Chapter 13

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Samstag kurz vor 10Uhr

Verdammt ich hab bestimmt irgendwas vergessen einzupacken. Wie wild rannte ich durch die Wohnung. Gleich würden die Jungs da sein, um mich abzuholen und ich wusste nicht, was ich alles einpacken sollte. Ein Handtuch, Sonnencreme, jede Menge Süßigkeiten und Klamotten flogen in die Tasche. Ich war so froh das Chifuyu gestern noch mit mir in die Stadt gefahren ist. Da ich noch nie an einem See oder in einem Schwimmbad war, hatte ich auch kein Bikini. Deshalb musste mein bester Freund gestern dran glauben und mit mir shoppen gehen. Nach langem hin und her, entschied ich mich für einen schlichten schwarzen Bikini. Damit fiel ich nicht so auf. An mir gab es eh nicht besonders viel zu sehen. Mit meinem B-Körbchen, hatte ich weder eine besonders große Oberweite, noch besaß ich einen großen Arsch. Aber sowas würde bei Kämpfen eh nur stören, deshalb war ich zufrieden mit meinem Körper.  Chifuyu fand den schwarzen Bikini etwas langweilig, aber er stimmte mir am Ende doch zu. Plötzlich hörte ich ein paar Motorräder vorfahren. Mist sie sind da. In dem Moment kam Fuyu zur Tür rein.
"Bist du fertig Yumi? Die Jungs sind grad gekommen."
"Gleich!" schrie ich und schnappte mir meinen Rucksack. Es standen echt einige Motorräder vorm Haus. Die meisten der Jungs kannte ich noch nicht, aber das war egal. "Da seid ihr ja endlich." rief ein Kerl mit knall Orangenen Haaren und einem breiten Lächeln auf dem Gesicht. Fuyu lief direkt zu Baji und stieg zu ihm aufs Bike. Verunsichert guckte ich ihn an. Und ich? Dachte ich direkt, da reichte mir schon jemand seine Hand.

