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Leander:
Felicias leise Stimme, zieht mich aus meinem Halbschlaf.
„Bist du noch wach?"
„Ja." brumme ich und öffne meine Augen.
„Kann ich mich zu dir setzen?"
„Klar. Komm her." ich setze mich auf und sie setzt sich im Schneidersitz neben mich. Unentschlossen schaut sie in mein Gesicht. Ich versuche im Dunkeln irgendwas in ihrem Blick zu erkennen.
„Kannst du nicht schlafen?" frage ich und sie schüttelt mit dem Kopf.
„Irgendwie ist es komisch in einem fremden Zimmer zu schlafen. Außerdem schlaf ich nicht gerne allein." sie grinst mich müde an.
„Soll das etwa ein Angebot sein?" Ich ziehe meine Augenbrauen hoch und betrachte sie.
„Vielleicht."
„Das gehört sich aber nicht. Ich bin doch ein Wächter der Elemente, ich halte mich an Regeln und werde nicht mit irgendeinem Mädchen in einem Bett schlafen." witzel ich.
Sie boxt mich leicht in die Seite.
Eine kurze Zeit schaut sie abwesend an mir vorbei in den Garten. Ich weiß nicht was gerade alles in ihrem Kopf herumschwirrt, aber ich weiß, dass irgendwas sie belastet.
„Glaubst du die schmeißen mich raus?" fragt sie irgendwann ganz ruhig. Kurz überlege ich, sie anzulügen. Ihr Zusagen ich wäre vollkommen überzeugt, dass das nicht passieren wird, entscheide mich aber dagegen.
„Ich weiß nicht. Ich hoffe nicht, kann es dir aber nicht versprechen. Meine Mutter wird das hier hoffentlich irgendwie noch verstehen und sich für dich einsetzen. Ich kann mir nicht vorstellen, das sie dich einfach rausschmeißt. Das mit uns ist ein Schock für sie gewesen und den muss sie erstmal verarbeiten. Und dann wird sie verstehen, das es falsch wäre den wenigen Stimmen nachzugeben, die dich raus haben wollen." sage ich überzeugt.
„Ich glaube daran, das es irgendwann gut wird. Wir werden diese beschissenen Regeln Abschaffen, dieses Tabuthema zu keinem Thema machen und und die verklemmten Arschlöcher können sich verpissen. Wenn es nicht sofort passiert, dann halt erst später. Aber wenn du wirklich gehen musst, komme ich mit und werde der verdammten Welt davon erzählen, dass ich eine Feuerwächterin liebe."
Noch bevor sie ihre glänzenden Augen verstecken kann, ziehe ich sie an mich heran und küsse sie. Ich halte sie fest und spüre wie ihr angespannter Körper sich immer mehr entspannt. Nach einer Weile einfach so dar liegen, schläft Felicia ruhig in meiner Umarmung. Während ich ihrer ruhigen Atmung zuhöre und vorsichtig über ihren Rücken streichle, nehme ich oben auf der Galerie eine Bewegung war. Felicias Mutter Elodie steht oben und schaut zu uns herunter. Kurz überlege ich Abstand zu Felicia zunehmen, was schwer wäre mit ihrem Körper auf meinem. Stattdessen schaue ich Elodie nur an und sehe in der Dunkelheit ein zufriedenes Lächeln in ihrem Gesicht. Kurz darauf verschwindet sie schon wieder im Bad.
Ich glaube sie hat es sowieso schon vermutet. Wir haben in ihrer Gegenwart zwar nicht offen über uns geredet, aber auch kein Geheimnis daraus gemacht. Wenn es schon in der Schule aufgefallen ist, in der wir wirklich nichts auffälliges getan haben, muss es hier eigentlich allen aufgefallen sein. Ich hoffe einfach das sie wissen, dass ich alles für Felicia tun werde, damit es ihr gut geht.

„Leander dein Handy!" brummt Felicia müde und genervt und hält mir mein Handy direkt vor die Nase. Ein Anruf meiner Mutter. Echt jetzt? Morgens um 8:30 Uhr...
„Leg es weg." murre ich und schließe wieder meine Augen. Ein paar Sekunden höre ich noch den Klingelton, bis der Anruf irgendwann abgebrochen wird. Keine fünf Minuten später ertönt der nervige Ton erneut. Benes Name erscheint auf dem Bildschirm.
„Bene ich schlafe noch!" sage ich und kneife meine Augen zusammen. Es ist draußen schon hell und meine Augen müssen sich erstmal daran gewöhnen.
„Das ist mir egal! Deine Mutter möchte mit dir sprechen." höre ich ihn angespannt sagen.
„Ich weiß."
„Leander bitte." seine Stimme nimmt einen fehlenden Ton an.
„Ich stehe gerade morgens um halb neun in Boxershorts vor meiner Direktorin, und möchte diese Situation gerne so schnell wie möglich verlassen, also geh bitte an dein Handy und klärt das unter euch."
„Irg..." stoße ich aus.
„Ja ich melde mich bei ihr."
„Danke. Ich ruf später nochmal an." er beendet das Telefonat und kurz darauf nehme ich den Anruf meiner Mutter an.
„Leander wo seid ihr?"
„Du kannst doch nicht einfach bei meinen Freunden morgens anklopfen."
„Leander wo zur Hölle seid ihr? Hier ja scheinbar nicht."
„Wir mussten mal raus. Keine Ahnung wie lange ihr für eure Entscheidung braucht, aber solange sind wir erstmal weg."
„Das kannst du nicht machen." schimpft meine Mutter und ich widerspreche ihr.
„Doch. Wir Schüler dürfen außerhalb der Unterrichtszeiten das Schulgelände und Internat verlassen. Wir sind nicht dazu verpflichtet in unsrem Zimmer zu schlafen. Wir haben kein Unterricht, ich bin kein Kampfmeister mehr, wir haben keine Pflichten, also können wir hier sein wo wir sind."
Ich spüre Felicias Blick auf mir. Sie ist neugierig was meine Mutter zusagen hat, und ich mache den Anruf auf Lautsprecher.
„Gibt es schon eine Entscheidung?" frage ich.
„Nein! Viele sind sich unsicher und wollen sich noch nicht entscheiden." erklärt meine Mutter.
„Und du? Hast du dich schon entschieden?"
„Nein!"
„Nein?" frage ich nochmal, um sicher zugehen mich nicht verhört zu haben.
„Nein ich habe mich noch nicht entscheiden. Gestern hatte ich eine klare Antwort, die habe ich jetzt aber nicht mehr. Ihr kommt heute Abend zum Essen zu mir. Ihr beide! Ich möchte euch zuhören und es verstehen."
„Was? Echt jetzt? Okay! Also..." ich schaue kurz Felicia an.
„Willst du das?" flüstere ich leise und sie nickt.
„Wir kommen." sage ich zu meiner Mutter.
Sie verabschiedet sich und legt auf.
„Warum? Also was hat sie..."
„Keine Ahnung." falle ich Felicia ins Wort.
„Wir können den Tag hier aber noch genießen." sage ich und richte mich etwas auf.
„Lass uns, uns fertig machen." ich gebe ihr einen Kuss auf die Stirn und lege die Decke zur Seite.
„Oben sind Geräusche zuhören, was darauf schließen lässt, dass deine Eltern hier gleich auftauchen."

Wächter der ElementeWhere stories live. Discover now