Kapitel 35

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Als ich aufwachte, tat mein Kopf noch mehr weh, als bei meinem letzten Absturz. Ich raffte mich langsam auf, steuerte ins Badezimmer und musste mich übergeben. Mit Mühe und Not bekam ich meinen Körper in die Dusche. Das Wasser rieselte an mir herab uns es vergingen bestimmt gute zehn Minuten bis sich meine Gedanken geordnet hatten. Aber dann spannte sich jede Zelle meines Körpers an... Wie zum Teufel bin ich hier her gekommen? Ich war doch gestern Nacht in Roppongi oder? Ich hatte getrunken, gefeiert, bin mit diesen Jungs um die Häuser gezogen und dann...? Es war als hätte ich ein Black-Out. Das Letzte an was ich mich erinnern konnte, war wie ich an der Bar stand und mir ein neues Getränk geholt hatte... danach war alles verschwommen und mein Kopf schmerzte. 

Nach dem Duschen, zog ich mich an, plünderte meinen Kühlschrank und verkroch mich wieder ins Bett. Kitkats Armband war alles, was mir von ihm blieb. Das große schwarze Loch in meiner Brust begann wieder größer zu werden, aber dann riss jemand meine Tür auf. Da ich mich unter meiner Decke befand, konnte ich nicht sehen, welcher Störenfried sich gerade in meine heiligen vier Wände getraut hatte. Bis sich ein Körper auf mich stürzte. 
"Versteckst du dich vor mir? Oder willst du den ganzen Tag verschlafen?" hörte ich Fuyus Stimme durch meine Bettdecke flüstern. Er hatte sich so auf mich gelegt, dass er mich halb erdrückte. 
"Geh runter von mir Idiot!" brüllte ich.
"Ich glaube ich bleib so liegen Baji. Hier ist es sooooo gemütlich."
"Ich bring dich um, wenn ich hier raus komme!"
"Ach ja? Mh dann sollte ich wohl besser das weite suchen." gab er gekünstelt von sich. Ich strampelte nur so vor mich hin, aber keine Chance. Ich saß fest. Und dann... dann spürte ich zwei Hände die sich ihren Weg unter die Decke gebahnt hatten. Etwas bewegte sich auf mir und Fuyu fühlte sich auf einmal viel schwerer an. 
"Ich glaube es wird Zeit, das Monster zu wecken." hörte ich meinen besten Freund sagen und dann... konnte ich mein Lachen nicht mehr halten. Er kitzelte mich doch tatsächlich und das auf die unfairste Weise die es gab. Baji saß nun offenbar auf mir und Fuyus Finger waren genau da, wo meine Schwachstellen waren. Er kannte mich zu gut. Ich überlegte kurz, unter lachenden Tränen, wie ich diesen kleinen Verräter am geeignetsten aus dem Weg räumen könnte. Doch ich kapitulierte.
"Aufhören... *Kicher* bitte... ich *Kicher* ergebe mich."
"Mhhh... was meinst du Baji? Hat sie schon genug oder wollen wir weiter machen?"
"Fuyu bitte..." flehte ich.
Das schwere Gefühl verschwand und dann zog mir jemand mit einem Ruck die Decke weg. Grinsend standen sie da. Die Verbrecher. Die Übeltäter. Die Verräter. Ergötzten sich an meinem Leid. Was sie definitiv zurück bekommen würden, mir fehlte nur noch der perfekte Racheplan. 

"Sag mal hast du geraucht Yumi?" fragte mich Baji plötzlich, merklich irritiert.
"Irgendwie riecht es hier total nach Kippen."
"Stimmt. Jetzt wo du es sagst." gab Fuyu seinen Senf dazu und schon roch mein bester Freund an mir, als wäre er ein Hund. 
"Also Yumi riecht, als wäre sie gerade frisch aus der Dusche gekommen."
"Du bist krank Fuyu." 
"Ich bin nur ein guter Detektiv." gab er stolz zurück. Doch dann schnappte er sich meine Jacke, die ich gestern getragen hatte.
"Mhh... also die riecht eindeutig nach Zigarette."
"Kann sein. Ich war gestern unterwegs." nuschelte ich. Denn am liebsten hätte ich die ganze Nacht gern verdrängt, aber die beiden würden eh keine Ruhe geben. Fuyu warf sich zu mir aufs Bett und blickte mich fragend an. Augenrollend begann ich ein wenig zu erzählen. Ein paar Details ließ ich dabei aus... wie die zwei Brüder... denn ich hatte keine Lust mich zu rechtfertigen.

Fuyus Umarmung kam wie aus dem nichts und auch Baji kam zu mir und tätschelte meinen Kopf. Ich hatte nicht mal bemerkt, dass mir die Tränen kamen, als ich davon erzählte was in der Strafanstalt vorgefallen war.
"Er wird dich ganz sicher nicht vergessen haben." beteuerte Fuyu.
"Ich meine er wäre ein Idiot wenn... schließlich bist du eine echte Rarität."
"Was soll dass denn heißen?" gab ich schmollend zurück.
"Das heißt das du etwas Besonderes bist." antwortete Baji für ihn.
"Genau. Es gibt bestimmt eine plausible Erklärung dafür. Wir könnten ja mal die Schulen abfahren und schauen, ob er hier irgendwo auf eine geht, also wenn du das möchtest."
Eifrig nickte ich.
"Und wenn ich ihn nicht finde.."
"Na dann suchen wir eben so lange bis du es tust. Und wenn er dir dann ins Gesicht gesagt hat, was sein scheiß Problem ist, dann können wir ihn gerne für dich vermöbeln. Er bekommt genau das, was er verdient, wenn er dich so behandelt."
"Ihr seit echt die besten."
"Wissen wir." Bajis selbstbewusster Blick war wirklich zum schießen. 
"So und jetzt hoch mit dir. Wir haben eine Überraschung für dich." 
"Für mich?" 
Die beiden warfen sich einen Blick zu, den ich nicht deuten konnte. 
"Jap. Und jetzt aufstehen. Wir machen Frühstück und dann geht's los."
"Und wohin?" wollte ich wissen.
"Überraschung. Schon vergessen." gab Fuyu neckisch zurück und verschwand dann mit Baji in der Küche.
Sie hatten es tatsächlich geschafft mich abzulenken. Und es tat gut jemandem alles anvertrauen zu können. Ich musste mir eingestehen keine Einzelkämpferin mehr zu sein. 

