Kapitel 21

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Da lag ich jetzt.
Das Blut in meinem Mund fühlte sich surreal an und irgendetwas steckte in meinem Rücken oder? Ich spürte es, aber konnte nicht sagen, was gerade passiert war. Der Geruch von Eisen wurde immer stärker und an meinem Körper fühlte ich etwas nasses, aber komischerweise durchfuhr mich kein Schauer, sondern eine wohlige Wärme. Könnte es sein das mir jemand was in den Rücken gestochen hat? Ich war unaufmerksam. Ich bin schwach. Immer noch bin ich viel zu schwach. Ich war ihnen keine Hilfe. All diese Gedanken kreisten mir im Kopf herum. Um mich herum wurde alles langsam schwarz, mein Körper fühlte sich schwer an und ich wurde unfassbar müde. Genau ich sollte ein wenig Schlafen, dann geht es mir besser oder? Dann bin ich wieder stark. Ich schloss meine Augen, aber kurz darauf rüttelte jemand an mir herum. Was soll das? Lasst mich doch schlafen! Ich muss schnell wieder fit werden. Verärgert öffnete ich die Augen und über mir hing ein weinender Fuyu und ein Mochi stand hinter ihm, dessen Gesichtsausdruck ich noch nie gesehen hatte. Konnten seine Augen wirklich noch dunkler sein? Ich starrte ihn einfach nur an, aber hörte überhaupt nicht was Fuyu sagte. Ich wollte einfach nur in diesem wunderschönen schwarz ertrinken. Meine Augen schlossen sich wieder, es war zu anstrengend sie aufzuhalten, auch wenn ich gern weiter in diese unendliche leere von Mochis Augen geschaut hätte. Alles was ich spürte, war wie jemand meinen Körper hoch hob, was mich scheußlich aufschreien ließ, weil es höllisch weh tat. Mir wurde so kalt und auch die Wärme die der Körper an den ich gepresst wurde, half mir nicht dabei warm zu werden. Schlaf hörte ich die Stimme sagen. Genau. Ich sollte schlafen, dann geht es mir bestimmt schnell wieder besser.

