11.2 - immer mehr erfahren

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«Wollen wir mit dem Lernen beginnen?» Fragte ich, als die Stille zwischen uns seltsam wurde

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«Wollen wir mit dem Lernen beginnen?» Fragte ich, als die Stille zwischen uns seltsam wurde.

Nikolai nickte abwesend, bevor er seine Hand zurücknahm und damit sein Tablet entsperrte. «Natürlich. Womit genau möchtest du anfangen?»

Ich warf einen Blick auf den Stundenplan, den ich ausgedruckt hatte. «Wie wäre es mit Herz-Kreislauf?» Schlug ich vor. Nikolai tippte daraufhin auf seinem Tablet und öffnete das entsprechende Skript. «Ja, das klingt gut.»

Die nächsten zwei Stunden schafften wir es, konzentriert über den Uni Stoff zu sprechen und ich war erstaunt darüber, wie gut Nikolai im Erklären von Dingen war. Wahrscheinlich war diese Lerneinheit mit ihm hilfreicher als die eigentliche Vorlesung, denn waren wir mal ehrlich: die meisten Dozenten waren nicht gerade zu Pädagogen geboren und hatten nur ein begrenztes Talent darin, ihre Inhalte interessant und verständlich zu vermitteln.

Nikolai schaffte es bereits jetzt, mit die Verbindungen zwischen den Vorlesungen zur Physiologie und denen zur Histologie und Anatomie zu erklären, sodass alles einen Sinn zu ergeben schien. Verdammt, er hatte sogar extra eine kurze Zusammenfassung erstellt, die er mir noch schicken wollte. Er war wirklich durch und durch perfekt!

Irgendwann schweiften wir jedoch vom Thema ab. Wir hatten uns gerade über kardiovaskuläre Risikofaktoren unterhalten und Übergewicht war einer davon. «Als kleines Kind war ich total pummelig.» Erzählte Nikolai und lachte dabei. «Immer wenn meine Freunde mich zuhause besuchen kommen, holt Leticia die alten Alben hervor und zeigt ihnen, dass ich mit einem Jahr gefühlt keinen Hals hatte.»

Ungläubig starrte ich ihn an. Die Vorstellung, dass er nicht schon immer athletisch und durchtrainiert war, ging mir nicht in den Kopf, auch wenn es natürlich klar war, dass sein Körper als Baby ein anderer gewesen war.

«Schau nicht so!» Er grinste und schnipste mir gegen die Wange. «Du kannst es ruhig glauben. Ich war das dickste Baby, das vermutlich je existiert hat. Warte, ich zeige dir ein Foto.» Er kramte sein Handy hervor und suchte einen Moment, bevor er mir ein Bild zeigte, auf dem unleugbar seine braunen Augen in die Kamera schauten. Sein Mund war verzogen, als würde er gleich zu schreien beginnen und er hatte tatsächlich keinen Hals.

«Also normalerweise finde ich ja alle Babys süss, aber ich weiss nicht, ob du nicht eine Ausnahme bist.» Lachte ich. Er täuschte kurz vor beleidigt zu sein, bevor er auch in Gelächter ausbrach. «Ja, das kann ich dir nicht verübeln. Jetzt solltest du mir im Gegenzug aber auch dringend ein Kinderfoto von dir zeigen.»

Wahrscheinlich wurde ich gerade wieder rot und ich kam nicht umhin, mich zu fragen, ob das auf Dauer so gesund war. Vielleicht sollte ich mich ja zu meiner eigenen Sicherheit von Nikolai fernhalten?

«Na gut, aber mach dich gefasst, ich war als Kind wirklich niedlich!» Ich suchte ein Bild heraus, auf dem ich in einem süssen weissen Kleidchen auf der Stufe vor einer Kirche sass. Meine blonden Haare waren gerade so lang, dass man ein kleines Zöpfchen damit formen konnte. Das Bild war auf der Taufe meiner kleinen Schwester entstanden und als Kleinkind war meine Nase noch nicht so gross, dass sie mein ganzes Gesicht ruinierte.

immer nur duWhere stories live. Discover now