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Felicia:
Die Seile aus Ranken drücken mir das Blut ab. Meine Hände werden immer kälter und meine Augen immer schwerer. Ich weiß nicht was hier gerade passiert. Ich weiß auch nicht wie ich hier rauskommen soll. Um mich herum sind überall Wächter mit dem lila Dreieck an der Uniform. Im Raum verteilt sehe ich meine Mitschüler und Freunde. Alle hilflos und in irgendeiner Art gefesselt. Ein paar Meter vor mir ist Leander an einer Wand befestigt. Dornen drücken sich durch seine Uniform in seinen Körper. Sind wir Geiseln? Gefangene?
„Na hübsche." ein junger Mann setzt sich neben mich auf das Sofa und betrachtet mich. Aus Prinzip gucke ich in die andere Richtung.
„Na na na!" der Mann drückt meinen Kopf in seine Richtung und zwingt mich ihn anzusehen. Ein dichter Bart verdeckt fast sein halbes Gesicht. Unter der Kaputze Blitze. Pech schwarze Haare raus und seine Augen sehen finster aus. Er ist das, was man sich unter einem Bösewichit in einem Buch vorstellt. Eigentlich fehlt nur noch die Narbe am Auge.
„Was hast du?" er streichelt mit seiner Hand über meine.
„Fuck! Aua man." er schüttelt seine Hand aus, welche ich ihm gerade verbrannt habe.
„Man Seb! Das ist das Decanter Mädchen. Pass auf bei der." ruft Matteo von irgendwo.
„Aber auch nicht zu doll. Gegenüber von dir hängt ihr Lover!"
„Der ist ihr..." sagt Seb neben mir.
„Ist das nicht der Kampfmeister und Sohn des allmächtigen Großmeisters? Leandro oder?"
„Ich heiße Leander du Wichser!" knurrt Leander gegenüber von uns.
„Süß. Verbotene liebe und so. Keine Sorge... wir finden das nicht schlimm." sagt Seb und lehnt sich nach hinten, dabei legt er seinen Arm hinter mir auf der Lehne ab und verbrennt sich prompt wieder an mir.
„Lass das doch jetzt." meckert er.
„Mach mich frei und ich kann es lassen." zicke ich zurück.
„Hör auf ihn anzuzicken." ein Mädchen läuft an uns vorbei. Ihre Finger machen eine kurze Bewegung und plötzlich schlingt sich eine Ranke um meinen Hals. Sie ist noch nicht zu fest, ich habe aber trotzdem schon das Gefühl weniger Luft zu bekommen.
„Du bist also die Freundin von unserem liebsten Leander?" ein zweiter Typ setzt sich auf meine andere Seite und fängt an mit meinen Haaren zu spielen. Ich versuche meinen Kopf weg zuziehen, komme aber dank der Ranke an meinem Hals nicht weit.
„Ich und Du haben das selbe Element meine süße. Du kannst mir nicht wehtun. Zumindest nicht über deine traurige Hautverbrennung. Daher kann ich auch das hier machen." der Typ lässt seine Hand über mein Gesicht, meinen Hals runter wandern. An meinem Schlüsselbein stoppt er kurz, weil Leander in dem Moment aufschreit. Er wehrt sich so sehr gegen die Ranken, dass sie immer fester werden und die Dornen immer größer. Aus seinem Ärmel läuft Blut heraus und tropft auf den Boden unter ihm. Viele der anderen Wächter, die hier festgehalten werden, schauen beschämt zur Seite. Sie können mir nicht helfen, ohne dass sie sich selbst verletzen. Flora und Luise sind mit die einzigen die mich ansehen. Ich kann Luises glasigen Augen sehen und die Tränen die ihre Wange runterlaufen.
„Lass sie verdammt nochmal in Ruhe!" knurrt Leander und gibt es auf sich zu befreien. Die Pflanze wird sich nur immer mehr zu ziehen.
„Naw... zu schwach deine Freundin zu beschützen?" seine Hände wandern weiter und ich versuche mich mit aller Kraft zu wehren. Ich versuche mich loszureißen trete um mich, soweit mein Bewegungsradius es zulässt. Es bringt nichts. Die Ranken lockern sich nicht und mit meinen Füßen treffe ich auch nichts und niemanden. Stattdessen wandert die Hand auf meinem Körper über meine Brust immer weiter.
„Antonio es reicht erstmal!" ruft Matteo und kommt die Treppen runter zu uns.
„Draußen sammeln sich immer mehr Truppen. Unsere Männer kommen nicht mehr rein. Die hocken hinter den Hügeln."
„Dann sollen sie halt drüber laufen." sagt Seb verwirrt. Okay... ich glaube er ist der dumme aus der Truppe.
„Bist du blöd?" fragt Antonio neben mir.
„Die werden sofort beschossen, wenn sie sich blicken lassen." sagt Matteo.
„Und jetzt?" fragt eine Frau.
„Abbruch?"
„Nein!" faucht Matteo.
„Wie willst du das hier abbrechen? Wir kommen hier nicht raus, haben nicht genug Kreuze um von hier zu springen, zudem werden wir nie wieder soweit kommen."
„Matteo da draußen sind bestimmt schon 15 Truppen. Wenn die hier rein stürmen, haben wir keine Chance." mischt sich jemand anders ein.
„Ich habe hier drinne den verdammten Sohn der Direktorin und des Großmeisters. Wenn die hier rein stürmen, wissen die das ich ihn zuerst töte. Sie werden es nicht wagen."
„Matteo falls ich dich drauf hinweisen darf, mein Vater wird mich hier nach wahrscheinlich sowieso rausschmeißen oder selber töten. Ich glaube er würde das Risiko eingehen." sagt Leander. Er hängt gefesselt an einer Wand, muss aber trotzdem noch Sprüche machen... wäre er still würde ich mir auch Gedanken machen.
„Klappe Buchner!" motzt Matteo.
„Bringt sein Vater ihn wirklich um?" wendet sich Seb an mich. Kurz bin ich verwirrt... ich meine er hält mich hier fest und fragt mich dann nach Rat?
„Ja wahrscheinlich!"
„Wieso, was hat er angestellt?"
„Er hat ihm von mir erzählt." sage ich trocken und Seb kichert plötzlich wie ein kleiner Junge.
„Darf ich dich was fragen?"
Seb nickt zustimmend.
„Wo ist Matteos Bruder Mario?"
„Abgesprungen. Der wollte glaube ich nie wirklich mitmachen. Und vor zwei Tagen ist er ganz rausgegangen. Verräter." erklärt Seb.
„Wieso spricht sie?" brüllt Matteo plötzlich durch den Raum.
„Tom."
Ein Mann bewegt sich auf mich zu, grinst, hebt seine Hand und lässt sein Element frei. Die Luft drückt so stark gegen meinen Hals, das ich keine Luft mehr bekomme. Meine Luftröhre fühlt sich so an, als würde sie gerade zerquetscht werden. Mein sowieso schon müder Körper dämmert langsam weg. Meine Augen werden immer schwerer und ich höre noch jemanden schreien, bevor ich vollständig weg bin.

Wächter der ElementeWhere stories live. Discover now