Epilog

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5 Jahre später

Waffen, Drogen, Gewalt und Kriminalität. Daran dachten die meisten, wenn sie hörten, dass ich  bei den Special Operations Forces arbeitete. Sie hatten nicht Unrecht.
Aber wenn man mich fragen würde, was das Beste an meinem Job war, würde ich mit dem genauen Gegenteil antworten. 
Ich liebte es explosive Situationen friedlich zu entschärfen.
Mit der Zeit hatte ich ein gutes Gespür für andere Menschen entwickelt. 
Das Gefühl, wenn man merkte, dass sich die  Spannung in der Luft langsam löste, war unvergleichlich. 
Auch jetzt pulsierten noch immer Glückshormone durch meinen Blutkreislauf.
Sie waren die Belohnung für meinen letzten Einsatz.
Heute hatten wir ein kleines Mädchen, was für ein paar Tage verschollen war, wieder nach Hause gebracht. 
Den Ausdruck in den Augen ihrer Eltern werde ich nie vergessen.
Bei dem Gedanken an die kleine Familie breitete sich ganz automatisch ein Strahlen in meinem Gesicht aus.
"Wenn ich dich nur einmal so zum Lächeln bringen könnte, wie es dein Job tut." 
Alex schlenderte lässig auf mich zu und sah dabei so cool aus, als wäre er gerade einem "Hugo Boss" - Werbespot entsprungen. 
Sein Präsidium war keine 100 Meter von meiner Zentrale entfernt.
Seit er die Sondereinheit leitete, hatte er es geschafft die Arbeit des ganzen Teams auf ein komplett neues Level zu heben. 
Ich war unglaublich stolz auf ihn. 
Irgendwann, wenn ich für mich selbst genug Erfahrung gesammelt haben werde, möchte ich wieder mit Alex zusammen arbeiten. Wir wären ein unschlagbares Team. 
Das waren wir schon jetzt. 
"Hallo, schöner Mann."
Grinsend schlang ich meine Arme um seinen Hals und legte meine Lippen auf seine.
Die Sanftheit seines Kusses jagte 1000 kleine Stromstöße durch meinen Körper.
Raum und Zeit zogen bedeutungslos an mir vorbei.
Als Alex sich von mir löste, fiel es mir schwer, mich wieder in der Wirklichkeit zurechtzufinden.
"Hallo, schöne Frau.", erwiderte er grinsend. "Bist du hier fertig? Können wir los?"
"Gleich." Erneut stellte ich mich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen zärtlichen Kuss.
"Jetzt können wir gehen."

Als wir beim Eiscafé  ankamen, saß Nate bereits an unserem Stammtisch. 
Wir trafen uns hier jeden Freitag. 
"Du hast in Hawai ja richtig Farbe bekommen.", stellte Alex fest und klopfte seinem Bruder freundschaftlich auf die Schulter.
Nate hatte nach seinem Studienabschluss das Reisen für sich entdeckt. Kaum war er wieder hier, plante er schon die nächste Exkursion in die Ferne.
 "Hey! Du siehst erholt aus.", stellte ich fest und zog meinen besten Freund in eine Umarmung. "Danke. So fühle ich mich auch."
"Wie war's? Hast du Fotos gemacht? Als ich in meiner App gesehen habe, wie fantastisch das Wetter bei dir werden soll, war ich so neid-"
"Hallo Leute!", unterbrach mich Mina. 
Sie und Eddi steuerten Hand in Hand auf unseren Tisch zu.
Die beiden waren so unglaublich süß zusammen.
Mittlerweile war es schon fast 5 Jahre her, dass ich sie knutschend auf der Tanzfläche erwischt hatte.
Wir hatten damals unseren Studienabschluss gefeiert und neben vielen Tränen der Erleichterung, war in dieser Nacht auch jede Menge Alkohol geflossen.
Wahnsinn, wie die Zeit verging.
Mein Lieblingsrotschopf arbeitete mittlerweile bei der Spurensicherung, währenddessen sich Mina auf Cyberkriminalität spezialisiert hatte.
"Hi, ihr Zwei! Schön, dass ihr das seid!", erwiderte Nate und rutschte ein Stück zur Seite damit die beiden neben ihm auf der Sitzbank Platz nehmen konnten.
"Habt ihr schon bestellt?" Eddi griff nach der Eiskarte und blätterte konzentriert darin herum. 
"Noch nicht. Wir sind auch gerade erst angekommen." Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Das war typisch Eddi! Er konnte es jedes Mal kaum erwarten endlich sein Eis zu bekommen.
"Ich liebe dieses Lächeln." Alex beugte sich zu mir herüber und drückte mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange. Ein warmes Gefühl breitete sich in meinem Körper aus.
Ich drückte seine Hand und die Liebe zu ihm durchströmte mich so intensiv, dass sie sich fast überschlug. 
"Wie kann man nach über 6 Jahren Beziehung nur..." Mina fuchtelte seltsam mit ihren Händen herum. "... soooo sein. Ihr solltet mal einen Beziehungsratgeber schreiben oder so."
"Also ich würde ihn kaufen." Nates Augen funkelten amüsiert.
"Danke, falls wir irgendwann arbeitslos werden sollten, behalten wir das als Plan B im Hinterkopf.", erwiderte ich grinsend und nahm ebenfalls eine der Karten, nur um schließlich doch wieder das Gleiche wie immer zu bestellen. 

