Kapitel 30

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°Ich vertraue euch blind°

°Sarana P.O.V°

Seit gefühlten Stunden starre ich auf den selben Fleck an der Wand, auf den Fleck in dem nach wie vor das Projektil aus Rans Waffe steckt.
Das Projektil was so nah neben uns eingeschlagen ist.
Das Projektil was Sanzu und mich in die Realität zurückgeholt hat.

"Wieder fähig zu arbeiten?", Manjiro mustert mich, "Dich scheint sein Tod nicht grade zu belasten", murmele ich und sehe immer noch auf das Projektil.

"Du verlierst jeden Tag ein bisschen mehr Menschlichkeit. Ich erinnere mich nicht mal mehr an dein lachen, an deinen Charakter", monoton rede ich mit ihm, "Damals warst du so ein Lebensfroher Mensch, was ist aus dir geworden?", mein Blick wandert nun zu ihm.

"Wohin bringt dich Lebensfreude? Wohin bringt dich Menschlichkeit?", er öffnet die Haustüre, nur um dann zu verschwinden.

Ich schüttele den Kopf, dieser Mann wird an sich selber zerbrechen.

Ich spüre mein Handy vibrieren, ich will nicht reden, mir egal wer es ist.

Als es aber auch nach gefühlten Stunden nicht aufhört hebe ich es an, unbekannt.

"Hallo?", ich halte es mir ans Ohr und bin wirklich auf alles vorbereitet.

Außer auf diese Stimme.
Seine Stimme.
Es ist Jahre her das ich sie das letzte mal gehört habe.

Eine Gänsehaut überzieht meinen ganzen Körper, aber es ist eine angenehme Art.

"Wo bist du?", frage ich mit einer leicht zitternden Stimme, ich spüre Tränen in den Augen, Tränen der Freude, der Erleichterung.

"Ich bin in einer Stunde da!".

Schnell stecke ich das Handy ein und stürme ins Büro wo Ran und Rindou grade in einem Meeting sind, aber das ist mir egal!

"Was ist los?!", erschrocken über meine verwischte Schminke und den stürmischen eintritt steht Rindou sofort auf, "E-Er ist wieder zurück", meine Stimme zittert immer noch, vor ungläubigkeit das ich ihn gleich wieder in meinen Armen, in meinem Leben habe.

"Wer ist zurück? Sarana was ist los?", nun steht auch Ran auf, sie ignorieren den Kunden komplett.

"Er hat mich grade angerufen, er ist am Flughafen, er ist her gekommen!", aufgeregt umarme ich Ran fest, "Sarana! WER?!", Ran hebt mein Kinn an.

"Izana ist wieder da".

°°°

Ungeduldig wippe ich mit meinem Bein auf und ab während ich an der Zigarette ziehe, die Menschen machen einen Bogen um mich, sie haben Angst, Respekt.

Ich sehe mich alle zwei Sekunden um ob ich ihn sehe, nichts.
Er wird mich nicht versetzen.
Er ist doch nur für mich hier oder?

Ich lehne an meinem Geländewagen und bin so nervös wie schon lange nicht mehr.
Er hat mir immer versprochen zurück zu kommen.
Er hat immer gesagt die Zeit wird kommen.

Ich entdecke in der Menge diese Augen.
Diese Orchidee Farbenen Augen.
Diese hängenden Ohrringe.
Diese weißen Haare.

Ich schnippse die Zigarette weg.
Ich renne.
Ich renne zu ihm.

Ich springe ihm einfach in die Arme.
Ich weine.
Ich weine vor Freude.

"Alles ist gut, ich bin ja da", er hebt mich hoch und drückt mich fest an sich, "Gott Izana ich dachte ich sehe dich nie wieder", murmele ich gegen seinen Hals.

"Ich habe dir versprochen ich komme zurück", lacht er und setzt mich wieder auf den Beinen ab, "Du bist so erwachsen geworden", er mustert mich von oben bis unten, "Wo warst du all die Jahre?", ich wische mir die Tränen weg.

"Lass uns nachhause dann reden wir", lächelt er während wir zu meinem Auto laufen.

