen die sich dort vergnügten. 
"Wow." war alles was ich raus brachte. Mochi ließ meine Hand los, legte seine Jacke auf den Boden, platzierte sein riesiges Plüsch-Taiyaki daneben und setzte sich hin. Er klopfte neben sich auf das freie Stück Jacke.
"Setz dich." 
Seine Jacke war nicht besonders groß und ich wollte den Kimono nicht schmutzig machen, also musste ich mich eng gepresst neben Mochi setzen. Unsere Seiten berührten sich, aber es war beruhigend, denn er strahlte eine Wärme aus, die die kalte Nacht deutlich angenehmer machte.
"Wie fandest du deine Überraschung?" fragte mich Mochi.
"Sie ist euch wirklich gelungen."
Er grinste zufrieden.
"Obwohl wir die anderen verloren haben?"
"Die werden schon auch ihren Spaß gehabt haben. Außerdem hätten wir sie eh nur genervt, weil wir ständig nur am essen waren."
"Stimmt" und Mochi fing an zu lachen. Ich stimmte ein.
"Meine Mum hätte es bestimmt gefallen, mich so zu sehen." verträumt blickte ich auf die Menschen unter uns, die plötzlich so klein und unbedeutend aussahen.
"Das hat sie doch."
Irritiert schaute ich zu Mochi der den Himmel betrachtete.
"Sie hat dir ganz bestimmt zugesehen. Genauso wie mein Bruder uns zugesehen hat."
"Mh...da hast du recht."
Wir schwiegen eine Weile, bis ich doch anfing zu frieren.
Mochi legte seinen Arm um mich und zog mich noch näher an sich, sodass ich meinen Kopf auf seine Schulter legen konnte. Wieder hatte ich dieses Gefühl in mir... so vertraut... so sicher... immer wenn er bei mir war, wusste ich irgendwie, dass alles gut werden würde. Die Leere, die Dunkelheit, das Böse... schien vollkommen zu verschwinden.
"Was ist mit deinem Bruder passiert?" fragte ich vorsichtig.
"Er ist bei einem Unfall gestorben..." Ich konnte zwar nicht in Mochis Augen gucken, aber ich wusste wie schmerzhaft es war, jemanden zu verlieren.
"Wie war er so?"
Bei der Frage lächelte er, das konnte man spüren.
"Ein vollkommener Idiot. Er hatte immer eine Zigarette im Mund, hatte immer einen blöden Kommentar parat und er war furchtbar schwach. Er hatte wirklich nichts drauf..." jetzt lachte Mochi. Ein warmes Lachen.
"Hört sich an, als wäre er ein guter Mensch gewesen."
"Das war er... er war der beste große Bruder, den man sich vorstellen kann."
"Muss schön sein einen älteren Bruder zu haben."
"Stimmt."
"Ich hab mir auch immer Geschwister gewünscht. Ich wollte immer die große starke Schwester sein, die alle platt macht, wenn ihn jemand dumm kam. Das hat mich immer noch härter trainieren lassen. Jemanden zu beschützen, dass ist es was ich wollte..."
"Aber das hast du doch."
Irritiert hob ich meinen Kopf und schaute Mochi in die Augen. Wieder dachte ich, ich würde mich in dem Meer aus schwarz verlieren, aber fand dann doch die Worte.
"Wie meinst du das?"
"Na du hast doch deine Mutter beschützt oder?"
"Eigentlich nicht... ich hab geklaut, mich geprügelt, andere Leute erpresst. Das ist kein beschützen."
"Das sehe ich anders. Du hast alles dafür getan, damit es deiner Mutter besser geht. Für mich ist das beschützen. Du hast versucht das Böse von ihr fern zu halten. Hast alles gegeben, damit sie gesund wird... wenn das kein beschützen ist, was ist es dann?" Er drehte seinen Kopf zu mir und nun schauten wir uns gegenseitig an.
"Mh...ich denke du hast recht. So hab ich das nie gesehen." Ich schaute wieder zu den Sternen. Der Himmel war klar.
"Und auch jetzt beschützt du jemanden. Genauso wie ich."
"Ach ja?"
"Ja. Du beschützt uns... Mich." Kurz blieb es stumm.
"Hättest du damals nicht in den Kampf gegen Möbius eingegriffen, dann hätte mich Osanai sicher erwischt. Du hast mich beschützt. Und damit uns alle... obwohl das echt dumm von dir war. Und wenn du da bist, dann gibt der Sturm in mir für eine kurze Zeit ruhe und wird zu einer sanften Brise." Kurz irritierten mich seine Worte, aber ich dachte einfach nicht zu viel drüber nach und redete drauf los.
"Was wäre ich denn für eine Freundin, wenn ich nicht an eurer Seite kämpfen würde?"
"Mh... so eine wie Emma?"
Ich boxte ihm kurz in die Seite.
"Aua."
"Ich könnte nie so sein wie Emma. Sie ist toll. Sie sollte für immer glücklich sein. Und mal im ernst, was stimmt eigentlich mit Draken nicht? Ist er wirklich so ein Volltrottel oder will er es nicht sehen?"
"Er ist ein Volltrottel" gab Mochi kichernd zurück.
"Ohman Emma tut mir ja schon etwas leid. Aber sie wird hartnäckig bleiben."
"Ach ja? Warum tut sie dir leid?"
Wieder durchdringen mich Mochis schwarze Augen. Als würden sie etwas suchen.
"Na einfach weil Draken sich offensichtlich nicht eingestehen kann, dass er etwas für sie empfindet. Es wäre so viel leichter, wenn er es ihr sagen würde. Die beiden mögen sich ja wohl ganz offensichtlich."
"Mh...vielleicht ist es gar nicht so einfach dazu zu stehen."  
"Kann schon sein. Ich hab davon ja eh keine Ahnung."

Das Feuerwerk begann. Eine Rakete nach der anderen erleuchtete den Himmel. Ich hatte noch nie etwas so wunderschönes gesehen. Ich stand auf und streckte meine Hand in den Himmel. Es sah so aus als könnte man einfach zugreifen. Mochi tauchte hinter mir auf. Ich konnte seine Wärme an meinem Rücken spüren.
"Danke." murmelte ich nur in das laute Knallen des Feuerwerks.
"Nicht dafür." Und ich konnte Mochis Atem an meinem Hals spüren. Ja es war kalt, aber er musste sich ja trotzdem nicht so eng an mich stellen. Ich wollte mich umdrehen, ihm einen blöden Spruch drücken, dass ich schon nicht erfrieren würde, aber ich verharrte in meiner Bewegung. Plötzlich hielt Mochi mein Kinn in seiner Hand und dann...
spürte ich nur wie seine Lippen auf meine trafen.
Das Feuerwerk über mir war nicht mehr das einzige.
Mein Herz schlug schneller. 
Was zum...? 
Was passiert hier gerade?
Was hat das zu bedeuten?
Passiert das gerade wirklich?
In meinem Kopf drehte sich alles, bis wir eine Stimme hörten und Mochi ruckartig von mir abließ.

"Mikey!!!" rief eine bekannte Stimme.
"Wo zur Hölle seid ihr? Fuck!! Mikey es geht um Draken und Emma, also schwing deinen Arsch hier her!!"
Plötzlich raste mein Herz nicht mehr wegen des Kusses.

Broken Souls/ Mikey x OCWhere stories live. Discover now