"Du fährst bei mir mit, wenn das ok für dich ist." Mikey lächelte mich an. Er zog mich zu sich hoch und schon saß ich hinter ihm. Irgendwie war mir das unangenehm und doch überkam mich ein vertrautes Gefühl.
"Halt dich gut fest." sagte er und schon fuhren wir los. Ich zögerte erst, aber als ich fast runter fiel, schlang ich meine Arme doch um seine Hüften. Sein bezaubernder Duft ließ mich entspannen und so genoss ich die Fahrt zum See dann doch. Der Wind wehte durch meine schwarzen Haare. Es war heute wieder richtig warm, aber auf dem Motorrad war die Luft angenehm kühl. Ab und zu fuhr Baji direkt neben uns und Chifuyu grinste mich zufrieden an. Er wirkte wirklich glücklich.
Nach etwa 30Minuten kamen wir endlich an. Alle stellten ihre Bikes ab und schon rannten die ersten los. "Wer zu Letzt da ist gibt ne Runde Eis aus" rief jemand in die Menge. Jetzt waren alle angestachelt und keiner wollte verlieren. Sind Jungs immer so kindisch? Mikey und ich liefen entspannt hinterher und natürlich waren wir die letzten. Fuyu rief direkt "Yumi muss Eis für alle ausgeben." Und schon tobte die Menge. Zum Glück hatte ich genug Geld eingepackt. Am Kiosk konnte ich mich nicht entscheiden, also bestellte ich einfach ein paar verschiedene Eissorten und machte mich wieder auf den Weg zurück. Kaum angekommen, stürzte sich eine hungrige Meute auf mich. "Yumi ist die beste." "Danke Yumi." riefen sie wie wild durcheinander. Als sich alle eins genommen hatte, gab ich Mikey und Draken noch die letzten zwei. Sie waren die einzig vernünftigen, die sich nicht auf mich stürzten. Anscheinend hatte ich ein Eis zu wenig geholt, da für mich keins übrig blieb. Mikey hielt mir seins vor die Nase. "Du kannst meins haben, wenn du willst."
"Schon gut, ich hab genug Essen mit." schnell kramte ich in meiner Tasche und holte mir einen Lollipop raus. Genüsslich steckte ich ihn mir in den Mund und lächelte Mikey an. 
"Siehst du. Ich hab was viel besseres." Er fing nur an zu lachen.
"Als ob ein Lolli besser wäre als Eis."
"Na klar. Die mit Kirschgeschmack auf jeden fall." Es brach eine heftige Diskussion über Süßigkeiten aus, bei der keiner von uns beiden nachgeben wollte. Draken musste irgendwann eingreifen, sonst hätten wir uns wahrscheinlich die Köpfe eingeschlagen. Fuyu kam zu mir rüber und setzte sich neben mich. 
"Willst du dich nicht ausziehen Yumi, es ist doch mega warm und wir wollen gleich alle ins Wasser. Komm doch mit." 
"Ich weiß nicht. Ich glaub ich bleib erstmal hier. Geh ruhig schonmal rein." Keine Ahnung wie ich ihm erklären sollte, dass ich nicht schwimmen kann. Die würden sich bestimmt alle über mich lustig machen. Aber Fuyu hatte schon recht es war wirklich warm, also entschloss ich meine kurze Hose und mein langes oversized Shirt, dass ich mir noch übergezogen hatte auszuziehen. Schlau wie ich war, hatte ich meinen Bikini schon zu Hause angezogen, da ich nicht wusste, ob man sich hier umziehen konnte. Kaum hatte ich es aus, wurde es ruhig. Was war denn jetzt los? Hatten sie ein Gespenst gesehen? Als ich bemerkte, dass die meisten mich anstarrten, nahm ich sofort das Shirt und hielt es mir vor meinen Körper. "Oi Jungs, hört auf sie so anzustarren, das ist unhöflich!" schrie Mikey die anderen an. So große Brüste hatte ich nun wirklich nicht, dass die mich alle so anstarren mussten. Aber dann fiel es mir ein. Mein Körper war ja immer noch übersäht von blauen Flecken, die Verletzung in meinem Gesicht war zwar verheilt, aber trotzdem noch sichtbar und heute konnte man auch meine riesige Narbe am Bauch sehen. Kein Wunder das die mich alle anstarren. Tatsächlich hatte ich beim Bikini kaufen gar nicht groß darüber nachgedacht und Fuyu machte während unserer Shoppingtour auch keine Bemerkung. Aber er wusste ja auch wie schlimm ich aussah. Trotzdem wunderte es mich, dass er nichts zu meiner Narbe sagte. Er wollte mich bestimmt nicht in Verlegenheit bringen. Ein Kerl mit kurzen hellblauen Haaren kam zu mir. Er ist etwas größer als ich. "Mach dir nichts draus, die Jungs meinen es nicht böse, sie haben sich eben eher Sorgen gemacht. Ignorier sie einfach und lass uns heute einen schönen Tag haben. Ich bin übrigens Mitsuya und Kommandant der 2. Division, schön dich kennen zu lernen."
"Hi Mitsuya. Ich bin Yumi und es freut mich auch." Kaum hatte sich Mitsuya bei mir vorgestellt, standen schon die nächsten vor mir, um mich zu begrüßen. Das hatten die meisten anscheinend vor lauter Vorfreude auf den See vorhin vergessen. Aber so viele Namen konnte ich mir wirklich nicht merken. Nach dem Überfall der Jungs legte ich mich zurück auf mein Handtuch. Die Sonne schien so stark, dass ich beschloss mich erst einmal einzucremen. Gesagt getan fing ich an die weiße Flüssigkeit auf meinem Körper zu verteilen und einzumassieren. Ich hatte es fast geschafft, nur mein Rücken fehlte noch.
"Soll ich dir helfen?" fragte jemand neben mir. Es war Mikey der mich scheinbar beobachtet hatte.
"Danke." Ich hielt ihm die Flache vor die Nase und drehte mich so, dass ich mit dem Rücken zu ihm saß. Es wurde kurz kalt und ich bekam eine Gänsehaut. Als er seine Hand dann auf meine Haut legte, erstarrte ich unweigerlich.
"Ist alles ok? Ich kann auch Chifuyu rufen, dann kann er das machen."
"Geht schon, danke." Ich wusste nicht wieso, aber komischerweise machte es mir schon nach kurzer Zeit nichts mehr aus, von ihm berührt zu werden. Auch bei den anderen Jungs vorhin fühlte ich mich überhaupt nicht unwohl. Es war seltsam. Früher konnte mich niemand ausstehen. Selbst die Jungs fanden mich merkwürdig und hassten es, dass ich stärker war als sie. Aber jetzt hatte ich schon so viele neue Leute kennengelernt und scheinbar mochten mich alle. Was war bitte in der Zeit passiert als ich im Jugendknast saß? Bin ich in einer Parallelwelt gelandet? Hatte man den Leuten eine Gehirnwäsche verpasst? Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen.
"Ich bin fertig Yumi." sagte Mikey und hielt mir die Sonnencreme wieder vor die Nase.
"Oh ja. Danke." 
Die Stunden vergingen und alle amüsierten sich. Ich lag gemütlich auf meinem Handtuch und sonnte mich. Die Wärme der Sonnenstrahlen war unheimlich angenehm auf der Haut. Plötzlich hob mich jemand hoch. Jemand hatte mich über seine Schultern geworfen.
"So jetzt wird sich mal abgekühlt Yumi. Wir sind schließlich nicht nur zum Sonnen hier."
"Waaaass?" 
"Los Kenchi schmeiß sie ins Wasser." schrie Mikey vor uns. Der Riese hatte mich in seinen Fängen. Ich schlug ihm, so fest ich konnte, gegen den Rücken und zappelte wie wild, aber es brachte nichts.
"Draken lass mich sofort runter!" Keine Chance. Alle feuerten ihn wie wild an. Wir liefen auf einen kleinen Steg der ins Wasser führte. Hinter mir lief nun Mikey der mich zufrieden angrinste. Na wartet, wenn ich hier wieder raus komme könnt ihr was erleben. Draken blieb stehen. Mir wurde der Ernst der Lage bewusst und ich fing an zu schreien.
"Draken, lass mich runter ich kann nicht..." doch ich konnte meinen Satz nicht zu Ende sprechen, da flog ich schon mit viel Schwung ins Wasser. Scheiße. Und jetzt? Ich kann doch nicht schwimmen!

