Kapitel 10

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Als ich am nächsten Morgen die Augen aufschlug, waren meine Gedanken sofort bei Will. Ich hatte noch nie solche Gefühle gehabt. Sie waren stark und unbändig. Sie machten mir Angst. Ich schüttelte den Kopf und sah auf den Wecker neben meinem Bett. Es war fast Mittag. Ich sprang unter die Dusche und zog mir frische Sachen an. Es war heiß draußen und ich wollte eine Runde im See schwimmen. Dieses Mal nahm ich aber vorsichtshalber einen Bikini mit.
„Mum? Ich gehe nochmal spazieren!", rief ich, als ich die Treppen nach unten lief und schon halb aus der Tür raus war, als mich meine Mutter zurückhielt: „June! Moment, Eleanor...- Ich habe gerade mit William gesprochen. Er hat deinen Rucksack gefunden und war so lieb ihn mitzunehmen. Du kannst ihn bei ihm abholen. - Ja, Eleanor, ich bin wieder dran."
Mit einem Finger zeigte sie mir, dass die telefonierte und nicht gestört werden wollte.
Super, dann werde ich mein altes Handy wohl nicht wieder sehen und nie wieder im Leben eine WhatsApp schreiben. Und.. Scheiße - mein Tagebuch war in dem Rucksack. Ich holte tief Luft und lehnte mich kurz mit dem Rücken an die Tür. Den Rest des Nachmittages haderte ich mit mir und schob die Entscheidung meinen Rucksack abzuholen, vor mir her. Ich schaute einen Film, hörte aber nicht richtig zu. Ich versuchte eine Einheit Yoga, konnte aber keine Entspannung finden. Meine Gedanken sprangen immer wieder zu William, unserem Kuss und dem Tagebuch.
„Göttin, June, reiß dich zusammen", murmelte ich schließlich zu mir selbst und trat endlich vor die Haustür.
Ich bin eine erwachsene Frau. Ich kann meine Sachen einfach abholen und wieder gehen, so einfach ist das. Ich nickte mir selbst ermutigend zu und machte mich auf dem Weg zum Alphahaus. Dabei fiel mir auf, dass ich bis dato noch gar nicht wusste, wo sich dieses befand. Normalerweise war es ein prunkvolles, großes Gebäude. Aber die Häuser in der Siedlung waren bis auf das Rudelhaus alle gleich groß. Ich lief an den Hütten vorbei und hielt immer wieder meine Nase in die Luft, um das richtige Haus zu finden. Ganz hinten an dem Waldrand schlug mir der bekannte Duft entgegen, der mein Herz sofort höher schlagen lies. Das musste es sein. Es war sehr bescheiden, aber doch etwas größer, als unser Haus. Als ich die Veranda betrat, wurde mir bereits die Tür geöffnet. Ein älterer Mann trat heraus und musterte mich von oben bis unten und hob prüfend eine Augenbraue. Es war das Ratsmitglied, dass mir den Schwur abgenommen hatte. Aus Respekt senkte ich den Kopf und sah auf den Boden.
„Guten Abend, Miss Haven", sagte der Mann und reichte mir seine Hand entgegen. Ich ergriff sie und schaute ihm zum ersten Mal richtig ins Gesicht. Eine riesige Narbe zog sich von seinem linken Auge über die Nase bis über die rechte Wange. Eine typische Kampfwunde, die in Wolfsgestalt erlitten wurde. „Ich bin Mr. Thomas", stellte sich der Mann vor und ich stellte fest, dass ich bisher stumm geblieben war.
„Guten Abend, Mr. Thomas", sagte ich und blickte hinein in das Alphahaus. „Ich wollte nicht stören, ich.. ähm.. suche nur meine Tasche."
„Bitte, bitte" schnalzte Mr. Thomas mit der Zunge und trat zur Seite.
Ich nickte ihm zu und betrat den Flur, während Mr. Thomas die Haustür schloss. Okay, vielleicht hatte ich ja soviel Glück, dass ich einfach meine Tasche hier fand und direkt wieder gehen konnte?
„June."
Nein, hatte ich nicht. Die Stimme kam von oben. Ich sah hoch und sah William auf der obersten Treppenstufe stehen. Er sah verärgert aus.
