Kapitel 23

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,,Ich würde sagen, im Allgemeinen habe die Aufgabe gut gemeistert. Ich habe mich in Schmetterlinge, Panther, Hunde, Katzen und allerlei Vögel verwandelt und Professor Snyde wirkte am Ende sehr zufrieden. Glaube ich..."
Ich sitze in auf meinem Bett in dem schönen Zimmer, Wednesday hört meiner Unterhaltung interessiert zu.
,,Glaubst du?" ,,Ja, ich meine ... Er hat nichts dazu gesagt." ,,Verstehe." Mehr sagt sie nicht dazu. Wir sitzen eine kurze Weile da und wissen nicht, was wir sagen sollen, dann steht Wednesday auf und meint:
,, Ich glaube, ich schreibe wieder an meinem Roman weiter-"
,,Nein!" sage ich sofort und würde mich am liebsten dafür backpfeifen. Wednesday dreht sich wieder zu mir um und hebt die Augenbrauen.
,,Nein, bitte, ähm ... können wir bitte noch etwas mehr Zeit ähm ... miteinander ver- verbringen?" Nachdem ich das gesagt habe, meide ich ihren Blick. Am liebsten würde ich drei Runden um die ganze Schule sprinten oder irgendetwas machen, aber nicht so ruhig dasitzen wie ich es jetzt tue.
Hitze steigt in mir auf, ich fühle mich wie ein brodelnder Vulkan. Wednesday ist ruhig wie ein Stein, sodass ich die Vögel draußen hören kann. Oder eher verwandelte Vögel.
,,Ich denke," beginnt Wednesday langsam und zögerlich, ,,dass wir theoretisch etwas unternehmen könnten."
,,Ja?" Ich lächele sie überglücklich an und sie nickt langsam. ,,Danke!"

Wir spazieren durch den Wald, in dem ich meine Prüfung hatte. Die Baumkronen hoch über uns wogen im Wind, der uns, viele Meter weit weg am Boden, leider verwehrt bleibt. Wednesday hat wirklich zugestimmt. Ein Glück. Wieder wird mir unendlich warm. Ich ziehe meinen Pullover auf und sofort spüre ich die angenehme Brise auf der Haut, die aber leider nicht die Hitze vertreiben kann. Wednesday hat mich mit einem  undeutbaren Blick dabei beobachtet. ,,Mir ist warm ..." erkläre ich deshalb.
,,Du bist auch ganz schön rot im Gesicht," meint sie schlicht und lächelt, während sie wieder nach vorne sieht. Rot?! Verdammt- Wednesday unterbricht meine Gedanken: ,,Vielleicht hast du ja einen Sonnenbrand ..."
Ich sehe zum Boden, weil mir jetzt noch wärmer wird, und schweige. Wir laufen weiter, aber mein Gefühl wird nicht schwächer und ich sehe wieder auf. Ganz kurz, glaube ich, treffen sich unsere Blicke.
,,Ich finde, dass dir rot gut steht." Ernsthaft?! ,,Wednes-" ,,Was denn?" Sie lächelt in sich hinein. Es ist ein spezielles Lächeln, es ist irgendwie ... heiß. Vielleicht ... nur vielleicht kann es ja wirklich zwischen uns funktionieren.

Dann ist da eine Erinnerung. Ich bin an meinem Schreibtisch in Nevermore. Ich höre mich selbst flüstern, Wednesday sei nicht gefährlich. Augenblicklich ist ein silbernes Messer an meinem Hals und schneidet ein Stückchen hinein. Wednesday zischt mir ins Ohr. Ich blute. ,,Wednesday ist zu gefährlich für dich!" ruft Bianca.

Meine Hand schnellt zu meinem Hals. Eine feine Narbe zieht sich darüber. Wednesday schaut mich an, weil ich mich so plötzlich bewegt habe. Als sie meine Narbe sieht, zieht sich einer ihrer Mundwinkel ein Stückchen nach oben.
,,Woran denkst du gerade?" fragt sie ruhig. ,,Woran denkst du gerade?" kontere ich. Wednesday schweigt kurz.

,,An meine Eltern. Sie ... wollten immer, dass ich zur Nevermore komme und jetzt bin ich hier." ,,Wieso bist du eigentlich mit mir hergekommen?" ,,Um meinen Eltern eins auszuwischen und Weems aus dem Weg gehen zu können. Damit ich Enid nicht zuhören muss, wie sie von Ajax schwärmt und Xavier nicht immer dabei beobachte, wie er mich begehrernd anstarrt." Sie zögert und atmet tief durch. Sie meidet meinen Blick. ,,Warum so beschämt?" frage ich vorsichtig. ,,Ich habe mich gerade im Prinzip geöffnet und als schwach hingestellt - wie machst du das?" ,,Was? Wie mache ich was denn? Ich mache gar nichts."

,,Egal. Vergiss es." Sie starrt geradeaus, während ich sie weiter beobachte. Sie ist wirklich schön. ,,Wieso beobachtest du mich so?" Ich muss plötzlich lachen und wende den Blick von ihr ab. Sie sieht mich verwirrt an. ,,Was...?" ,,Entschuldigung. Ich finde dich witzig - woah-" Wednesday hat mich an den nächstbesten Baum gedrückt. ,,Hast du mich gerade als lachhaft bezeichnet?" ,,Bei Gott, nein! Wednesday, ich - es tut mir leid. So war das nicht gemeint. Ich meinte..." Dann fällt mir auf, dass ich gar nicht weiß, was ich meine. Doch. Du hast gelacht, weil du dich selbst ausgelacht hast. Wie kannst du in dieses dunkle, sarkastische Mädchen verknallt sein?
,,Nun?" meint Wednesday auffordernd und lässt mich vom Baum frei. ,,Ich ähm..." Oh shit. Lass dir was einfallen. ,,Also... ich glaube, ich fand nicht dich lustig, sondern dass wir beide... Naja. Verstehst du?" ,,Dass wir irgendwie funktionieren, meinst du? Tun wir das denn?" ,,Naja, noch fühle ich mich relativ lebendig, also... Ja?" ,,Vielleicht..."

Wir haben beide beschlossen, zu schweigen. Nach einiger Zeit gehen wir wieder zurück zur Schule, denn die Freistunde ist gleich vorbei.


 Nach einiger Zeit gehen wir wieder zurück zur Schule, denn die Freistunde ist gleich vorbei

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"I see black" - Wednesday × fem. ReaderOù les histoires vivent. Découvrez maintenant