Chapter 12

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Mir brummte der Schädel. Verdammt was war gestern noch passiert? Ich kann mich nur noch daran erinnern wie ich nach Hause lief und das Fuyu da war. Ich fasste mir an meinen Kopf. Wieder durchzogen meinen Körper heftige Schmerzen. Langsam öffnete ich meine Augen. Ich lag in meinem Bett, nur wusste ich nicht, wie ich hier her gekommen war. An meinem Kopf fühlte ich etwas merkwürdiges. Ein Verband? Hatte mein bester Freund mich gestern noch verarztet? Mist ich muss Ohnmächtig geworden sein, als ich Heim kam. Verwirrt schaute ich mich im Zimmer um. Mein Blick blieb auf dem Jungen hängen, der an meinem Bett saß und mit dem Kopf auf meiner Matratze lag und schlief. Fuyu? Ich rieb mir die Augen und schaute genauer hin. Blonde Haare, aber irgendwie waren die viel länger als Fuyu seine. Bis ich realisierte, dass da ein fremder an meinem Bett saß und schlief, wachte der Junge auch schon auf. Aus Reflex verpasste ich ihm eine gehörige Backpfeife. Das klatschen war so laut, das ich selbst davon zusammen zuckte. Schnell stand ich auf. Das war allerdings ein Fehler. Mein Körper wollte da nicht so mitmachen und schon lag ich auf dem Boden. Ich sah zu dem Jungen rüber und warf einfach wie wild Sachen auf ihn. Alles was mir in die Finger kam, flog gerade Wegs auf ihn zu. "Was hast du hier zu suchen! Verschwinde!" schrie ich ihn an. Als er seinen Kopf hob und mich ansah, machte es klick. "Mikey...?" stotterte ich fragend. In dem Moment kam Fuyu ins Zimmer gerannt. "Gott sei Dank du bist wach." Er stürzte sich auf mich und nahm mich in den Arm. "Du hast mir eine Heiden Angst eingejagt ,weißt du das?" Ein weiterer Kerl kam ins Zimmer. Das war doch der Typ dem ich den Auspuff geklaut hatte oder? 
"Ähm Fuyu, kannst du mir mal erklären, was hier los ist?" stammelte ich total benommen. Er sah mich mit weit aufgerissenen Augen an.
"Das sollte ich dich fragen Yumi. Als du gestern angelaufen kamst, bist du in Ohnmacht gefallen und du warst übersäht von Wunden. Mikey hat dich dann hier hoch getragen. Die Jungs und ich haben uns dann um deine Verletzungen gekümmert. Ich war krank vor Sorge!" Ich musste das ganze erstmal verarbeiten. Außerdem war es mir unangenehm wie mich alle anstarrten. 
"Sorry Fuyu ich wollte dir keine Umstände machen. Danke das ihr euch um mich gekümmert habt, aber das wäre nicht nötig gewesen." 
"Als ob." sagte der schwarzhaarige Kerl nur und schaute mich sauer an. 
"Was redest du denn da Yumi. Wären wir nicht gewesen, dann wäre vielleicht noch schlimmeres passiert."
"Es geht mir gut. Wirklich." Ich versuchte aufzustehen, aber mein Körper streikte. Fuyu fing mich auf.
"Von wegen es geht dir gut, hast du dich mal angeschaut?" Er setzte mich wieder aufs Bett. Mein Magen fing an zu knurren. 
"Ich hab Hunger, kannst du mir ein paar Waffeln machen?" mit meinem Hundeblick schaute ich ihn an. 
"Nur wenn du uns erzählst was passiert ist." er warf mir einen strengen Blick zu.
"Wenn es sein muss..." gab ich genervt zurück. Fuyu und der schwarzhaarige Kerl gingen in die Küche um mir Frühstück zu machen. Mikey blieb in der Tür angelehnt stehen. Sein abwesender Blick war seltsam. Als die anderen beiden zurück kamen, setzten sich die drei auf den Boden und schauten mich erwartungsvoll an. 
"Willst du mir nicht erstmal deine Freunde vorstellen Fuyu?" fragte ich ihn, während die erste Waffel in meinem Mund landete. Sie war so köstlich.
"Klar, das ist Baji und den Kerl hier kennst du ja bereits. Das ist Mikey unser Anführer." Beide nickend mir zu.