„Hallo, ich.. meine Mum meinte..meine Tasche?", stammelte ich. Super, jetzt denkt er auch noch ich wäre nicht nur feige, sondern auch noch schwer von Begriff. Ich räusperte mich: „Ich will meine Tasche abholen", sagte ich laut und sah ihm fest in die Augen. Huschte da ein Ausdruck von Enttäuschung über sein Gesicht?
„Natürlich, die Tasche liegt auf der Küchenzeile." Mit einer Kopfbewegung deutete er nach rechts und ich ging links an der Treppe vorbei in die Küche. Es war sehr ordentlich und gemütlich in der Küche. In einer Vase standen frische Blumen und es duftete, als ob noch vor wenigen Stunden ein leckerer Braten im Ofen geschmort hatte. Ich sah meine Tasche auf der Theke liegen und wollte gerade noch ihr greifen, als sich plötzlich zwei starke Arme links und rechts von mir an der Theken abstützten. Ich spürte die Hitze, die von seinem Körper ausging und versuchte die innere Wölfin in mir zu kontrollieren, die ihm am liebsten sofort das Shirt vom Leib gerissen und sich ihm hier und jetzt vollkommen hingegeben hätte. Es war Monde her, dass ich körperliche Nähe zugelassen hatte und meine Wölfin war ausgehungert. Mein Atem wurde schwer.
„Wieso bist du bei Vollmond im Wald weggelaufen?" Seine tiefe Stimme vibrierte in seinem Brustkorb. Einen Zentimeter mehr und seine Brust würde meinen Rücken berühren. Ich merkte, wie mir die Röte in die Wangen stieg und mein Herz sich überschlug. Und wenn das nicht genug meines verräterischen Körpers war: „Du..", er hielt inne und holte tief Luft, „du bist erregt", stellte er fest und ich hörte, dass er bei seinen Worten schmunzelte. Göttin, wie peinlich. Ich kniff die Augen zusammen und schüttelte den Kopf. Ich drehte mich zwischen seinen Armen um, sodass unsere Gesichter nur wenige Zentimeter von einander entfernt waren. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn herausfordernd an.
„Das hättest du wohl gerne.", erwiderte ich schwach. Aber im Augenblick betrieb ich nur Schadensbegrenzung.
„Hmm..", er lehnte sich weiter vor ließ seinen Blick genüsslich über mein Gesicht und Hals wandern, bis er an meinen Brüsten hängen blieb. Diese wurden durch meine verschränkten Arme noch mehr betont, sodass ich schnell meine Arme fallen ließ. William grinste und sein Blick schoss zurück zu meinen Augen. Eisgrau auf Gold.
Ach scheiß drauf! Mein Körper übernahm die Führung, ich hörte mich noch wie eine Ertrinkende nach Luft schnappen, bevor seine Lippen auf meine trafen und die ganze Anspannung explodierte. William hob mich an den Hüften hoch und setzte mich auf die Küchentheke, während ich an seinem T-Shirt zog. Meine innere Wölfin tobte. Seine Hände waren überall und doch war es nicht genug. „Mehr..", bettelte ich. William knurrte an meinem Hals, während er mich von meinem Pullover und den Jeans-Shorts befreite. „Seit ich dich das erste Mal in diesen kurzen Jeans gesehen habe, wollte ich sie dir ausziehen", flüsterte er an meinem Ohr, bevor er mich wieder hochhob und quer durch wie Wohnung aufs große Sofa legte. William stand mittlerweile in voller Pracht vor mir, während ich bin aus meinem BH schälte und ihn achtlos beiseite warf. William zog mich auf sich und ich setzte mich rittlings auf ihn. „Hm.. Ja!", stöhnte ich, als er in mich glitt und ich begann ihn zu reiten. Ich krallte mich in seine Haare und spürte wie die Lust meine Verwandlung in Gang setzte. Meine Fingernägel wurden spitzer und meine Zähne schärfer, während ich William und mich immer weiter zur Ekstase trieb. „Baby, sieh mich an!", verlangte William. Und dann tat das Band den Rest. Ich verlor mich in William, offenbarte mein Innerstes und konnte nicht wegsehen. Ich wollte die Augen schließen, doch die Verbindung zwischen uns war zu stark. Auch William gab sich völlig hin und in diesem perfekten Moment der vollkommenen Erfüllung gab es nur uns zwei auf der ganzen weiten Welt.

Grey on GoldWhere stories live. Discover now