Etwas stimmt nicht.

5 2 0
                                    

Ich gebe also vor, mit ihm zu fliehen und wir rennen zwischen den Kisten und Maschinen, scheinbar Deckung suchend vom Kampf weg. Wir sollen schließlich Rückendeckung liefern. Und nicht im Weg sein. Jetzt gilt es, Kaz auszuschalten, bevor Finnick ankommt. Als wir außer Sichtweite sind, halte ich also abrupt an und drehe mich mit ausgefahrenen Armklingen zu Kaz um. Das Überraschungsmoment auf meiner Seite wähnend, will ich auf ihn losgehen, doch er steht schon bereit und pariert. Ich habe keine Zeit, mich zu wundern, denn er greift mich ohne Umschweife mit voller Wucht an. Etwas stimmt nicht. Wusste Kaz irgendwie, dass ich ihn angreifen werde?

„Was tust du da?", blaffe ich Kaz durch das Mikrofon an. Vielleicht gibt es noch irgendeinen Weg, meine Tarnung aufrechtzuerhalten. Es als Missverständnis hinzustellen. Die Klingen klirren, Tritte fliegen und Staub wirbelt um uns herum. Kaz lacht.

„Nur weil du nichts bemerkst, hältst du alle anderen für genauso dumm. Unfassbar", raunt er und hebt sein Bein für einen Tritt in Richtung meiner Brust, dem ich ausweiche. Ich greife eins der Laken, mit denen die Maschinen abgedeckt sind und werfe es Kaz entgegen, als er auf mich zuspringt. Er verheddert sich darin und braucht eine Sekunde zu lange, um sich zu befreien. Wie so oft in Kämpfen mit dem simulierten Kaz konzentriere ich mich auf seine Beine, um seine Balance zu stören und trete, durch die Mechanik des Anzugs verstärkt, gegen sein rechtes Knie. Er stöhnt auf, hat sich jedoch wieder befreit und holt zum Gegenangriff aus. Mich unter einem Hieb wegduckend und in seine Deckung eindringend, lande ich einen Treffer mit dem Messer.

Da Kaz sich aber bereits wegdreht, ist es lediglich ein Kratzer an seinem linken Bein entlang. Während ich außer Reichweite rolle und ausweiche, scanne ich die Umgebung. Immer wieder blitzen kämpfende Gestalten und ihre Waffen zwischen den Gegenständen im Raum auf, aber kein Finnick. Ich behaupte mich zwar gut gegen Kaz, doch Finnick müsste allmählich ankommen. Wenn Kaz Bescheid gewusst hat, wussten die Meister dann auch Bescheid? Und die anderen? Odo, Leandra? Das kann ich mir nicht vorstellen. Sie können nicht alle so ihre Rollen gespielt haben. Aber warum sollte Kaz eine Information wie diese für sich behalten? Oder tut er jetzt wissend, um mich zu verunsichern?

Die Fragen jagen einander so in meinem Kopf, wie meine Schläge, Tritte und Klingenhiebe Kaz jagen. Mehrere leichte Treffer lande ich bei ihm, bevor er mich hart am Arm erwischt. Der Schnitt ist tief, aber ich kann den Arm noch bewegen. Gut. Den Schmerz als Fokus auf das Hier und Jetzt nutzend, weiche ich dem nächsten Hieb so knapp aus, dass Kaz endlich die Balance verliert und werfe mich auf ihn, um ihn am Boden festzunageln. Ich werde ihn nicht einfach so fesseln können, davor muss er wenigstens so schwer verletzt sein, dass er sich nicht mehr wehren kann.

Ich ziehe also ein Jagdmesser aus meinem Gürtel und will es ihm in den Oberarm rammen, gleite jedoch ab, was ihm Gelegenheit verschafft, mich abzuwerfen und mir so hart gegen den Oberschenkel zu treten, dass er kurz taub wird. Ohne Umschweife lasse ich mein Messer in die Richtung seines linken Beins schnellen und füge ihm einen tiefen Schnitt in der Kniekehle zu. Das Bein gibt nach und er flucht. Meinen Oberschenkel wieder spürend, springe ich auf und nutze seine Schwäche. Ich kratze noch einmal all meine Kraft, Wut und auch Verzweiflung zusammen und verwickle ihn in ein Handgemenge. Als er meinen verletzten Arm ergreift und verdreht, schieße ich ihm mit der Handschuhpistole in den rechten Fuß.

Jetzt kann selbst Kaz sich nicht mehr auf den Beinen halten. Was nicht heißt, dass er nicht gefährlich ist. Ich habe den Messerkampf in eine Schießerei verwandelt und er zieht mit. Ich gehe hinter einer Maschine in Deckung und ergreife ein dickes Brett, das mir als dürftiger Schutzschild dient, während ich wieder auf Kaz losgehe. Selbst am Boden liegen bewegt sich Kaz noch schnell und geschmeidig, doch ich habe mitgezählt. Die Munition in seiner Handschuhpistole reicht für genau einen Schuss. Seine Hand schnellt zu der Pistole in seinem Stiefelschaft, doch ich schieße, bevor er sie erreicht. Die Zielübungen heute haben sich scheinbar gelohnt, denn ich treffe seine Hand so, dass sein Zeige- und Ringfinger zerschmettert werden, dann ramme ich ihm das Brett in meinen Händen mit voller Wucht gegen den Kopf.

Trotz Anzugmaske ist der Aufprall hart und Kaz schlägt mit dem Schädel auf dem Boden auf. Erneut pinne ich ihn fest, dieses Mal hat er jedoch nur eine Hand, um sich zu wehren. Ich zücke erneut das Messer, um den verbliebenen funktionsfähigen Arm unschädlich zu machen, als Kaz Brustkorb kontrahiert. Durch die Lautsprecher meiner Maske höre ich, dass er lacht. Ich versetze ihm einen Faustschlag gegen den immer noch maskierten Schädel, damit er aufhört und er verstummt. Dann tut er etwas unerwartet Dummes und öffnet seine Maske.

„Bist du-" bescheuert, will ich ihn eigentlich fragen, doch ich stocke. Das Messer fällt mir aus der Hand, weil mein Geist zu beschäftigt ist, zu begreifen, was ich sehe, um sich um die Funktionen meiner Hand zu kümmern.

SchattentänzerOù les histoires vivent. Découvrez maintenant