"Ich bin Yumi. Und wegen gestern, naja wie soll ich sagen, ich war eben arbeiten. Du hast mir versprochen mir zu vertrauen Fuyu, also frag einfach nicht weiter nach ok?" Eins meiner Videospiele flog direkt gegen die Wand.
"Spinnst du? Was soll das?" schrie ich Mikey an. Seine schwarzen Augen waren voller Wut.
"Verarsch uns nicht. Hast du dich mal angeguckt. Von wegen Arbeit, bei welcher Arbeit kommt ein Mädchen bitte Nachts so nach Hause hä?"
"Entschuldige Mister ich schlag keine Mädchen. Die geprellten Arme und mein verstauchtes Bein hab ich von dir, ist das klar! Nur weil da noch ein paar kleine Kratzer dazu kamen, musst du dich jetzt hier nicht so aufspielen." Es wurde ganz ruhig. Fuyu merkte es selbst, er hatte meine blauen Flecken schließlich erst begutachtet, als ich nach dem Treffen mit Mikey und Draken Heim kam. 
"Yumi. Wieso bist du mit den Verletzungen überhaupt raus gegangen, du solltest dich doch schonen."
Mikey sah mich immer noch verwundert an, so als wollte er nicht glauben, dass er daran mit Schuld hatte wie ich aussah.
"Ich brauch eben das Geld und nur weil Mister super Kick da drüben all meine Angriffe letztens pariert hat und ich mich dabei so verletzt hab, musste ich gestern angeschlagen zu meinem Kampf." 
"Kampf?" fragte Fuyu. Verdammt. Du dumme Nuss, ich wollte es ihm doch nicht sagen.
"Vergiss es ok. Du hast gesagt, du fragst nicht weiter nach, als ich letztens meinte ich geh arbeiten." Wieder hörte ich eine Krachen. Diesmal hatte Mikey gegen meine Wand geschlagen. Ein kleines Loch blieb an der Stelle zurück, an der seine Faust zuvor war.
"Ey spinnst du, du kannst hier doch nicht einfach mein Zimmer demolieren." eiskalt sah er mich an.
"Willst du uns etwas sagen, du verdienst dein Geld mit illegalen Kämpfen?" Wieder schauten mich alle an. Man warum musste ich gestern auch in deren Arme laufen. Genervt stopfte ich mir die nächste Waffel in den Mund. 
"Yumi antworte bitte." sagte der Blondschopf vor mir.
"Man Fuyu. Und wenn es so wäre, ist doch egal. Es ist meine Entscheidung und mein Körper. Mir egal wie ihr das findet, ich mach damit gutes Geld. Ende der Diskussion." 
"Und dafür sind wir die ganze Nacht hier geblieben." Baji stand auf und verließ das Zimmer. Chifuyu rannte ihm hinter her. "Warte Baji! Wo willst du hin?" Jetzt blieben nur noch ich und Mister super Wütend. 
"Wieso warst du überhaupt heute morgen in meinem Zimmer?" sauer schaute ich ihn an, während die nächste Waffel in meinem Mund landete. 
"Wenn es einem von uns schlecht geht kümmern wir uns um einander. Und Chifuyu war gestern in einer wirklich schlechte Verfassung, also wollten wir weder ihn, noch dich allein lassen. Er war hier eingeschlafen, da hab ich ihn in der Nacht ins Wohnzimmer getragen. Er sollte nicht die ganze Nacht auf deinem Fußboden im sitzen pennen. Danach wollte ich mich nur vergewissern, dass es dir gut geht und muss hier eingepennt sein. Da es dir heute scheinbar wieder blendend geht, können wir ja jetzt gehen." Gerade als er zur Tür heraus wollte, hielt ich in auf. "Warte." Mikey drehte sich um. "Ich bin zwar super schlecht darin, aber Danke. Ich meine nicht wegen mir, sondern dass ihr euch um Fuyu gekümmert habt. Er steigert sich manchmal etwas zu sehr in Sachen rein und kann schnell zu emotional werden." 
"Dafür musst du mir nicht danken, das ist selbstverständlich. Freunde machen sowas für einander." Seine Worte trafen mich. Nicht jeder hatte eben solche tollen Freunde. Ich wusste ja lange nicht einmal, wie man sich überhaupt in einer Freundschaft verhält. Ich starrte mein Essen an. Gedankenverloren murmelte ich vor mich hin "Muss schön sein solche Freunde zu haben..." Als ich merkte, was ich da sagte, versuchte ich es schnell zu überspielen. "Na dann, einen schönen Tag euch noch." Mit einem nicken verabschiedete er sich und ging. Ich hörte wie im Wohnzimmer geredet wurde und dann ging die Haustür auf und wieder zu. Kurz darauf kam Fuyu in mein Zimmer. 
