56 - Solltest du auch mal versuchen

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„Danke?", fragt Liam dümmlich, Wasser tropft von seinem Kinn und er bemüht sich nicht mal, es wegzuwischen, so sehr ist er damit beschäftigt, uns anzustarren und anscheinend nicht ohnmächtig zu werden.

Das Bild wird von Till und Tom vervollständigt, die wie bestellt auf einmal rechts und links hinter ihm auftauchen und jeweils einen Arm auf seinen Schultern abstützen.

Simon nickt. „Tatsächlich ist es gar nicht so schlimm, zu sich selbst zu stehen. Solltest du auch mal versuchen. Das einzig Anstrengende daran sind Leute, die meinen, einem ihren Willen oder ihre Meinung aufzwingen zu müssen."

„Simon, ich–", stottert er los, doch Simon zieht mich schon mit sich.

„Wenn du übrigens an Daphne ran willst", höre ich einen der Zwillinge sagen. „Musst du an uns vorbei und solltest du das tatsächlich schaffen, bricht sie dir die Nase."

Wir steuern auf meine beste Freundin zu, die bereits an ihrem Spind auf uns wartet und klatschend auf und ab hüpft, weil sie natürlich wie sämtliche anwesende Schüler die Interaktion beobachtet hat.

Daphne springt uns entgegen und fällt uns beiden gleichzeitig um den Hals. Die Zwillinge grinsen synchron und halten uns ihre Fäuste zu einem Fistbump hin, während ich immer noch das Gefühl habe, dass ich das gerade alles träume.

•••

„Hast du meine Nachos?", fragt Simon mich am Abend, als er die Reihe der Sitze im halbdunklen Kinosaal entlang auf mich zugeht.

Kauend und mit einem frechen Grinsen halte ich die riesige Nachoschale hoch und er fasst sich erleichtert an die Brust. „Ich dachte schon, einer von den anderen hätte sie sich geschnappt."

Entspannt lässt er sich in den Sitz neben mir fallen und schnappt genüsslich nach einem Nacho mit Dip, den ich ihm hinhalte.

„Ich hab uns sogar noch eine Tüte Gummibärchen besorgt", kichere ich und seine Augen weiten sich begeistert.

„Oh! Hast du nach herzhaften Sachen auch immer so Lust auf was Süßes?"

Ich nicke eifrig. „Und wie!"

„Die teilt ihr aber mit uns, oder?", ruft Ryan von der Seite und streckt seine Hand aus, um seiner Begleitung, die niemand geringeres ist als Gloria, höflich den Weg zu weisen.

Daphne hatte gestern nach der Schule Erbarmen mit ihm und Gloria per Textnachricht zu einem Gruppendate im Kino überredet. Zu unserer aller Verblüffung war Ryan den gesamten Abend bisher recht wortkarg und dafür aber extrem höflich und zuvorkommend.

Simon und ich sind uns nicht sicher, ob es nur an Gloria liegt oder an seiner neuen Zahnspange. Auf jeden Fall scheint sich beides positiv auf sein Gorillaverhalten auszuwirken.

Neben mir raschelt es und ich entdecke Daphne und die Zwillinge, die von der anderen Seite die Reihe entlangkommen. „Wo wart ihr denn so lange?", zische ich ihr zu.

Sie rollt mit ihren Augen und winkt ab, das Schmunzeln von allen dreien lässt mich jedoch vermuten, dass sie noch etwas Tollphne-Zeit miteinander im Auto verbracht haben.

„Morgen nach der Schule bin ich bei dir", zischt sie mir zu und zeigt auf die anderen Jungs. „Die haben Training, dann haben wir mal wieder Zeit für uns."

„Ihr könnt auch beim Training zugucken", schlägt Simon grinsend neben mir vor und greift nach meiner Hand. „Eric weiß jetzt sogar schon den Unterschied zwischen Quarterback und Running Back."

„Oh, kannst du mir das erklären?", flüstert Gloria mit ihrem mexikanischen Akzent herüber. „Ich denke immer, die laufen alle nur hinter dem Ball."

„Nein, also der Quarterback hat den Ball und dann kommt es auf die Strategie an, die–", erklärt Ryan ihr geduldig, während sie ihm aufmerksam interessiert zuhört.

Das Licht im Saal wird gedimmt und jemand zischt ein lautes „Shhhht!".

„Was für einen Film gucken wir überhaupt?", raunt Simon neben mir, seine Hand fest um meine geschlossen.

Ich grinse nur vor mich hin, als der Einspieler beginnt, man auf weite Prärie blickt und neben uns Daphnes Schrei ertönt.

Ende

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Wisst ihr eigentlich, dass mir diese abschließenden Worte immer am allerschwersten fallen?

Ich würde lieber noch ein weiteres Buch schreiben, als hier ein paar Zeilen zu verfassen.

Und das nicht, weil es mich nervt, sondern weil ich immer befürchte, irgendwen oder irgendwas zu vergessen oder etwas Falsches zu schreiben oder einfach nicht ausdrücken zu können, wie sehr ich mich darüber freue, dass ihr meine wirren Ideen lest.

Also einfach DANKE an jeden Leser, danke für jeden lieben Kommentar, danke für jedes Sternchen, danke fürs Mitfiebern, danke, dass ihr meine Charaktere (oder mich?) manchmal schütteln wolltet, danke einfach! Das bedeutet mir echt so, so, so viel!

Eure Hazel

Begeisterung | ✓Where stories live. Discover now