"Izana", ich bleibe stehen, "Zuhause, das gibt es nicht mehr", er dreht sich zu mir um, "Was meinst du? Lass uns zu Mikey und Emma", ich beiße mir auf die Lippe, "Steig ein, ich glaube ich muss dir einiges erzählen"

°°°

Geschockt sitzt er vor mir, das Glas was grade noch in seiner Hand war liegt nun zerbrochen am Boden.
Seine Augen sind voller Emotionen, voller Tränen.
Er starrt mich einfach nur an.
Dann starrt er die Haitani Brüder an.
Dann wieder mich.

"Was habt ihr getan?", es ist nur ein Flüstern, aber es sagt so viel.

Was haben wir getan.

"Wo ist Mikey?", er sieht mich an, "Ich weiß es nicht, ich will es auch nicht wissen", gebe ich ehrlicher Weise zu, er schüttelt den Kopf.

"Sag so etwas nicht, er ist dein Bruder, ich bin dein Bruder", er rauft sich die weißen Haare, "Woher hast du meine Nummer?", versuche ich das Thema zu wechseln, "Sarana, wenn ich was wissen will finde ich immer meine Antwort. Ich wollte wissen wo du bist also hab ich meine Antwort bekommen", er versucht zu lächeln, es ist ein versuch, aber dieser ist ernst gemeint.

"Hast du vor zu bleiben?", Ran sieht ihn an, Izanas Blick wandert zu mir, er nickt.

"Ich kann sie nicht noch einmal allein lassen, was soll denn dann passieren?".

"Was ist noch passiert?", Izana mustert mich, innerlich weiß ich das er wissen möchte wo Shinichiro ist.
"Baji ist tot", sage ich und schließe die Augen, er zieht scharf die Luft ein.

Die Haustür öffnet und schließt sich.

Eine unangenehme Stimmung breitet sich aus.
Izana erhebt sich.
Sie stehen sich gegenüber.

"Mikey", er geht auf ihn zu, "Was willst du hier?", unfreundlich mustert Manjiro Izana, "Ich hab euch versprochen ich komme wieder", Izana bleibt stehen, "Wäre nicht nötig gewesen", Manjiro lässt ihn einfach stehen und geht nach oben.

"Izana?", ich stehe auf, "Mhm?", er wendet sich mir zu, "Es gibt da noch was", nervös beiße ich auf meine Lippe, "Was denn noch?", er hebt eine Braue.

Ich spüre die Blicke der Brüder in meinem Rücken, sie wissen was ich vorhabe, sie sind bereit sich verteidigend vor mich zu stellen.

Denn ich bezweifle das Izana das gleich so gelassen aufnimmt.

"Es geht um Shinichiro", beginne ich, "Wo ist er eigentlich? Ist wenigstens er noch normal?", mach es mir doch noch schwerer.

"Izana", ich schließe die Augen, "Er ist vor zehn Jahren gestorben, es war ein Unfall! Wirklich!", ich sehe ihn vorsichtig an, "Unfall?", seine Stimme zittert.

Er wird blass.
Seine hellen Augen sind trüb.

"Unfall? Wohl eher Mord", ertönt nun auch Manjiors Stimme wieder, "Was soll das denn heißen?", wendet sich Rindou nun an ihn, "Was stimmt mit deiner Persönlichkeit nicht? In einem Moment zeigst du verständnis und dann fällst du ihr so in den Rücken?".

"Was soll das heißen!", Izana packt meine Schultern, Tränen laufen über sein Gesicht.

"SARANA REDE!", ich zucke zusammen, ich habe damit nicht gerechnet.

"Ich wusste nicht das er plötzlich da steht, das er überhaupt da ist. Izana ich schwöre dir, ich hatte keine Ahnung. Ich war in Panik, ich war doch allein und sie waren zu viert!", nun weine auch ich wieder.

"Unsere ganze Familie ist tot?", Izanas Griff wird lockerer, nein, er stützt sich an mir.

Sein Blick wandert wieder zu meinen Augen.
Er schweigt, aber diese Tränen sprechen so vieles aus.

"Sarana, ich hätte dich nie verlassen dürfen. Bitte verzeih mir!"

Fall For You (Bonten FF)Where stories live. Discover now