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Am nächsten Tag fühlte ich mich deutlich ausgeruhter.

Die Tatsache, dass wir heute nur 2 Vorlesungen hatten, trug außerdem nicht unwesentlich zu meiner guten Laune bei.

Die ersten 90 Minuten verbrachten wir mit Professor Morris.

Danach gingen wir alle in Richtung Sporthalle. Anders als sonst wurde die kribbelige Freude Alex wiederzusehen von einem bleiernen Gefühl der Enttäuschung verdrängt. Dass er ständig zwischen charmant und abweisend wechselte machte mich nicht nur irre, sondern langsam auch ziemlich wütend.

Als Mina und ich in Sportsachen die Turnhalle betraten war unser Trainer bereits da. Sofort spürte ich seinen Blick auf mir, doch anstatt diesen zu erwidern starrte ich intensiv die Bank an, auf die wir zugingen. Ich hätte nicht gedacht, dass es mir so schwer fallen würde ihn nicht anzusehen. Dieser Typ wirkt einfach wie ein verdammter Magnet auf mich. Ein Hoch auf meine Selbstbeherrschung.

Keine 10 Minuten später standen wir alle in Reih' und Glied während wir Alex' Ansprache lauschten.

„Heute ist unser Thema Angriff. Über Polizeigewalt muss ich an dieser Stelle hoffentlich nicht aufklären. Dennoch ist das aktive Angreifen in besonderen Fällen nicht vermeidbar."

Nachdem Alex verschiedenste Übungen vorgezeigt und genau erklärt hatte, wurden wir dazu aufgefordert uns paarweise zusammen zu tun.

„Nimm's mir nicht übel, aber ich glaube wir sind nicht auf einem Level was das Kämpfen anbetrifft. Würde es dich stören wenn ich die Übungen mit Eddi mache?", sagte Mina und lächelte mich leicht entschuldigend an.

„Klar, kein Problem. Ich finde schon jemanden.", erwiderte ich und unterstrich meine Aussage mit einer wegwerfenden Handbewegung.

„Gesucht und gefunden!" Als ich mich nach der Stimme umsah entdeckte ich den Kastenjungen direkt hinter mir. Wie war noch gleich sein Name? Christian.. Collin.. Nein Connor, stimmt. Immerhin schien mein sonst so schlechtes Gedächtnis heute mal zu funktionieren. Ich schenkte dem braunhaarigen Jungen ein dankbares Lächeln, woraufhin sich seine Grübchen in den Wangen vertieften.

Connor stellte sich mit einem langen, geschmeidigen Schritt direkt vor mich. Durch die plötzliche Nähe konnte ich seine Wärme spüren, doch statt des wohligen Schauers, der mir jedes Mal über den Rücken lief, wenn Alex so knapp vor mir stand, fühlte ich rein gar nichts.

"Und, wie gefällt es dir bisher? Wir haben länger nicht mehr miteinander gesprochen. Vielleicht könnte man das ja zukünftig ändern. Hast Lust mal was mit mir zu machen?", fragte mein Gegenüber mit einem koketten Lächeln. Der flirtende Unterton in seiner Stimme war nicht zu überhören. Bevor ich die Chance hatte zu antworten unterbrach mich ein nicht sehr erfreut klingendes Räuspern.

"Wenn ihr beide euch so viel zu erzählen habt, dass es euch daran hindert die Übungen durchzuführen solltet ihr vielleicht eure Partner tauschen." Unser Trainer stand nun so dicht neben uns, dass ich seinen typischen Alex-Duft riechen konnte. Super, seine Laune schien sich seit gestern nicht wirklich gebessert zu haben.

Ich setzte den kühlsten Blick auf, den ich zustande brachte und sah ihn direkt an. Kurz schien sich etwas unter seiner kalten Maske zu verändern, doch es war genauso schnell wieder verschwunden, wie es gekommen war. Hatte ich mir das nur eingebildet? Nein, da war etwas. Ganz sicher.

"Emma, du kommst mit mir. Connor, du übst mit Bryan." Sein Ton duldete keinen Widerspruch. Connor warf mir einen missmutigen Blick zu, bevor er sich von mir abwandt und zu Bryan trottete.

Was war eigentlich Alex' verdammtes Problem? Ich unterdrückte den Impuls trotzig die Arme zu verschränken und einfach stehen zu bleiben. Stattdessen folgte ich ihm und versuchte krampfhaft meine Emotionen unter Kontrolle zu bekommen. Die Genugtuung, dass sein Verhalten mich so aufwühlte wollte ich ihm auf keinen Fall gönnen.

GeneticWhere stories live. Discover now