"Deine Wunde am Kopf sah echt übel aus. Ich werde gleich mal den Verband wechseln ok?"
"Ja. Und die Waffeln sind wirklich lecker. Danke"
Fürsorglich wechselte er die Verbände und schaute sich dann die restlichen Wunden an. 
"Du solltest echt aufhören damit. Sowas ist nichts für ein Mäd.."
Wütend schaute ich ihn an und er hörte auf zu reden.
"Fuyu weißt du.." ich schaute in den Himmel. Die Sonne schien und es war keine einzige Wolke zu sehen. "Wenn ich im Ring stehe, dann fühle ich mich frei. Dann fühl ich mich lebendig. Ich weiß nicht genau wie ich es beschreiben soll, aber ich liebe es einfach. Auch wenn ich dabei verletzt werde, ich will damit nicht aufhören. Schon als ich klein war stand ich immer stärkeren Gegner gegenüber. Und jedes mal besiegte ich sie. Es gibt kein schöneres Gefühl, als zu gewinnen." Ich wusste nicht, ob er mich verstehen konnte, aber es fühlte sich irgendwie richtig an es ihm zu sagen. Er wuschelte mir durch mein Haar und grinste mich an. 
"Weißt du. Wir alle lieben es uns frei zu fühlen. Ich will, das du nächstes Wochenende was mit uns unternimmst ja?"
"Ich glaub das ist keine gute Idee. Deine Freunde mögen mich nicht besonders."
"Soll das ein Witz sein? Sie werden dich lieben. Du passt super zu uns. Und deinen verkorksten Essensgeschmack kannst du mit Mikey teilen." lautes lachen erklang. Fuyu fand das äußerst komisch. 
"Mein Geschmack ist ausgezeichnet. Du weißt einfach nur nicht was gut ist."

Den Rest des Tages blieb Fuyu bei mir. Es tat gut jemand um mich herum zu haben. Trotzdem war es nicht das gleiche, wie damals. Meine Mum hatte mich immer getröstet, wenn es mir schlecht ging. Ich bekam immer einen Lolli von ihr, wenn ich mich verletzt hatte oder wenn ich wieder einen Sieg geholt hatte im Dojo. Da fällt mir ein, ich sollte dem Sensei hier um die Ecke Bescheid geben, dass ich erstmal nicht kommen werde. Mich würde sowieso niemand beim Training vermissen. Irgendwann schlief ich ein. 

Chifuyu gab meiner Anwältin Bescheid, dass ich mir das Bein bei einem Sturz verletzt hatte und erstmal nicht zur Schule gehen konnte. Sie meldete mich die ganze Woche krank. Es war wie Urlaub. Die nächsten Tage verliefen ruhig. Die meiste Zeit zockte ich, Fuyu kam öfter mit Baji vorbei, was mich echt freute. Der schwarzhaarige war sogar netter als gedacht und seine Kochkünste waren auch in Ordnung. Es war schon lustig die zwei in der Küche zu beobachten, wie sie mir etwas zu Essen kochten. Am liebsten hätte ich die Zeit angehalten.

Eines Abends hörte ich ein Motorrad vorfahren. Ich hatte doch mit Fuyu geklärt, dass Baji ihn ein paar Blocks weiter abholen sollte. Sauer schaute ich aus dem Fenster, aber da stand kein Baji sondern ein Mikey. Ich hatte ihn noch nie zuvor bei Chifuyu zu Hause gesehen. Kurze Zeit später klingelte es an der Tür. Ich schlürfte gemütlich hin und machte wie selbstverständlich auf. "Ja?" fragte ich und schon sah ich in zwei schwarze paar Augen. "Mikey? Was willst du denn hier?"
"Kann ich rein kommen?" etwas verwirrt bat ich ihn rein und wir gingen in mein Zimmer.
"Was willst du denn hier? Sicher das du zu mir willst und nicht zu Chifuyu?"
Er drückte mir eine kleine Verpackung und ein paar Zettel in die Hand.
"Was ist das?" fragte ich, jetzt noch verwirrter als ich eh schon war.
