Kapitel 10

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Des Rest des gestrigen Tages habe ich mich von Wednesday ferngehalten. Um ehrlich zu sein, habe ich nun ein neues Bild von ihr und verstehe jetzt auch, warum es hieß, dass Enid ja auch überlebt hat.

Am nächsten Morgen bin ich wieder früh aufgestanden, um noch vor Wednesday das Zimmer zu verlassen und in den Wald zu gehen. Die einzige Sache war, dass niemand in Wednesdays Bett war. Oder im Zmmer. Ich bin allein aufgewacht uund habe das Zimmer allein verlassen.

Nun bin ich auf dem Weg zum Wald. Es ist kurz nach 7 Uhr, die Sonne geht gerade auf, bisher erhellt sich bloß der Himmel. Ich wandere gedankenlos durch den Wald und höre den Vögeln zu, die ihr erstes Morgenlied anstimmen.

Als ich auf einem Hügel ankomme und in den Himmel blicke, sehe ich rosafarbene Wolken auf lavendelfarbenem Grund. Die Sonne geht auf. Ich suche neugierig den Himmel ab, dann sehe die Sonne: Der orangerot leuchtende Feuerball tränkt langsam den Himmel in feuerroter Farbe. Fast sieht es so aus, als wäre über mir ein Lavasee. Ich bin zur perfekten Zeit gekommen.

Eine Weile stehe ich da und beobachte, wie die Sonne langsam aufgeht. Eine warme Brise weht durch die Baumkronen und zerzaust mir die Haare. Ich setze mich auf den grasigen Waldboden und entspanne mich. Hoffentlich wird wenigstens dieser Tag gut.
Während der Himmel hellblau wird und der Wald zum Leben erwacht, denke ich über viele Dinge nach, vor allem über Wednesday. Mir fällt auf, dass ich scheinbar an nichts anderes denken kann, als an sie. Wednesday erfüllt meine Gedanken.

Frustration und Unbehagen erfüllen meinen Geist. Ich weiß nicht, was mit mir los ist. Warum fühle ich mich so zu dem Mädchen hingezogen? Wieso kenne ich mich selbst nicht mehr? Ich habe zu viele wichtige, unbeantwortete Fragen.
Ich lasse mich voller Frust nach hinten fallen, jetzt liege ich in dem weichen Gras. Keineswegs mindert das meine Emotionen, wie könnte es auch? Ich fühle nichts als unendliche Frust und Verwirrung. Alles an mir fängt an zu kribbeln, ich weiß instinktiv, was es bedeutet. Keine zwei Sekunden liege ich als Wolf im Gras. Aus tiefster Kehle knurre ich. Emotionen! Ich werde Gefühle verabscheuen.
Ein Schatten erscheint über mir und ich verwandele mich wiederwillig zurück. ,,Was ist los?“ frage ich unfreundlich. ,,Ich wusste, dass ich dich hier finde... Hmm, hatte Bianca Recht?“ ,,Womit?“ ,,Wednesday ist gefährlich.“ ,,Woher willst du das überhaupt wissen?“ ,,Dein Kratzer am Hals. Der war vor ein paar Tagen noch nicht da.“ ,,Ach ja? Wieso interessiert es dich überhaupt?“ Enid ignoriert die Frage. ,,Wednesday hat das getan, oder?“ ,,Wednesday würde mir nie was tun!“ Enid setzt sich neben mich. ,,Du nimmst sie echt in Schutz, merkst du das überhaupt?“ ,,Und was soll das bedeuten?“ ,,Keine Ahnung. Es fällt nur auf. Dieses Mädchen hat kaum Freunde, die sie so sehr in Schutz nehmen würden. ,,Wir sind keine Freunde und ich nehme sie auch nicht in Schutz!“ ,,Das sehe ich aber ganz anders.“ ,,Inwiefern meinst du das?“ ,,Hmm... Ich will ja keine voreiligen Schlüsse ziehen, aber auf mich machst du den Eindruck, dass du Wednesday als eine gute Freundin siehst.“ ,,Ich weiß fast nichts über sie“, seufze ich. Auf einmal bin ich todmüde. ,,Ich kann dir alles erzählen, was ich weiß. Also...“
Enid erzählt mir unglaublich viel. Wednesdays Familie, ihre Kindheit, Vorlieben und Abneigungen. ,,Danke,“ sage ich am Ende.
,,Kein Problem. Vielleicht passiert ja jetzt etwas mehr zwischen euch.“ ,,Was meinst du damit?“ ,,Ach nichts...“ ,,Ich denke nicht, dass das nichts ist... Woher wusstest du überhaupt von Bianca?“ ,,Meine Augen und Ohren sind überall.“

Am frühen Mittag kehre ich zurück, immernoch Enids seltsame Worte im Kopf. Sie meint doch nicht etwa... Nein! Ich mag Wednesday, aber ich liebe sie doch nicht!

,,Y/n. Da bist du ja. Ich habe mich schon gefragt, wo du bist.“ begrüßt Wednesday mich, als ich wieder im Zimmer bin. ,,Ich war im Wald spazieren.“ ,,Du bist ziemlich oft im Wald, findest du nicht auch?“ Ihre Fragen klingen beiläufig, aber mich interessiert, woher sie das weiß, das ich oft im Wald bin. ,,Woher weißt du das?“ ,,Gut geraten. Was machst du da?“ ,,Nichts besonderes. Spazieren. Entspannen.“ Oder es zumindest versuchen...
,,Ich verstehe...“ Unbehaglich wende ich mich ab und mache mich ans Zeichnen. Wednesday ist unglaublich geheimnisvoll.

"I see black" - Wednesday × fem. ReaderWhere stories live. Discover now