Chapter 8

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Der Wecker holte mich zurück in die Realität. Verschlafen schaute ich auf mein Handy. Zehn verpasste Anrufe und ein paar Nachrichten von Chifuyu. Hatte ich irgendwas verpasst? Was war denn gestern Abend noch los? Ich las mir eine SMS nach der anderen durch.

Yumi mach die Tür auf! 

Hallo bist du zu Hause? 

Wir müssen reden! 

Geh endlich an dein Handy! 

Ich muss dringend mit dir reden, ruf mich gefälligst zurück!

Ohman ich machte mir total die Vorwürfe, dass ich gestern so schnell eingeschlafen bin. Vielleicht brauchte Fuyu ja meine Hilfe und ich lag wie ein Stein in meinem Bett und träumte friedlich vor mich hin. Ich schickte ihm schnell eine Nachricht zurück

Sorry hab schon geschlafen. Komm heute Abend vorbei, dann quatschen wir.

Ich machte mich schnell für die Schule fertig. Ich hatte die Zeit total vergessen und in ein paar Minuten kam schon der Bus. Morgen sollte ich mir meinen Wecker ein wenig früher stellen. Im Bus bekam ich eine Nachricht von Fuyu. Er schrieb nur 

Ok. Um sechs bei dir und wehe du schläfst wieder! 

Ich konnte mir ein kleines lachen nicht verkneifen. In der Schule angekommen stellte ich fest, dass die meisten einen Bogen um mich machten. Anscheinend hatten die Weiber von gestern, schon so einiges über mich herum erzählt. Egal. Immerhin ging mir so niemand auf den Keks. Der Unterricht war super langweilig, weshalb ich die meiste Zeit schlief. In der letzten Reihe zu sitzen, hatte schon seine Vorteile. Der Tag verging wie im Flug und schon war auch die letzte Stunde vorbei. Ich war froh endlich nach Hause zu können. Auf dem Weg nach draußen, blieb ein Junge vor mir stehen und verbeugte sich. Alle starrten uns an. Wie peinlich. "Vielen Dank. Du hast mir gestern wirklich den Arsch gerettet. Mein Name ist Takemichi Hanagaki. Kann ich mich dafür irgendwie revanchieren?" Ich musste nicht lang überlegen, bis ich ihn wieder erkannte. Er hatte überall Blessuren und Wunden am Körper. Das war offensichtlich der Junge, dem ich gestern zufällig geholfen hatte. Heute sah er irgendwie noch erbärmlicher aus als gestern. "Kannst du bitte aufhören dich zu verbeugen, uns starren schon alle an", erwiderte ich nur und ging an ihm vorbei. Er lief mir natürlich direkt hinterher. Genervt nahm ich mir einen Lollipop und steckte ihn mir in den Mund. "Bitte, wenn ich mich irgendwie erkenntlich zeigen kann, dann musst du es nur sagen." Ich blieb kurz stehen. Er schaute mich erwartungsvoll an. Wie ein kleiner Welpe der seinem Herrchen treu ergeben war und auf Befehle wartete. "Lass mich einfach in Ruhe ok? Ich hab keine Lust mich mit dir abzugeben. Sei einfach das nächste mal nicht so schwach und lass dich nicht so behandeln." Nachdem ich das gesagt hatte, lief ich zum Bus und fuhr weg. Er stand da immer noch wie angewurzelt, aber das war mir egal.