Wir waren gerade dabei das Grundstück zu verlassen, da schrie Baji plötzlich auf.
"Woaahhh! Seht mal Leute. Das Bike da ist ja der Wahnsinn." und schon war er weg und begutachtete das Motorrad, dass jemand mitten auf dem Rasen abgestellt hatte. Es war schwarz und hatte grüne Akzente. Es sah wirklich fast so aus wie.... 
"Wie kommt denn mein Bike hier her???" Schrie ich aufgebracht und rannte zu Baji.
"Dein Bike?" stotterte er und ich dachte wirklich er würde gleich Ohnmächtig werden.
"Ähm ja. Das hab ich mir gestern gekauft, aber ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich es hier abgestellt hatte."
"Warte mal..." stotterte der Schwarzhaarige immer noch.
"Wie zum Teufel bist du an so ein Teil gekommen? Das hat doch ein Vermögen gekostet." 
"Das würde ich auch gern wissen." gab Fuyu zu.
"Naja... ich hab halt gespart. Ihr wisst schon... durch die Kämpfe und so und letztens hab ich da was organisiert und hab ne Menge Kohle gemacht... und jetzt... naja jetzt hab ich halt mein Traumbike also Ruhe!" 
Die zwei starrten mich nur unglaubwürdig an, bis jemand hinter ihnen auftauchte und etwas sagte.
"Ist ein schönes Bike oder?" warf Mochi in die Runde und Fuyu und Baji zuckten zusammen, denn sie hatten ihn nicht kommen hören. 
"Musst du dich so anschleichen." pröbelte Baji ihn an und wollte ihm eine verpassen, doch Mikey rannte vor ihm davon. Ich musste einfach Kichern. Mit diesen Chaoten würde ich doch immer lachen können oder? Ich hoffte irgendwie, dass diese Zeit niemals enden würde.
"Wollen wir dann?" fragte Mochi
"Wenn ich wüsste was wir machen oder wohin es geht, dann ja."
"Fahr uns einfach hinterher."
"Tolle Antwort wirklich." 

Baji wollte sich einfach nicht von meinem Bike trennen und diskutierte noch ewig mit Mochi darüber welches Bike wohl das beste aller Zeiten sei, während ich und Fuyu daneben standen und uns darüber lustig machten. Ich holte noch meinen Helm und dann ging es los. Fuyu hatte sich tatsächlich zu mir aufs Bike gesetzt, was Baji noch wütender machte. Er wollte sich von meinen Fahrkünsten überzeugen. Tatsächlich war es gar nicht so einfach mit einem Kater zu fahren. Ich musste mich ganz schön konzentrieren und versuchen nicht in meinen Helm zu kotzen. Außerdem drehte sich ab und zu alles, weshalb mich Fuyu manchmal ermahnte, doch besser aufzupassen beim fahren, denn ich hatte einmal fast eine alte Damen erwischt die gerade die Straße überquerte. Sie wedelte mir noch mit ihrem Krückstock hinterher und beschimpfte mich, was mich wiederum zum lachen brachte. Es dauerte auch gar nicht so lange, da hatten wir unser Ziel erreicht. Oder ich nahm es zu mindestens an, denn wir blieben vor einem sieben stöckigem Wohnkomplex stehen. Und ich hatte wirklich nicht den Hauch von einer Spur, was die Jungs hier, für eine Überraschung für mich hatten. 

"Na schon aufgeregt?" fragte mich Fuyu und seine Augen funkelten noch grüner als sonst. Er freute sich mehr über all das, als ich es tat. 
"Mh ich hab eher Angst, dass ihr mich hier an jemanden verkaufen wollt, nur um dann mit meinem Bike abzuhauen."
Mochi stupste mich in die Seite.
"Vielleicht ist genau das unser Plan." 
Doch Fuyu fand Mochis Witz gar nicht lustig. "Hör auf sie noch anzustacheln. Ihr zwei habt doch echt ne Schraube locker da oben." Und zeigte dabei auf seine Stirn. Das ließ uns nur los lachen. 
"Sag ich doch.. ne Schraube locker..." nuschelte er und flüsterte dann Baji etwas ins Ohr, der sich nur kurz umdrehte und ihm zunickte. 
"Könnt ihr mir nicht einfach sagen, was wir hier wollen?" nörgelte ich weiter, während wir Stufe um Stufe die Etagen hinauf liefen.
"Wirst du gleich erfahren." sagte Fuyu und blieb dann vor einer Tür im sechsten Stock stehen. Er klingelte und irgendwie wurde ich jetzt doch nervös. 

Die Tür öffnete sich... und dann... 
'Wir sind hier???' fragte ich mich innerlich. Die Jungs begrüßten ihn und ich stand da und überlegte. Egal warum wir hier waren, dass wäre meine Chance. 
Genau.
Meine Chance...

auf Vergeltung.

Broken Souls/ Mikey x OCWhere stories live. Discover now