Das kalte Wasser umschloss meinen Körper. Alles zog sich zusammen. Instinktiv hatte ich meine Augen zusammen gekniffen, sodass ich nichts sehen konnte. Die Luft hielt ich an, aber bewegen konnte ich mich einfach nicht. Normalerweise sollte man doch versuchen wieder an die Oberfläche zu kommen, aber ich war wie erstarrt. Langsam trieb ich weiter nach unten. Es war komisch, aber ich hatte keine Angst, im Gegenteil es fühlte sich gut an. Wie sich das Wasser um meinen Körper legte und mich umhüllte, als wollte es mich beschützen. Das Rauschen in meinen Ohren klang friedlich. Ich hatte mir ertrinken immer viel schlimmer vorgestellt. Warum hatten die Menschen nur so viel Furcht davor? Langsam merkte ich wie meine Lungen nach Luft schrien, aber mein Kopf blendete den Drang zu Atmen aus. Ich wurde irgendwie müde und so gab ich mich dem Gefühl hin, einschlafen zu wollen. Die Luft entwich aus meinen Lungenflügeln, wodurch kleine Blasen entstanden. Gerade als ich das Bewusstsein verlieren wollte, spürte ich wie etwas an meiner Hand zerrte. Nein! Ich will noch hier bleiben, lasst mich einfach schlafen, dachte ich nur. Im selben Moment zog mich jemand aus dem Wasser. Es war laut und überhaupt nicht mehr so schön dunkel wie eben noch. Jemand rüttelte an mir herum und mehrere Stimmen riefen meinen Namen. Langsam kam ich wieder zu mir. Als ich die Augen öffnete, blickte ich in smaragdgrüne Augen. Eine Träne plumpste auf meine Wange. Es war Fuyu der über mich gebeugt war und er weinte. Wieso weinte er denn? Er riss mich nach oben und umarmte mich so fest er konnte. 
"Du hast mir eine Heiden Angst eingejagt weißt du das? Wieso hast du mir denn nicht gesagt, das du nicht schwimmen kannst du dumme Nuss!" Ich wusste immer noch nicht was gerade passiert war. Draken hatte mich ins Wasser geworfen und dann. Es war alles dunkel. Stimmt ich bin ertrunken und jemand hatte mich scheinbar gerettet. Ich schaute mich um und die ganze Mannschaft hatte sich um uns herum versammelt. Wie peinlich. Fuyu drückte mich von ihm weg und sah mir tief in die Augen. 
"Sorry Fuyu es war mir irgendwie unangenehm euch zu sagen, dass ich nicht schwimmen kann."
"Wenn Mikey nicht gewesen wäre, dann wärst du jetzt vielleicht Tod. Das nächste mal sagst du mir direkt, wenn du etwas nicht kannst. Kapiert?"
"Ja verstanden."
"Los Leute ihr müsst hier nicht alle rum stehen, lasst Yumi erstmal ihre Ruhe." Draken schickte den Haufen weg und setzte sich zu mir. 
"Man hätte ich gewusst, das du nicht schwimmen kannst, dann hätte ich dich doch nie ins Wasser geworfen. Ich hoffe du bist mir nicht sauer?"
Er sah bedrückt aus. Bestimmt machte er sich Vorwürfe.
"Schon ok Draken. Dich trifft keine Schuld, ich hätte es euch einfach früher sagen sollen." Er nickte nur und legte sich dann hin. Fuyu blieb dann fast die ganze Zeit an meiner Seite. Anscheinend wollte er nicht, das mir nochmal was passierte. Mir fiel jedoch auf das Baji uns die ganze Zeit beobachtete. Irgendwie gruselig. Der Tag am See neigte sich dem Ende und einige wollten noch was Essen gehen.
"Du kommst auch mit Yumi" legte Fuyu einfach so fest und ich hatte überhaupt kein Mitspracherecht. Ich ging mich noch umziehen, während alle anderen zusammenpackten. Schnell hatte ich mir meine schwarze Cargohose und mein graues Shirt angezogen. Nicht gerade passend um Essen zu gehen, aber immerhin besser als die kurze Hose die ich vorhin an hatte.

