Breaking Bridget's Rules [LAUFEND]

15 | patriarchy

fuck the patriarchy

🅱︎🆁🅸🅳🅶🅴🆃'🆂 🆁🅴🅶🅴🅻🅽
#15: Sei nutzlos.
Dann kann dich nämlich niemand ausnutzen.

BRIDGET

Wenn ich es mir recht überlegte, war es vermutlich eine große Kunst meinerseits, aus kleinen Problemen Katastrophen schaffen zu können. Denn so konnte man dieses Familienessen bezeichnen: als eine Katastrophe. Oder war es vielleicht gar nicht so schlimm und ich bildete es mir nur ein? Vielleicht waren es aber auch nur die Nachwirkungen meines Gesprächs mit Graham und der Therapie, denn beides hatte mich genug aufgewühlt, als dass sich in mir ein Schalter umgelegt hatte.

Ich hatte mir nämlich vorgenommen, hier in Aeddale eine neue Bridget zu sein. Und wo war sie nun? Ich verbrachte jeden Tag in meinem Zimmer oder in der Schule und ich weinte mir die Seele aus dem Leib – zurecht, aber das war nicht der Punkt. Ich hatte mir vorgenommen, einen Neustart zu wagen und jetzt war alles eine Mischung aus meinem früheren Ich geworden: Ich war wieder das ängstliche, weinende Mädchen, das sich nicht traute, in die große, weite Welt zu treten. Und ich hörte wieder darauf, was Dad zu sagen hatte, obwohl ich ihn eigentlich ein für alle Mal aus meinem Leben gestrichen hatte, nachdem er umgekehrt dasselbe getan hatte. Und damit war ich endgültig fertig.

Dad lebte mit seiner neuen Familie in seiner riesigen Villa – Brandon war da die Ausnahme – und Mom und mich hatte er in sein Poolhaus abgeschoben, um sich nicht mit uns beschäftigen zu müssen, obwohl das genau sein Job war. Naja, immerhin hatte er uns nicht in sein Hundehaus gesteckt, aber mein Punkt war, dass er all das getan hatte und trotzdem hörten Mom und ich noch auf ihn und wir taten, was er von uns wollte und wie er es wollte. Wir saßen hier an seinem Esstisch, in seinem Haus, mit seiner Familie, weil er es sich wünschte. Ich hatte kein Problem mit Brandon, denn ich liebte meinen Bruder, selbst wenn er der nervigste Mensch auf diesem Planeten war. Bei Deirdre, Dads neuer Frau und ihrer Tochter war ich mir noch nicht sicher, was ich von ihnen halten sollte. Denn welche Mutter taufte ihre Tochter schon Dee, als wäre das nicht ihr persönlicher Spitzname?

„Du könntest mit Dee einmal ein Spiel von Brandon anschauen, Bridget", schlug Dad plakativ vor, während Deirdre ihm ein Bier holte. Aus dem Kühlschrank hinter ihm. Gott, konnte er nicht einfach selbst aufstehen?

„Ich könnte." Aber ich würde es niemals tun, denn obwohl Dee bisher nur nett zu mir gewesen war, bedeutete es, dass all ihre dreizehnjährigen Freundinnen mitkommen würden und dann ein Gekreische veranstalten würden, sobald sie einen hübschen Kerl sahen. Und es handelte sich um Rugby. War es da nicht die halbe Miete, wunderschön zu sein?

„Das ist eine wundervolle Idee", mischte sich Deirdre ein. Sie sah begeistert zu Dee, denn im Gegensatz zu Dad lag es ihr tatsächlich am Herzen, dass sich die Kinder, die irgendetwas mit Dad zu tun hatten, vertrugen. Vermutlich waren diese wöchentlichen Abendessen sogar ihre Idee gewesen und ich hasste es, denn dadurch fiel es mir tatsächlich schwer, Deirdre zu hassen. Sie war eine großartige Frau und sie zog Dee mit aller Liebe auf, die sie auf diesem Planeten finden konnte. So, wie es Mom bei mir tat. Oder so, wie Dad es niemals tun könnte.

„Ich denke nicht, dass Bridget schon bereit dafür ist." Mom warf mir einen besorgten Blick zu, aber ich tat so, als hätte ich es nicht bemerkt. Ich wusste nicht, wie viel sie von meiner Therapie oder meinen Albträumen mitbekam, aber ich hoffte, dass es nicht sonderlich viel war, denn ich konnte mir nicht vorstellen, dass es gut für ihre eigene geistige Gesundheit gewesen wäre, wenn sie sehen würde, wie schlecht es mir tatsächlich ging.

„Oh, natürlich, tut mir leid-...", setzte Deirdre an, doch Dad unterbrach sie, indem er abwinkte.

„Natürlich ist sie bereit! Dafür geht sie doch zur Therapie, Delaney!" Jepp, mein Dad hatte eine Schwäche für Frauen mit dem Anfangsbuchstaben D. Vielleicht, weil das so gut zu seinen besten Charakterzügen passte. Dekadenz, Dogmatismus und Dilettanz. Nein, das war keine Übertreibung.