Mikey
Ich war umzingelt von Leuten. Dieses verdammte Pack soll endlich krepieren. Plötzlich traf mein Blick auf ein vertrautes paar Augen. Was macht SIE denn hier? Wieso ist Yumi hier? Scheiße was denkt sie sich dabei? Und woher wusste sie von heute? Beim Treffen hatte sie doch gefehlt und die Leute die mit ihr zu tun haben, hatten die Anweisung ihr nichts zu erzählen. Und als wäre es nicht schon schlimm genug das sie hier ist, Nein, sie hing auch in diesem Moment auf Osanais Rücken und drückte ihm die Kehle ab. Ich wollte zu ihr, aber diese Maden belagerten mich einfach und ich kam nicht durch. Immer wenn ich gerade zu ihr wollte, kamen die nächsten. Ich musste aus dem Augenwinkel mit ansehen wie Osanai auf einmal auf sie eintrat. Ich mach dieses Arsch kalt! Doch Yumi stand zum Glück wieder auf, aber sie sah anders aus als sonst. Wieder hatte sie diesen emotionslosen Blick und auf ihrem Gesicht war ein wirklich furchteinflößendes Grinsen zu sehen, welches kurz darauf verschwand. Oder hatte ich mir das nur eingebildet? Wieder trat ich einen Kerl so fest, dass er zu Boden ging. Ich hatte es fast geschafft, aber da sah ich Yumi auf Osanai sitzen und sie hielt ihm ein Messer an die Kehle. Das Blut gefror mir in den Adern. Wie kann ein fünfzehnjähriges Mädchen mit so einem abgestumpften Gesichtsausdruck auf einem Kerl hocken und dazu noch so aussehen, als hätte sie Spaß dabei ihm gleich die Kehle durch zu schneiden. Wieder kamen zwei Jungs auf mich zu und ich beförderte Sie ins jenseits. Doch als ich mich wieder umdrehte, konnte ich meinen Augen nicht trauen. Obwohl ich Angst davor hatte, dass sie ihm die Kehle durchschneiden würde, hatte ich jetzt plötzlich nichts mehr empfunden. In meinem Kopf rauschte es nur noch. Die Lagerhalle wurde unheimlich still. Nachdem Osanai noch was zu Ihr sagte, liefen meine Beine schon los und traten ihm so fest gegen den Kopf, das er direkt zu Boden fiel. Chifuyu hatte auch mitbekommen was los war und hing nun über der Blutverschmierten Yumi. In ihrem Rücken steckte ein kleines Klappmesser und aus der Wunde trat Blut aus, viel zu viel Blut. Ich stellte mich neben ihn und betrachtete das blasse Geschöpf, das in seinen Armen lag. Sie schlug die Augen noch einmal kurz auf und starrte mich an. Ihr Blick verlor sich in meinem, bis sie ihre Augenlider wieder schloss. Alle waren wie erstarrt, aber Draken behielt zum Glück einen kühlen Kopf. Er gab mir eine Backpfeife, schrie die Leute an Yumi sofort ins Krankenhaus zu bringen. Außerdem sollte jemand dort anrufen und uns anmelden, es sei ein Notfall. Ich weiß nicht wieso, aber ich zerrte Chifuyu von ihr weg, befahl Baji auf ihn aufzupassen, nahm das mittlerweile schon kalte Mädchen in meine Arme, wobei sie laut aufschrie vor Schmerzen und trug sie zur Straße. Ich hielt das nächst beste Auto an, befahl ihm mich ins Krankenhaus zu fahren und war weg. Der Kerl zitterte am Steuer, er hatte Angst, dass konnte man spüren, aber er fuhr mich so schnell es ging ins nächste Krankenhaus. Dank Draken wussten die schon bescheid und erwarteten uns. Man nahm mir Yumi weg und brachte sie in die Notaufnahme. Eine Schwester kam kurze Zeit später zu mir und erklärte mir, das sie viele innere Verletzungen hat und sie jetzt operiert wird. Ich fragte sie, ob sie wieder gesund werden würde, aber das konnte sie mir nicht sagen. Kurze Zeit später kamen die Jungs. Alle fragten mich wie es Yumi geht, aber ich verließ das Krankenhaus ohne auch nur ein Wort zu sagen. Chifuyu schrie mich an, aber Draken hielt ihn zurück. Er drückte mir noch meine Motorradschlüssel in die Hand und sagte mir ich soll nichts dummes anstellen. Ich fuhr einfach drauf los. Wollte nichts hören, nichts spüren außer den Wind um mich herum und meine Maschine unter mir. Nach ein paar Stunden klingelte mein Telefon. Draken hatte mich versucht zu erreichen. Er schrieb außerdem eine SMS.

Mikey es gibt Neuigkeiten, du solltest wieder her kommen.

Fuck. Bitte sei nicht Tod! Das würde ich dir nie verzeihen! Ich zündete mein Bike und fuhr so schnell ich konnte zurück.

Yumi
Alles um mich herum fühlte sich so leicht an. Ich musste daran denken was passiert war. Mir hatte jemand ein Messer in den Rücken gerammt und dann bin ich ohnmächtig geworden. Sterbe ich jetzt? Dann könnte ich Mum wieder sehen. Ein Gefühl von Wärme breitete sich in meinem Körper aus, aber gerade als ich mich damit anfreunden wollte, dachte ich an den weinenden Fuyu der über mir hing und an Mochis Gesichtsausdruck. Seine schwarzen Augen sahen zwar im ersten Moment leer aus, aber ich konnte sehen wie es ihn schmerzte mich so zu sehen. Du wolltest auf mich warten ertönte wieder eine Stimme in meinem Kopf. Sie hatte recht. Es gab jemanden der mich suchen wird, wenn er entlassen wird und außerdem konnte ich diesen Haufen Vollidioten nicht allein lassen. Fuyu wäre sicherlich unfassbar traurig, wenn ich nicht aufwachen würde. Tut mir leid Mum, du musst noch ein wenig auf mich warten, wenn das okay ist.

