27 | gentleman

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and i break down, then he's pullin' me in
in a world of boys, he's a gentleman

🅱︎🆁🅸🅳🅶🅴🆃'🆂 🆁🅴🅶🅴🅻🅽
#27: Keine Panik.
Du bist nicht auf der Titanic.

BRIDGET

Ich wackelte in meinen Laufschuhen mit den Zehen. Coach Winters sah mich auf der Seitenlinie beunruhigt an. Die kalte, regnerische Luft erfüllte meine Nase und zum ersten Mal fühlte ich mich wieder wie ein Mensch. Ich hatte vor dem Training mehr Zeit mit Grahams ehemaligem Stressball verbracht, als ich zugeben wollte, aber der Aufwand hatte sich gelohnt. Greer starrte mich von der Seitenlinie mit einem Blick nieder, der alles und jeden in seiner Bahn zerstörte. Aber zum ersten Mal interessierte es mich nicht.

Eine Gänsehaut prickelte auf meinen Beinen, während ich mich dehnte. Ich spürte die Neugier der anderen auf mir. Graham, Charlie, Coach Winters. Sie alle sahen zu mir, zu den Kopfhörern in meinen Ohren. Die anderen sahen auf meinen Bauch. Kennedy hatte zwar den ersten Schritt gemacht und mit Brandon gesprochen, aber ihre Eltern musste sie noch damit konfrontieren, dass sie das Kind behalten und ihr Leben so leben wollte, wie es ihr passte. Und dann gab es noch den Rest der Welt mit dem sie sich befassen musste. Ich wollte sie zu nichts drängen, also ignorierte ich die Aufmerksamkeit auf mir.

Adrenalin wusch durch meine Adern. Ich fühlte mich wieder lebendig. Ich spürte die Energie in meinem Körper und die kleinen Snacks, die Graham mir während den Pausen gebracht hatte. Cracker, Zwieback, Proteinriegel. Sie waren in meinem Magen geblieben, selbst wenn dieser leicht schmerzte. Ich hatte war in letzter Zeit nicht sonderlich erfolgreich mit meiner Ernährung gewesen, aber wenn kleine, regelmäßige Snacks die Lösung waren, konnte ich damit leben.

„Du musst nicht-..."

„Ich werde heute mitmachen", unterbrach ich Coach Winters. Ich hatte mit ihr nie effektiv darüber gesprochen, dass ich schwanger – oder eben nicht schwanger – war. Ich hatte bei ihr dasselbe getan wie beim Rest der Welt, aber ich hatte dabei meine Ziele vergessen. Ich hatte mir vor langer Zeit Olympia gewünscht. Einen Marathon, einen Sprint, egal was. Als kleines Kind hatte ich davon geträumt, dann hatte ich die Motivation verloren. Ich war eine Läuferin gewesen, aber nur für meine Freunde.

Und dann hatte ich versagt.

Ich hatte erneut angefangen zu laufen, um den Lärm in meinem Kopf zu stillen und es hatte funktioniert. Die gescheiterte Konfrontationstherapie von Dad würde mich nicht noch weiter aus dem Konzept bringen. Graham hatte mir Selbsthilfe-Bücher gekauft. Er hatte die Diskussion über meine Therapie schön öfter aufgebracht, und ich hatte sein Rugby-Eltern-Dilemma bereits öfter erwähnt, aber wir drehten uns im Kreis und wir mussten ausbrechen. Graham war darin offensichtlich fähiger als ich, denn ich wusste noch nicht, wie ich ihm helfen sollte. Aber ich würde mir etwas einfallen lassen, denn das war es, was gute Freunde taten. Vielleicht sogar beste Freunde.

„Bridget. Ich meine es ernst. Es wird noch viele Meisterschaften geben-..."

„Vielleicht nicht."

Ich hatte an meinem eigenen Leib mitbekommen, dass das nicht wahr war. Ich hatte gesehen, wie meinen Freundinnen das Leben genommen wurde, während ich ins Büro der Direktorin gerannt war, um Hilfe zu kontaktieren, da die Handys jeden Morgen eingesammelt und weggesperrt wurden.

„Bridget. Du bist in einer ernsten Situation-..."

„Bin ich nicht."

Coach Winters stemmte ihre Hände in die Hüften. „Sei vernünftig."

„Das versuche ich gerade." Ich hatte keine Ahnung, was ich war und wo ich in meinem Leben stand, aber ich hatte es satt, mein Leben auf Autopilot zu führen. Das war der erste gute Tag seit Wochen. Vielleicht würde der einzig gute Tag für den Rest dieses Jahres sein. Ich konnte ihn nicht wie Sand durch meine Finger rieseln lassen. Ich musste mich daran erinnern, was der Unterschied zu den sonstigen Horror-Tagen war und wieso ich überhaupt für sie kämpfte.

Breaking Bridget's Rules [LAUFEND]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt