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Die nächsten Tage vergingen, wie im Flug. Ich sah Alex jeden Tag und immer wieder warf er mir eigenartige, lange Blick zu. Als ich am Freitag nach einer weiteren Trainingseinheit die Turnhalle verließ hörte ich Schritte hinter mir.

„Hey, warte mal." Ich drehte mich um. Alex stand vor mir. Seine meerblauen Augen musterten mich und drohten mich in ihren Bann zu ziehen. „Hast du mal einen Moment?", er lächelte mich an.

Da war schon wieder diese angenehme Leichtigkeit zwischen uns, wie letzten Montag, oder bildete ich mir das nur ein? Wie automatisch lächelte ich zurück und nickte. „Klar, schieß los." Schieß los? Ernsthaft? Jetzt reiß dich mal zusammen Emma.

Ich spürte wie die Hitze mir ins Gesicht schoss. Der Typ brachte mich echt total durcheinander. Das kannte ich nicht von mir.

Alex grinste nur noch mehr.

„Du bist niedlich." Kurz schien er geschockt zu sein, die Worte laut ausgesprochen zu haben, fing sich jedoch genauso schnell wieder und deutete auf eine Bank ein paar Meter von uns entfernt. Jetzt hatte mein Kopf definitiv die gleiche Färbung, wie ein Stopp-Schild. Er hatte mich niedlich genannt.

Das Nilpferd in meinem Bauch schoss Konfetti und mein Herz schlug Purzelbäume. Wieso reagierte ich so stark auf einen doofen Satz. Oh Gott, ich musste mich wirklich in den Griff bekommen. Ich atmete tief durch, dann setzte ich mich zu Mr. Perfekt auf die Bank und sah ihn erwartungsvoll an.

„Deine Blutwerte sind da. Und uns ist etwas Ungewöhnliches aufgefallen." Nein. Er war nett zu mir weil ich krank bin? Er schien meinen panischen Gesichtsausdruck zu deuten und hob abwehrend die Hände. „Nichts Schlimmes."

Sein Blick war so intensiv, dass ich das Gefühl hatte, er würde in meinen Kopf sehen und jeden einzelnen Gedanken hören.

„Du trägst ein Gen in dir. In den letzten Jahren hat die Forschung inoffiziell herausgefunden, dass Menschen mit diesem Gen besonders herausragend in Stresssituationen reagieren, sowie besondere körperliche Fähigkeiten besitzen." Mein Kopf drehte sich. Ich? Besondere körperliche Fähigkeiten?

„Du hast sicherlich schon einmal von dem Phänomen gehört, dass Mütter nach einem Autounfall plötzlich sogar ein Auto anheben können um ihr Kind zu retten oder?" Ich nickte nur perplex.

„Dieses Gen hat eine ähnliche Wirkung. Träger können schneller und logischer Handeln. Und sie haben mehr Kraft. Bei deinem Aufnahmetest hast du mich bereits extrem überrascht. Für dich scheint das alles normal zu sein. Das ist es jedoch ganz und gar nicht. Als ich dich dann am Montag bei der Verteidigung gegen Steve gesehen habe, war es mir schon fast klar."

Er sah mich wieder mit diesem intensiven Blick an und ich konnte nur zurück starren. So saßen wir eine Weile da. Dann räusperte ich mich.

„Sorry, aber das klingt alles so unrealistisch." Alex nickte. „Ich verstehe, wie du dich fühlst."

„Hast du es auch?"

Er zögerte kurz, dann nickte er. „Du bist der erste andere Träger den ich persönlich treffe. Jede Polizeiakademie wird darauf angesetzt auf besonders hervorstechende Leistungen zu achten, doch das Gen ist, wie gesagt, extrem selten. In anderen Ländern und Städten soll es vereinzelt andere geben."

Ich hatte das alles immer noch nicht richtig verstanden.

„Und was heißt das jetzt für mich?", meine Stimme klang genauso unsicher, wie ich mich fühlte.

„Du wirst ganz normal weiter studieren, als wäre nichts und ich werde dich mit auf echte Einsätze nehmen. Dort kann ich dich besser trainieren. Ab jetzt werden wir ziemlich viel Zeit miteinander verbringen." Er grinste schief und mein Herz begann, wie wild zuschlagen.

„Ach ja, und überleg dir gut mit wem du darüber sprichst. Sollte dieses Wissen an die falschen Menschen geraten kann das eine große Gefahr für dich darstellen. Ich habe es niemandem erzählt.", Alex sah mich nachdenklich an. „Bis auf dir. Und ich glaube das ist auch besser so." Unbewusst lehnte er sich ein Stück zu mir vor, so dass ich seinen warmen Atem auf meiner Haut spüren konnte.

Vor lauter Spannung hielt ich die Luft an und schaute ihm einfach nur in die Augen. Ein lautes Piepen holte mich in die Realität zurück und ich kramte schnell mein Handy aus der Tasche. Eine Nachricht von Nate.

Diese unerträgliche Spannung zwischen uns brachte mich noch um. Spürte er das auch? Alex wirkte für einen kurzen Augenblick durcheinander, oder deutete ich das alles falsch? Jetzt lag zumindest wieder eine Leichtigkeit in seinem Blick, als wäre nie etwas geschehen.

„Dann bis Montag." Er stand auf und ging ohne sich auch nur einmal umzudrehen.

Für ein paar Minuten blieb ich noch auf der Bank sitzen und starrte auf den Platz, wo Alex eben noch gesessen hatte.

Diese komische Gen-Sache ging einfach nicht in meinen Kopf.

Doch es schien, als wäre das alles eine ganz neue Chance für mich. Ich würde zu echten Einsätzen mitgehen. Ich würde meinen Traum verwirklichen. Ich durfte das auf keinen Fall kaputt machen. Und diese spannungsgeladenen Momente zwischen Alex und mir mussten definitiv aufhören.

Er war mein Trainer, nicht mehr und nicht weniger. Das musste jetzt nur noch mein blödes Herz verstehen.




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