Kapitel 22

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In den nächsten Wochen verlor ich mit Will fast die Nerven. Schwer zu sagen, ob er mich wie eine Puppe oder wie eine Todkranke behandelte. Er ließ mich keine schweren Sachen tragen oder anstrengende Arbeit verrichten. Am liebsten hätte er auch, dass ich meinen Café-Job aufgab: Viel zu stressig! Am Samstag machte ich ihm eine deutlich Ansage, dass ich weder auf seine überfürsorgliche Hilfe angewiesen war noch meinen Job aufgeben würde. Seitdem schien er sich etwas beruhigt zu haben.
Und nach einem Gespräch mit meiner Mutter, schien auch er etwas entspannter mit meiner Schwangerschaft umzugehen. Ich hatte mittlerweile akzeptiert, dass ich ein Baby erwartete und mehr noch, ich freute mich richtig darauf. Komisch, wie die Hormone alles regeln.

Meine Mutter war über die Nachricht so erfreut, dass sie eine kleine Feier bei sich zuhause gab, zu der Felix, Jace und Dina auch kamen. Fynn schaute zwar missmutig drein, als die beiden gemeinsam auf dem Sofa Platz nahmen und Jace Dina einen Kuss gab. Aber er hielt sich zurück. Die Stimmung meiner Mutter wurde nur durch Fynn's Kommentar gedrückt, dass sie „jetzt Großmutter werde." Sie verzog das Gesicht und schüttelte sich, während Felix vor Lachen fast vom Sessel kippte. Jedenfalls für die anderen wurde es auch noch ein feucht-fröhlicher Abend. Während ich mich mit Apfelsaft begnügte, drehten Will und Felix gegen Mitternacht die Musik auf und wir feierten gemeinsam die baldige Ankunft eines neuen Rudelmitglieds.
Als wir uns auf den Weg nach Hause machten, musste ich Will stützen. Er hatte etwas zu tief ins Glas geschaut und wankte gefährlich, als ich ihn schließlich durch unsere Haustür schob und die Treppe hochmanövrierte. Dort ließ er sich angezogen auf's Bett fallen und stütze sich mit den Unterarmen auf.
„Hey Baby, komm her.", nuschelte er und ich ging lachend auf ihn zu. Will war lustig, wenn er betrunknen war und anhänglich. Er setzte sich auf, umfasste meinen Hintern mit beiden Händen und zog mich zu sich heran.
„Lass mal sehen.", sagte er und steckte seinen Kopf unter mein T-Shirt.
Dann küsste er meinen Bauch. Ich kicherte und hielt mich an seinen Schultern fest. Will küsste sich immer weiter meinen Bauch herunter und machte Anstalten meine Shorts auszuziehen. Ich stieg aus meiner Hose heraus und sah in herausfordernd an. Will's Augen wurden größer und ein schiefes Grinsen trat auf sein Gesicht. Dann umfasste er mein rechtes Knie und stellte es auf die Bettkante, sodass ich nun nackt und geöffnet vor ihm stand. Wieder küsste er meinen Bauch und wanderte quälend langsam tiefer. Dann verschwand sein Mund, nur um sofort die Innenseite meines rechten Oberschenkels hochzuwandern. Jetzt gleich - meine innere Wölfin tobte und ich würde gleich anfangen zu betteln.
„Was möchtest du, Baby?", fragte mich Will lachend. Ich stöhnte und öffnete meine Augen.
„Jetzt mach!", forderte ich mit zusammengebissenen Zähnen. War das sein Ernst? Er wollte mich zappeln lassen.
„Was soll ich machen?", säuselte er weiter.
„Bitte, Will!", jammerte ich. Mein Herz schlug schnell und mein Atem war flacher geworden.
Und dann senkte Will endlich seinen Mund auf meine empfindsamste Stelle und ich warf den Kopf zurück. Er verwöhnte mich, bis ich beide Hände in sein Haar krallte und eine Welle der Zufriedenheit und des Glücks über mir hereinbrach. Will grinste und ich grinste zurück.
„Und jetzt du, Baby.", versprach ich ihm und ging vor ihm auf die Knie.

Am nächsten Morgen wachte ich zufrieden und ausgeruht auf. Die Sonne schien mir durch die hellen Vorhänge ins Gesicht und durch das geöffnete Fenster wehte eine leichte Brise. Ich schloss die Augen und lächelte. Es war perfekt. Will's Handy vibrierte und ein paar Minuten später hörte ich ein Scheppern aus der Küche. Will neben mir stöhnte. Er musste einen ziemlichen Kater haben. Ich lachte leise und stand auf. Nachdem ich mir ein hellgraues Stoffkleid übergeworfen hatte und meine Haare zu einem hohen Zopf zusammengebunden hatte, schloss ich leise die Schlafzimmertür hinter mir und lief die Treppe runter in die Küche. Dort lehnte, wie vermutet, bereits Felix an der Theke und schlürfte einen Becher Kaffee. Wie gemein - den Kaffee vermisste ich wirklich.
„Hallo Sonnenschein", begrüßte er mich.
„Das würde ich ja gerne zurückgeben, aber du siehst echt schrecklich aus", gab ich zurück und verzog das Gesicht.
Felix war augenscheinlich auch noch nicht ausgenüchtert. Seine Haare standen in alle Richtungen ab und er hatte tiefe Schatten unter den Augen. Er streckte mir die Zunge raus und griff nach der Kaffeekanne.
„Soll ich dir auch einen Kaffee einschenken? Ach warte - du darfst ja nicht.", witzelte er. Ich verdrehte die Augen.
„Was machst du so früh schon hier?", fragte ich ihn.
„Es gibt wichtige Sachen zu besprechen. Es gab eine auffällige Bewegung an der südlichen Grenze und ich denke.."
„Felix!", unterbrach ihn Will, „gibst du mir bitte einen Kaffee?"
Will war die Treppe heruntergekommen und stand nun nur in kurzer Jogginghose und seinem Handy in der Hand in der Küchentür. Felix räusperte sich kurz und reichte ihm dann eine Tasse.
„Warte, was für Bewegungen?", fragte ich ihn, während meine Augen hungrig Will's festen Bauch hinunterwanderten.
Aber Felix winkte nur kurz ab und sagte dann an Will gewandt: „Kannst du dir nichts anziehen? Nicht jeder schmachtet dich so an wie June." Wie bitte? Ich boxte ihn auf die Schulter und sah zu Will. Täuschte ich mich oder huschte ein kurzes Anzeichen von Anspannung über sein Gesicht? Ich zog die Augen-braunen zusammen.
„Alles in Ordnung?", fragte ich ihn.
„Ja, alles gut. Mach dir keine Sorgen", sagte er, strich mir über die Wange und gab mir einen schnellen Kuss. Felix machte ein würgendes Geräusch, aber Will ignorierte ihn.
„Wir sehen uns heute Abend, ich muss mich jetzt wirklich um ein paar Rudelangelegenheiten kümmern."
„Aber wir müssen gleich..."
„June. Ich kann das Rudel nicht ständig deinetwegen vernachlässigen.", sagte Will unwirsch und ich zuckte kurz zurück. Er schloss die Augen und rieb sich über die Stirn.
„Tut mir leid, ich erkläre es dir später." Mit diesen Worten nickte er Felix zu und die beiden verschwanden im Arbeitszimmer.

Grey on GoldWhere stories live. Discover now