"Mhhhh, dieses vegane Schokoeis ist ein Gedicht!", nuschelte Nate genüsslich.
Eddi nickte zustimmend, während er immer mehr Eis in seinem Mund verschwinden ließ.
"Du redest, wie mein Opa. Aber oh mein Gott, ja! Das ist es!" Mina seufzte genüsslich. Mit der Eisschicht um ihre Lippen herum, erinnerte sie mich irgendwie an die Katze unserer Nachbarin. 
"Wenn du das Eis weiterhin so großflächig in deinem Gesicht verteilst, kannst du es gleich als Selbstbräuner benutzen.", sagte Alex ginsend und schob sich selbst einen weiteren Löffel seines Himbeersorbets in den Mund. 
Unser Lachen wurde von einem hektisch heraneilenden Elias unterbrochen. Im nächsten Moment kam auch Maja auf uns zugehastet.
"Sorry, dass wir jetzt erst da sind. Im Krankenhaus ist zur Zeit die Hölle los. Kurz vorm Feierabend wurde noch eine Hüft-OP reingeschoben." Entschuldigend sah Elias mich an. 
"Schon gut, Bruderherz. Setzt euch! Ihr seht ganz schön fertig aus."
"Danke für die Blumen." Elias ließ sich, wie ein Sack Kartoffeln auf den Stuhl neben mir plumpsen. "Es macht echt Spaß, aber diese Arbeitszeiten..." Er ließ stöhnend seinen Kopf nach hinten gegen die Lehne sinken.
Maja bestätigte seine Aussage mit einem halbherzigen Gähnen. 
"Denk einfach immer an unser Ziel, mein Schatz. Wenn wir erstmal genug Erfahrung gesammelt haben, machen wir unsere eigene Praxis auf. Dann sind wir selbst unsere Chefs."
Elias nickte und dieses ganz bestimmte begeisterte Glänzen kehrte zurück in seine Augen.
Ich genoss jede Sekunde mit ihm noch viel bewusster seit wir nicht mehr zusammen wohnten.
"Leute, ihr hättet heute Maja im OP sehen sollen. Sie war fantastisch! Wir hatten eine Patientin, die fast 70 % ihrer Körperoberfläche mit heißem Wasser übergossen hatte und eine Vollnarkose abgelehnt hat. Maja hat das unglaublich gelöst. Stellt euch vor..."
Und so wanderte der Zeiger auf der Uhr immer weiter. 
Wir brachten uns alle auf den neusten Stand, lachten gemeinsam und aßen literweise köstliches Eis.
Irgendwann waren unsere Eisbecher leer und der Himmel dunkel.
Nachdem wir uns voneinander verabschiedet hatten, machten Alex und ich uns auf den Heimweg.
Das unendliche Meer aus Sternen über uns erinnerte mich an die Grenzenlosigkeit von allem. 
Für einen Moment spürte ich, wie klein und unbedeutend ich für das Universum in Wahrheit war.
Bis ich in Alex' Augen sah. 
In seinem Blick lag so viel Bewunderung und Liebe, als wäre ich das Beste und Schönste auf dieser Welt. 
Er legte seine Hände an mein Gesicht und zog mich näher zu sich heran.
"Der Nachmittag mit dir war schön." Ein atemberaubendes Lächeln schlich sich auf seine Lippen. "Ich bin so glücklich, wie noch nie in meinem Leben. Wegen dir."
Mein Bauch begann zu kribbeln und ein dicker Kloß bildete sich in meinem Hals. 
"Ich liebe dich und weiß, dass wir alles schaffen werden, egal, was noch auf uns zukommt."
"Ich weiß. Wir beide. Gemeinsam. Ich liebe dich so sehr.", wisperte ich mit erstickter Stimme. 
Er hatte keine Ahnung, wie viel mir seine Worte bedeuteten. 
In den letzten Jahren war so viel passiert.
Wir hatten uns gefunden. Alex hatte recht. Egal, was noch auf uns zukommen würde, wir würden alles schaffen. 
Weil wir einander hatten.
Und das war alles, was zählt.


GeneticWhere stories live. Discover now