"Mochis und deine Hausaufgaben aus der Schule. Ich dachte du hättest vielleicht Hunger." ganz selbstverständlich setzte er sich auf mein Bett.
"Ähm ja schon, aber wieso bringst du mir denn so spät noch Mochis vorbei? Und seid wann gehst du in meine Klasse?"
"Ich bin nicht so oft in der Schule und das Essen hab ich dir einfach so mitgebracht. War in der Gegend und wollte sehen wie es dir geht."
"Hat Fuyu dir gesagt, dass du das machen sollst? Ich brauch euer Mitleid nicht."
Er ging gar nicht darauf ein und sah sich jetzt in meinem Zimmer um. 
"Könntest du das mal sein lassen? Du machst mich ganz verrückt."
"Oi wo hast du eigentlich gelernt so zu kämpfen?" fragte er und legte sich einmal quer auf mein Bett. Ich gab es auf. Der Junge war ein hoffnungsloser Fall. Ich setzte mich auf den Boden und fing an meine Mochis zu essen. 
"Hab als kleines Kind angefangen mit dem Kampfsport. Fand das einfach spannender, als irgendwelchen Mädchenkram." Ich schwebte auf Wolke sieben. Diese Mochis waren der Wahnsinn.
"Wo hast du die her. Die sind einfach super lecker."
"Ja oder?! Ich kenn da einen kleinen Laden, da hol ich die immer."
"Willst du auch eins haben?" ich hielt ihm die kleine Schachtel vor die Nase.
"Wirklich? Aber die sind für dich."
"Klar. Wenn du mir schon extra welche vorbei bringst, dann kann ich auch mit dir teilen. Aber das mit Kirschgeschmack ist meins."
"Okay." er grinste und nahm sich das mit Schokogeschmack raus. Wir schwiegen uns eine Weile an, bis Mikey das Foto meiner Mum in die Hand nahm.
"Ist das deine Mutter?"
"Mh..." ich wollte nur ungern darüber reden.
"Chifuyu sagte du seist allein, ist sie gestorben?" er hatte das Bild immer noch in der Hand und begutachtete jedes Detail.
"Ja, aber das ist schon eine Weile her. Ich will nicht darüber reden ok."
"Weißt du, ich hab auch nur noch meinen Großvater und meine Schwester, aber meine Freunde geben mir Halt und sind wie meine Familie." Er stellte das Bild wieder zurück auf meine Kommode. Ich stopfte mir gerade den letzten Mochi in den Mund, da sah er mich an. Ich könnte schwören, dass mich diese schwarzen Augen irgendwann verschlingen werden. Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, bis Mikey das Wort ergriff.
"Ab heute gehörst du zur Familie Yumi. Am Wochenende wollen wir an den See fahren und danach was spachteln gehen. Wir holen dich Samstag gegen zehn Uhr ab." er stand auf und wollte gerade gehen. "Ich versteh nicht ganz. Ihr seid nicht sauer auf mich? Ihr hasst mich nicht oder findet mich merkwürdig?" fragte ich und stellte mich ihm in den Weg.
"Wieso sollten wir dich hassen? Dazu haben wir doch gar keinen Grund."
Er legte seine Hand auf meine Schulter. Sofort wurde ich starr. Doch als mir sein Duft in die Nase stieg entspannte sich mein Körper. "Du bist Chifuyus beste Freundin, hat er zu mindestens erzählt., also bist du auch unsere Freundin. Wir sehen uns dann Samstag." Er öffnete die Tür und wollte gerade gehen, da hielt ich ihn fest. "Warte kurz..." ich sah bestimmt aus wie der letzte Spinner, aber ich konnte nicht anders als mich vor ihn zu stellen und nochmal an ihm zu riechen. "Was wird das wenn es fertig ist?" fragte Mikey.
"Oh äh sorry, aber du riechst ja wirklich wie ein Mochi. Das musste ich nur schnell überprüfen." Er fing laut an zu lachen. "Weißt du, das du das auch schon gesagt hast, als ich dich bewusstlos in dein Bett getragen hab." 
"Was? Nie im Leben. Das musst du dir eingebildete haben." mit einem Schlag in die Niere verabschiedete ich mich von ihm. Er fuhr wieder Heim und ich legte mich in mein Bett. Es roch tatsächlich nach ihm.


Broken Souls/ Mikey x OCWhere stories live. Discover now