Mikey nahm mich wieder auf seinem Bike mit und schon kamen wir an einem kleinen Restaurant an. Alle gingen rein nur Mikey hielt mich am Arm fest. 
"Warte mal kurz" sagte er und sein Gesichtsausdruck konnte ich irgendwie nicht deuten. Aber seine schwarzen Augen sahen irgendwie traurig aus. 
"Was gibt's denn, ich hab echt Hunger und würd gern mit rein gehen."
"Du hast es nicht mal versucht oder?" Was war das denn für eine komische Frage? Was hatte ich nicht versucht? Irritiert sah ich ihn an.
"Was hab ich nicht versucht?"
"Heute am See. Du hast nicht mal versucht wieder nach oben zu kommen oder?"
Ich musste wieder an das Gefühl denken, dass ich hatte, als mich das Wasser nach unten zog. Mikey schaute mich immer noch emotionslos an. Sein Blick war kalt. Da war kein Lächeln, keine Traurigkeit oder Wut, er starrte mich einfach nur an. Ich zuckte mit den Achseln.
"Ich weiß nicht was du meinst." Gerade drehte ich mich um und wollte zu den anderen gehen, da zog er mich zurück. Jetzt sah er wütend aus. 
"Ich weiß nicht warum, aber mach das nie wieder. Hast du mich verstanden." seine Hand hatte er um mein Handgelenk gelegt und sein Griff wurde immer fester. 
"Ich weiß nicht was dich das angeht. Und jetzt lass mich los, sonst hast du gleich mein Knie in deiner Magengrube." Er machte mich echt sauer. 
"Hey, was macht ihr beiden denn da? Los kommt endlich rein, wir wollen bestellen." Draken unterbrach uns und endlich ließ mich der Sturkopf los. Wütend stiefelte ich zu den anderen. Was fällt dem eigentlich ein. Er weiß überhaupt nichts über mich, er hat kein Recht mir irgendetwas vorzuschreiben. 

Der restliche Abend verlief dann zum Glück harmonisch. Die Jungs brachten mich immer wieder zum Lachen und ich fühlte mich zum ersten mal richtig Wohl. Gern hätte ich sowas schon früher gehabt, vielleicht wäre dann ja alles anders gekommen. Nachdem alle aufgegessen hatten, verabschiedeten wir uns und jeder machte sich auf den Weg nach Hause. Fuyu fuhr schon mit Baji vor. Nur noch Mikey und ich standen jetzt vor dem Restaurant.

Broken Souls/ Mikey x OCWhere stories live. Discover now