Zu Hause angekommen saß Fuyu schon vor meiner Wohnungstür. Es war gerade mal um fünf, er konnte es echt kaum erwarten mit mir zu reden. Muss ja wirklich was wichtiges sein. Hoffentlich will er keine Beziehungstipps von mir, da bin ich absolut die falsche Ansprechpartnerin, auch wenn ich ein Mädchen bin. 
"Da bist du ja Yumi. Ich hab gestern bestimmt eine halbe Stunde bei dir geklingelt, wie fest hast du bitte geschlafen?" ich schlängelte mich an ihm vorbei und öffnete uns die Tür.
"Sorry, kann doch auch nichts für meinen Schlaf. Komm erstmal rein und dann können wir reden." Fuyu setzte sich schonmal aufs Sofa, während ich uns noch Getränke aus der Küche holte. 
"Also was gibt es denn so wichtiges?" fragte ich ihn gespannt und setzte mich zu ihm.
"Yumi du musst mir jetzt ganz genau erzählen, wie dein erster Tag in der Schule war!"
"Dein Ernst? Du machst so ein Stress, weil du wissen willst wie mein erster Schultag war?" Irgendwie konnte ich das nicht so wirklich verstehen. So spannend war das Thema nun auch wieder nicht.
"Jetzt mach schon. Erzähl einfach!" befahl er mir ernst. So hatte ich ihn noch nie erlebt. Na gut. Ich erzählte ihm von meiner Klassenlehrerin, wie der Unterricht lief, das ich eine kurze Auseinandersetzung mit paar Mädchen hatte und deshalb zur Direktorin musste und bevor ich Heim ging noch einen Jungen gerettet hatte. Gespannt lauschte mir mein Gegenüber und analysierte jedes meiner Worte.
"Bei dem letzten Teil. Erzähl mir genauer was da passiert ist." bat mich Fuyu.
Also erklärte ich ihm wie die Situation war und was ich getan hatte. Ich erzählte ihm auch, dass mir der Junge heute noch gedankt hatte und das war es auch schon. Sein Blick durchbohrte mich förmlich. Die Stimmung in der Luft war sichtlich angespannt. Irgendwas störte den Blondschopf anscheinend. Er fing an den Kopf zu schütteln und lief nachdenklich im Raum auf und ab. "Gar nicht gut..." nuschelte er immer wieder vor sich hin. Ich stand auf und hielt ihn an den Schultern fest.
"Was ist denn los Fuyu. Erklär es mir!" Damit riss ich ihn aus seinen Gedanken und wir setzten uns wieder hin.
"Yumi das waren ein paar Leute aus unserer Gang. Und unser Anführer sucht jetzt überall nach dir. Zum Glück bist du neu an der Schule und niemand weiß was über dich. Deshalb konnte uns auch niemand etwas genaueres zu dem Mysteriösen Mädchen sagen, das fünf Jungs zusammen geschlagen hatte." Die Info musste ich erst einmal sacken lassen. Ich konnte mir zwar schon denken, das Chifuyu auch mit irgendwelchen komischen Leuten rum hing, aber das er in einer Gang ist?
"Du hättest mir auch mal früher sagen können, das du Mitglied in einer Gang bist du Idiot. Ich dachte du bist mein bester Freund?" 
Traurig sah er mich an. "Es tut mir leid Yumi, ich wollte es dir noch sagen. Und ich wollte auch das du meine Kumpels kennenlernst, aber jetzt hast du fünf unserer Leute verprügelt. So hatte ich mir ein kennenlernen nicht vorgestellt."
"Beruhig dich erstmal. Das regelt sich schon wieder. Ich denke, wenn ich euren Anführer die Situation erkläre, dann wird er es verstehen und du hältst dich da raus. Ich will nicht, dass du da mit rein gezogen wirst wegen mir." 
"Nein, ich hab dir gesagt, dass ich für dich da bin und ich kenne Mikey schon länger, also sollte ich vielleicht zwischen euch vermitteln."
"Fuyu." sprach ich ernst und doch liebevoll. Er sah mich an und ich nahm ihn in den Arm. Komischerweise machte mir der Körperkontakt mit ihm überhaupt nichts aus. Sonst hasse ich es, wenn andere mich berühren, aber bei Fuyu kann ich mich fallen lassen. Irgendwie ist er wie mein großer Bruder, auch wenn er nicht wirklich groß ist. Innerlich musste ich grinsen. Ich löste die Umarmung wieder und sprach dann weiter.
"Wenn du mir vertraust, dann lässt du mich das selbst regeln. Ich will das du mir deine Freunde vorstellst, wenn du dich dafür bereit fühlst und gerade ist irgendwie nicht der richtige Zeitpunkt oder meinst du nicht auch?"
"Bist du dir sicher Yumi? Ich will dich irgendwie unterstützen."
"Das machst du schon indem du hinter mir stehst. Und jetzt lass uns was leckeres kochen ok?"
"Du meinst wohl ICH soll uns was leckeres kochen?"
Wir mussten beide lachen. Meine Kochkünste waren wirklich schlecht. Während Fuyu kochte erklärte ich ihm meinen Plan und er hörte aufmerksam zu. Am Ende einigten wir uns, dass ich es auf meine Weise angehen würde und wenn ich doch Hilfe bräuchte, würde Fuyu am besagten Ort in Bereitschaft stehen.

"Übrigens Fuyu" sagte ich mit Vollgestopftem Mund.
"Mh was gibts?"
"Es nervt das du ständig klingeln musst, wenn du mich besuchen willst. Im Flur auf der Kommode liegt der Zweitschlüssel. Ich wollte ihn dir letztens schon geben, hab es aber vergessen. Nimm ihn nachher mit, ich will das du einfach kommen und gehen kannst wie möchtest."
Verdutzt und mit vollen Mund guckte mich Chifuyu an. Er schlang hastig sein Essen runter und fiel mir dann um den Hals.
"Ist das dein Ernst? Du bist die beste weißt du das? Meine Mutter nervt manchmal total, jetzt kann ich einfach zu dir kommen und zocken auch wenn du nicht da bist. Besser geht's nicht."
"Klar mach das ruhig. Und vielleicht baue ich bald Opas Zimmer in ein Gästezimmer um, dann kannst du auch in einem Bett pennen, wenn du bei mir Übernachtest und musst nicht auf dem Boden oder dem Sofa schlafen."
"Kannst du das überhaupt bezahlen Yumi. Sowas ist doch total teuer?" Wieder musste ich einfach nur lachen.
"Mach dir darüber keine Gedanken, ich hab sozusagen einen Nebenjob der gutes Geld einbringt."
"Du arbeitest schon?" fragte mich Fuyu unglaubwürdig.
"Naja arbeiten kann man es nicht gerade nennen, es wäre aber nett wenn du einfach nicht weiter nachfragst ok?" mit einem Lächeln schaute ich in Fuyus grüne Augen, die etwas besorgt aussahen, aber dann wieder sanfte Züge annahmen.
"Geht klar."

Nach ein paar Stunden verschwand Blondschopf und nahm auch brav den Zweitschlüssel mit. Damit neigte sich der Tag dem Ende. In meinem Kopf plante ich schon den morgigen Tag und hoffte, das alles gut gehen würde. Wie Fuyus Kumpels wohl so drauf sind, überlegte ich angestrengt, bis mir die Augen irgendwann zu fielen.

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Hoffe bis jetzt gefällt euch die Story ;) Kann euch versichern es wird noch spannender ^^


Broken Souls/ Mikey x OCWhere stories live. Discover now