Kapitel 12

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Der Rest der Woche blieb ereignislos und trotz dessen, dass die Siedlung so klein war, lief ich ihm nicht noch einmal über den Weg. Am Freitagnachmittag verabredete ich mich mit Dina zum Essen. Wir fuhren in die nächstgelegene Pizzeria und gönnten uns eine wohlverdiente Pause vor dem Freitagabend.

„Keine Sorge", lachte Dina, als sie sich gerade das letzte Stück ihrer Pizza in den Mund schob, „dieser Freitagabend wird nicht so anstrengend wie letztes Mal. Kurz vor Vollmond ist es einfach immer am schlimmsten."
Ich nickte zustimmend. „Ich hatte gehofft, dieses Mal etwas früher nach Hause zu kommen. Freitags läuft immer so eine gute Serie im Fernsehen!", schwärmte ich und dachte an meine liebste TrueCrime-Sendung. Dina sah mich schräg an.
„Du bist so alt.", stellte sie auf einmal fest.
„Wie bitte?!", ich sah sie empört an, wusste aber worauf sie hinauswollte. „Keine Sorge, ich kenne Netflix", witzelte ich und streckte ihr die Zunge raus.
„Göttin sei Dank!", rief sie und lachte. „Dann müssen wir auf jeden Fall gemeinsam diese neue Liebesserie gucken!" Ihre Augen wurden schmachtend. „Ich LIEBE Bridgerton!"
Ich verdrehte die Augen. Natürlich liebte Dina diese historische Schamotte, wir lebten schließlich in einer. Nur, dass wir nicht so schöne Kleider anhatten.

Auf dem Rückweg zum Café konnte ich schließlich nicht länger an mich halten. „Was war neulich im Café los?", fragte ich sie. Dina wurde etwas blass.
„Ach, nicht so wichtig", wich sie mir aus.
„Ist alles in Ordnung?", besorgt hielt ich sie am Arm fest und blieb stehen. Ihre grünen Kulleraugen füllten sich mit Tränen.
„Ich.. also Jace..der Rat", nervös sah sie sich um. Schließlich holte sie tief Luft. „Ivanna erwartet, dass Jace demnächst Welpen bekommt."
„Ivanna?", fragte ich.
„Die Mutter von Jace. Sie meint, es sei wichtig zu unruhigen Zeiten Stärke und Stabilität zu vermitteln."
Ungläubig schüttelte ich den Kopf. „Du bist 17 Jahre alt, Dina.", stellte ich fest. „Niemand kann dich dazu zwingen."
„Aber was, wenn beim nächsten Mond das Band mit Jacke entsteht? Und ich... es wäre ein passender Mond." Sie sah mich ängstlich an.
„Hör mir gut zu", ich nahm sie an beiden Schultern und sah ihr in die Augen. „Ich werde nicht zulassen, dass dir Jace gegen deinen Willen zu nahe kommt."
Wie ich das anstellten würde, musste ich mir noch überlegen. „Es muss nicht so sein, du kannst selbst entscheiden mit wem du..", ich zögerte kurz „Welpen bekommst."
Dina schniefte. „Aber er ist der Omega. Es wäre eine Ehre für meine Familie. Und außerdem sind wir schon ein Paar." Bei dem letzten Satz klang sie wie ein bockiges Kind.
„Es geht nicht um Ehre der Familie, sondern...", sagte ich und hielt kurz inne. Doch eigentlich schon, auch bei uns ging es früher nur darum sich standesgemäß zu verpaaren und zu binden. Gefühle waren in der Regel außen vor. „... es geht um dein Leben, Dina. Es ist allein deines und du trägst die Verantwortung dafür. Ihr habt noch kein Band geschlossen, es ist also noch möglich leicht von dem Zug abzuspringen."
„Das würde Jace mir nie verzeihen.", murmelte sie. „Das Rudel würde es mir nie verzeihen."
„Was meinst du damit?", fragte ich sie. Als würde sie einen eigenen inneren Konflikt führen, wurde ihre Miene plötzlich entschlossen.
„Ich muss es einfach tun. Es ist der Willen der Höherrangigen und des Rates." Sie lächelte mich entschuldigend an. „Und ich kann meine Familie und Jace nicht so enttäuschen."
„Warte, wie meinst du das? Der Alph...", ein lautes Hupen lies mich zusammenfahren und unterbrach meine Frage. Ein schwarzer Geländewagen hielt neben uns an und ließ die Fensterscheibe runter. Hinter dem Steuer saß Jace und lehnte lässig einen Arm aus dem Fenster.
„Hey Baby, hüpf rein!", rief er Dina zu und lächelte mich an.
„Hey, wo wollen wir hin? Ich muss doch arbeiten!", gab Dina zurück, aber machte sich sofort auf den Weg zum Beifahrersitz.
„Ich hab mit deiner Tante Eleanor gesprochen, deine Schicht fällt aus." An mich gewandt fügte er hinzu: „June, soweit ich weiß ist das Café heute Abend geschlossen. Soll ich dich auch mit in die Siedlung nehmen?" Ich holte schnell mein Handy aus der Tasche und checkte meine Nachrichten. Tatsächlich hatte Eleanor dreimal versucht mich zu erreichen.
„Danke, Jace. Aber ich mache bei dem Wetter lieber noch einen Spaziergang", gab ich zurück. Keine 10 Pferde bekamen mich zu dem Welpenzüchter auf die Rückbank. „Aber danke für das Angebot", fügte ich noch schnell hinzu, bevor Jace den Wagen startete und davonfuhr.

Grey on GoldWhere stories live. Discover now