Ein nervtötendes Piepen weckte mich. Es roch nach Desinfektionsmittel. Meine Augen öffnete ich nur leicht und schon blendete mich ein grelles Licht. Am liebsten hätte ich sie wieder zugemacht, aber da beugte sich schon jemand über mich. Smaragd grüne Augen strahlten mich an. Ich musste einfach lächeln. Meine Hand versuchte ich anzuheben, aber jede Bewegung schmerzte. Fuyu nahm meine Hand und mit der andere streichelte er mir über meine Wange.
"Du hast uns einen Riesen Schreck eingejagt weißt du das?" In seinen Augen sammelten sich wieder Tränen. Langsam hatte ich mich an das Licht gewöhnt und schaute mich um. Aber das Zimmer war leer, nur Fuyu saß auf meinem Bett.
"Die Jungs sind draußen und warten. Ich glaube einige sind eingeschlafen, aber sie haben sich alle große Sorgen um dich gemacht."
"Es tut mir leid" war das einzige was ich raus brachte. Mein bester Freund schüttelte mit dem Kopf.
"Es muss dir nichts leid tun." Er streichelte mir über meinen Handrücken.
"Aber ich war zu schwach Fuyu. Ich konnte euch nicht..." meinen Satz konnte ich gar nicht zu Ende reden, da unterbrach mich jemand. Draken kam zur Tür rein und hatte die anderen im Schlepptau.
"Was redest du da Yumi. Du hast mehr Kerle platt gemacht, als so manches Mitglied aus unserer Gang und dann hast du dich auch noch mit Osanai angelegt und sogar fast gewonnen, du solltest stolz auf dich sein." Er grinste mich frech an, während Fuyu das gar nicht lustig fand. Auch Baji kam zu mir.
"Du bist echt krass drauf. Hättest uns mal sagen können, was du alles auf dem Kasten hast. Könntest locker in Führungsmitglied bei uns werden, aber das nächste Mal, bereitest du uns nicht so einen Schrecken ja?" Fuyu schlug ihm auf den Hinterkopf. "Aua" maulte Baji ihn nur an.
"Du solltest dich schonen. Der Arzt hat gesagt, das die wichtigsten Organe verfehlt wurden, du aber trotzdem einige innere Verletzungen hast und zwei deiner Rippen sind gebrochen. Ich hab schon mit Frau Nakamura gesprochen, hab mir eine Ausrede einfallen lassen, sie hat dich erst einmal von der Schule abgemeldet. Du sollst wieder gesund werden. Ich glaub langsam ist sie es leid dich von der Schule abzumelden, aber das ist jetzt egal."
"Danke Leute." war alles was ich raus brachte, denn jeder Atemzug tat mir weh.
"Wir lassen dich dann mal schlafen. Ich komm dich aber jeden Tag besuchen. Also bis dann Yumi." Die anderen verabschiedeten sich auch von mir und erst jetzt fiel mir auf, das Mochi auch da war. Er stand in der hintersten Ecke und starrte mich an, aber er sagte kein Wort. Wieder trafen sich unsere Blicke und ich konnte seinen Schmerz spüren. Ich hatte ihnen wirklich viel Kummer bereitet. Als alle zur Tür raus waren, wollte Mochi als letzter auch gehen, aber ich hielt ihn auf.
"Mochi?" fragte ich leise und er drehte sich zu mir um.
"Als ich gesehen hab das dich dieser Osanai abstechen wollte, da sind mir die Sicherungen durchgebrannt. Tut mir leid das ich euch so einen Ärger gemacht hab, aber ich hätte es nicht ertragen, wenn einem von euch etwas passiert wäre." Plötzlich kam er zu mir ans Bett. Wut, Trauer und Verzweiflung standen ihm ins Gesicht geschrieben.
"Aber es ist okay das dir etwas passiert?" fragte er mich sauer. Ich schaute nur zur Seite. Er hatte ja irgendwie recht, aber in meinen Augen war ich entbehrlich. Er nahm mein Gesicht und drehte es wieder zu sich. Sein wundervoller Geruch stieg mir wieder in die Nase. Am liebsten hätte ich ihn bei mir behalten.
"Mach so etwas dummes nie wieder!" Mit diesen Worten drehte er sich um und ging. Es wurde ganz still im Zimmer und man hörte nur das piepen der Maschinen. Ich starrte zum Fenster und dachte darüber nach, was ich hätte anders machen können. Ich hab mir geschworen nicht schwach zu sein, aber dennoch hab ich heute verloren. Hätte ich ihm die Kehle direkt aufgeschlitzt dann... bei dem Gedanken lief mir ein Schauer über den Rücken. Hätte ich diesen Kerl wirklich getötet? Ich versuchte an etwas anderes zu denken und schlief dann irgendwann ein.

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Endlich hab ich es geschafft das neue Kapitel fertig zu schreiben. Ich hoffe es gefällt euch und ab jetzt gibt es wieder regelmäßig Updates <3

Broken Souls/ Mikey x OCTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang